Während ich telefoniere. . .

Telefonieren ist für mich eigentlich nicht mehr möglich, seit die Große das Telefon selber halten kann. 2 schnurlose Telefone sind inzwischen in ihre Spielzeugkiste übergegangen, weil sie zum Telefonieren nicht mehr geeignet waren so oft wie sie sie fallen lassen hat.

Seit sie das Telefonieren nun aber selbst beherrscht und sich mit demjenigen am anderen Ende der Leitung (meistens Oma oder Opa) ist es aber ganz problematisch geworden. Telefonate mit Oma und Opa kann ich ja noch führen, weil sie ja dann auch zwischendurch den Hörer bekommen kann oder wir zusammen über Lautsprecher telefonieren. Auch kurze Telefonate, z. B. Terminabstimmungen, Arzttermine oder kurze Nachfragen sind möglich, denn das lässt ihre Geduld noch zu, bevor ich wieder für sie da bin. Wenn sie schläft, ist telefonieren meistens auch nicht möglich, weil sie das irgendwie unterbewusst spürt oder hört, dass ich telefonieren und es könnte ja spannend sein, also wird sie dadurch wieder wach.

Was ist aber, wenn ich vorher schon weiß, dass ich mal länger telefonieren muss, ohne dass sie mitreden kann?

Ich habe schon am Abend vorher angekündigt, dass ich am nächsten Tag telefonieren muss und das sehr wichtig für mich ist. Wir lassen immer den abgelaufenen Tag abends Revue passieren und ich erzähle ihr, was wir am nächsten Tag machen. Das funktioniert deshalb gut, weil sie dann schneller einschläft, wenn sie weiß, worauf sie sich freuen kann.

Und gestern stand dieses Telefonat an. Ich erzählte ihr also abends, dass Mama am nächsten Morgen nach dem Frühstück telefonieren muss und dass es länger dauern wird. „Du kannst in der Zeit spielen, Bücher anschauen, auf Deiner Tastatur tippen oder malen", sagte ich. „Wichtig ist, dass Mama sich konzentrieren kann auf das Telefonat und dass Du leise spielst, damit Mama alles hören kann, was am Telefon gesagt wird.". Dass wir danach wieder zusammen spielen und ich dann den ganzen Tag für sie da bin, versprach ich ihr und fragte sie, ob es ok für sie ist und sie mir das verspricht. Sie bestätigte. Rechtzeitig vorher erinnerte ich sie noch einmal daran und wieder bestätigte sie mir, dass es ok für sie ist. Wir aßen noch etwas, sie und auch das Baby bekamen eine neue Windel, das Baby wurde noch einmal gestillt und schlief kurz vorher ein. Es konnte also eigentlich nichts sein.

V orsichtshalber hatte ich die Person am anderen Ende der Leitung schon vorab informiert, dass beide Kinder bei mir sind, denn es hätte ja trotz der ganzen Absprachen sein können, dass ich das Telefonat aufgrund einem tobenden, kreischenden Kleinkind oder einem weinenden Baby spontan abbrechen muss, weil einfach kein Wort mehr zu verstehen ist. Und da war ich der Meinung, dass es besser war, wenn es vorher klar war, dass Kinder im Hintergrund sind, die man auch mal hören könnte.

Ich nahm den Hörer in die Hand und rief an. Die Kleine schlief und die Große spielte seelenruhig mit ihrer Kinderküche, tippte auf ihrer Tastatur oder malte. Irgendwann wurde es ihr aber wohl doch zu langweilig oder meine Aufmerksamkeit mit Blicken und dass ich ihr ab und zu etwas Interessantes zeigte, reichte ihr wohl nicht mehr. Sie stand dann mit herabgelassener Hose ohne Windel vor der Toilette und musste ausgerechnet jetzt „Pipi machen" und sagte mir das auch. Das macht sie sonst nie, aber wenn ich telefoniere, kann man das ja mal machen. Vorher hatte sie schon die gesamte Rolle Klopapier abgerollt. Ommm... ruhig bleiben, einfach nicht kommentieren. Die Spuren konnte ich ja nachher noch beseitigen - also das Klopapier wieder aufrollen. Ich ging also hin, Telefon ans Ohr geklemmt, half ihr ziemlich wortlos, den Sitz auf die Toilette zu legen und setzte sie drauf. Natürlich musste sie nicht und es kam auch nichts und sie war eine Minute später fertig. Also Telefon wieder ans Ohr geklemmt, Kind runter von der Toilette, Windel und Hose wieder angezogen. Ich zeigte ihr dann mit dem Finger vor dem Mund „psssst" und sie spielte noch kurze Zeit weiter. Sie nahm sich dann ihren Kinderstuhl und holte sich alles Kinderbesteck aus der Schublade und verteilte es fein säuberlich auf dem Boden. Na gut - es war erstens nur das Kinderbesteck, womit sie sich nicht verletzen konnte und sie war wieder eine Weile beschäftigt. So what?!

