Waldbrand-Tragödie: Mehr als 95 Tote 2017

Ex-Hurrikan Ophelia trägt Mitschuld an der neusten Waldbrand-Tragödie in Portugal: Kurz vor dem heiß ersehnten Einsetzen von Regenfällen hat das von starker Trockenheit und Hitze geplagte Land seine zwei schlimmsten Tage mit Wald- und Busch-Bränden in diesem Jahr erlebt. Stürmische Winde am Rande des nach Irland ziehenden Wirbelsturms fachten am Sonntag und Montag, 15. und 16. Oktober, mehr als 500 ausgebrochene Brände zusätzlich an. Die Feuer waren, teilweise wohl durch Brandstiftung, hauptsächlich in der Mitte und im Norden Portugals entstanden. Die Algarve blieb - wie schon das ganze Jahr über - weitgehend verschont. Mindestens 32 Tote in den jüngsten beiden Tagen - die meisten aus den Bezirken Viseu und Coimbra - dürften die Gesamtzahl der Waldbrand-Opfer im Land auf jetzt mehr als 95 ansteigen lassen. Zudem gab es am Wochenende rund 50 Verletzte. Einige befinden sich in kritischem Zustand. Sieben Menschen wurden am Montagnachmittag noch vermisst.

Update am Dienstag, 17. Oktober: Die Regierung sprach den Familien der Opfer ihre Anteilnahme aus und ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Laut Zivilschutz sind alle Feuer unter Kontrolle. Durch jüngste Angaben erhöht sich die Gesamtzahl an Waldbrand-Toten in Portugal in diesem Jahr sogar auf über 100.

Update am Mittwoch, 18. Oktober: Innenministerin Constança Urbano de Sousa reichte unterdessen ihren Rücktritt ein, den Ministerpräsident Antonia Costa annahm. Über das soziale Netzwerk Facebook wird für Samstag, 21. Oktober, ab 16 Uhr im Jardim Manuel Bivar in Faro zu einem Schweigemarsch mobilisiert. Er soll das Motto „Ohrbenbetäubende Stille gegen das Feuer" tragen und den Protest „gegen Verantwortungslosigkeit und Mangel an Gerechtigkeit" ausdrücken. Beides habe die Katastrophe begünstigt. Auch soll der Todesopfer gedacht werden, deren Zahl inzwischen mit 42 angegeben wird. 70 Personen seine verletzt, 15 davon schwer.

Waldbrand-Tragödie: Fläche wie Kaliforniens Weinanbaugebiet abgebrannt

Mehrere Häuser und Fabriken brannten am vergangenen Oktober-Wochenende in Mittelportugal nieder, hunderte von Tieren starben in der Feuersbrunst. Noch am Montag kämpften mehrere tausend portugiesische Feuerwehrleute gegen die Flammen-Hölle an. Lokale Behörden beschwerten sich nach Angaben des Fernsehsenders RTP über den Mangel an Ressourcen bei der Bekämpfung.

Dörfer wurden evakuiert, zahlreiche Straßen und Autobahnen gesperrt. Löschflugzeuge und Hubschrauber unterstützten die Bekämpfung der Flammen am Boden. Beobachter sprechen bereits von der schlimmsten Waldbrand-Saison in der Geschichte Portugals. 216.000 Hektar Wald und Buschland sind nach Medienangaben bis Mitte September in dem südwesteuropäischen Land bereits verbrannt. Das entspricht der gesamten Weinanbaufläche Kaliforniens, das im Oktober 2017 auch von Waldbränden mit ähnlich vielen Opfern heimgesucht worden ist.

Waldbrand-Tragödie betrifft Mitte und Norden Portugals

Betroffen von dem jüngsten Katastrophenfall, der für die Region nördlich des Flusses Tejo ausgerufen wurde, sind nach Angaben des portugiesischen Zivilschutzes vor allem die Regionen Coimbra, Castelo Branco und Viseu in der Landesmitte sowie Aveiro im Norden. Im nordspanischen Galicien sind laut Behördenangaben vor allem die Region Pontevedra und die Gegend um die Hafenstadt Vigo betroffen.

Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa sagte wegen der neuerlichen Waldbrand-Tragödie alle Termine bis zur Wochenmitte ab, Ministerpräsident António Costa strich alle offiziellen Termine für heute (Montag). Innenministerin Constança Urbano de Sousa bekräftigte unterdessen, dass sie nicht zurücktreten wolle. Jetzt sei Zeit zu handeln und nicht zu reagieren, wird sie von der Nachrichtenagentur LUSA zitiert. Der Regierungschef stellte sich hinter seine zuständige und mehrfach kritisierte Ministerin. Man dürfe sich nicht täuschen, dass solche extremen Situationen auch in den kommenden Jahren auftreten könnten, sagte Costa.

Waldbrand-Tragödie: Auch Fahrlässigkeit und Terror-Verdacht im Spiel

Der Zivilschutz beklagte in der Fernseh-Berichterstattung über die Waldbrand-Tragödie die Fahrlässigkeit mancher Portugiesen. Der Präsident der Feuerwehr kritisierte die Reduzierung der Kampfmittel und machte eine „Welle terroristischer Organisationen" für die Situation in Portugal verantwortlich. Im ganzen Land bleibt Montag bis 20 Uhr die Alarmstufe Rot ausgerufen.

Insgesamt wirft die Situation derzeit mehr Fragen auf, als dass Antworten vorlägen. Wir haben ja schon häufiger darüber berichtet. Kritiker, vor allem aus Umweltschutzverbänden, werfen dem portugiesischen Staat vor, zum Beispiel viel Geld für die Ausrichtung einer Fußball-Europameisterschaft ausgegeben zu haben, deren Stadien mittlerweile zum Teil verfielen, aber mangels Budgetmittel keine genügend schlagkräftige Infrastruktur für die Waldbrand-Verhütung und Bekämpfung zu besitzen.

Kritisiert wird auch die durch Mittel der portugiesischen Regierung und der EU geförderte Ausweitung des Bestandes an schnell wachsenden und leicht brennenden Eukalyptusbäumen in Monokulturen. Das Holz ist ein viel benötigter Rohstoff für die portugiesische Zellstoff- und Papier-Industrie. Mancherorts werde Rest- und Unterholz nicht beseitigt. Das fange im Sommer sehr leicht Feuer, das kaum zu löschen sei.

Regen soll Waldbrand-Tragödie ein Ende setzen helfen

Das portugiesische Institut für Naturschutz und Wälder ( ICNF) verlängerte die seit Mitte Juni geltende Periode, während der zur Verhütung von Waldbränden besondere starke Einschränkungen für land- und forstwirtschaftliche Gebiete gelten, um weitere 14 Tage bis zum 31. Oktober.

Bis Mittwoch erwarten Meteorologen nun Niederschläge, Gewitter und Abkühlung. Örtlich könnten mehr als 50 Liter Regen fallen, heißt es. Die Mengen seien regional sehr unterschiedlich, aber fast jeder Ort in Portugal bekomme etwas ab. An der Algarve sollen die Tageshöchsttemperaturen auf 21 Grad absinken. In der Nacht zum Dienstag soll es hier die ersten Niederschläge geben - mit einer Wahrscheinlichkeit von 30 bis 60 Prozent.


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