Dann stand sie wieder neben mir und sagte „einmal hallo sagen". Ich schüttelte den Kopf und zeigte ihr wieder mit dem Finger vor dem Mund „pssst". Das wollte sie nun aber nicht mehr wissen und wollte den Hörer haben. „Verdammt", schrie sie. Und am anderen Ende der Leitung hörte ich „süß". Ich zog meinen letzten Joker, bevor die Stimmung komplett kippte und gab ihr mein Handy - als letzte Rettung, um das Telefonat doch noch in Ruhe zu Ende führen zu können. Süßer würde es nämlich garantiert nicht, wenn sie unmissverständlich zu verstehen gibt, dass sie JETZT den Hörer haben möchte. Mit dem Handy kennt sie sich inzwischen bestens aus: sie weiß, wie man Fotos und Videos macht, Fotos anschaut und Notizen schreibt. Emails und Anrufe hat sie noch nicht entdeckt, aber das kann ja jederzeit kommen. Auch Twitter und andere Apps sind ihr noch fremd bzw. Fotos sind spannender. Ich habe sie dann aus dem Augenwinkel beobachtet, dass sie nicht gerade irgendeine wildfremde Nummer vom anderen Ende der Welt wählt oder E-Mails versendet oder fleißig irgendwas löscht. Alles andere war theoretisch wiederherstellbar oder eben nicht so schlimm - verglichen mit dem Telefonat, das mir sehr wichtig war.

Das Telefonat dauerte insgesamt eine Stunde. Die letzten 10 Minuten hatte sie mein Handy in der Hand. Sie hat in der Zeit

- 32 Fotos gemacht - hier seht Ihr 2 Beispiele:

Während ich telefoniere. . . Während ich telefoniere. . .

- 8 Videos erstellt

- Fotos angeschaut

- 3 Notizen geschrieben

Während ich telefoniere. . .Während ich telefoniere. . .Während ich telefoniere. . .

Ich finde, das Ergebnis kann sich sehen lassen, ist aber durchaus steigerungsfähig - sie könnte doch lernen, meine Blogeinträge vorzuschreiben, oder? Während ich telefoniere. . .

Jedenfalls bin ich stolz, wie gut es doch trotz der kleinen Zwischenfälle geklappt hat, dass ich eine Stunde lang telefonieren konnte, ohne dass sie mir ständig am Bein hängt bzw. so laut schreit, dass ich nicht verstehe bzw. verstanden werde. Es zeigt mir, dass sie sich an Absprachen meistens hält und sie verstanden hat, dass mir das Telefonat sehr wichtig ist. Wenn ich mit der Tagesmutter oder einer meiner Tanten telefonieren, ist der Alarm deutlich früher und deutlich lauter vorhanden. Dann versteht wirklich keiner mehr was, wenn sie um ihr Leben (das Telefon) schreit. Sie WILL nun mal auch hallo sagen.

Und das Baby wurde erst wach, als ich die Worte „tschüss, bis zum nächsten Mal" fallen ließ. Gott sei Dank. Die Kleine ließ mir aber noch Zeit, die Große in den Arm zu nehmen und mich zu bedanken, dass sie so gut mitgemacht hat. Dann hatte die Kleine Hunger und wurde gestillt und die Große nutzte die Zeit und räumte sogar das Besteck schon wieder zusammen. Ach - ich bin so froh und dankbar und wurde dadurch bestätigt, dass ich mich wirklich auf sie verlassen kann. Sie ist schon sooo groß. *seufz*

Wie ist das bei Euch, wenn Ihr telefoniert? Geht das auch mit Absprachen oder nur, wenn die Kinder schlafen oder von einer anderen Person bespaßt betreut werden? Ich freue mich auf Eure Kommentare und Erfahrungen. Habt Ihr noch Tipps für mich, wie es vielleicht das nächste Mal klappen kann, ohne das Handy als Notlösung einzusetzen?

Wie üblich sind alle Bilder mein Eigentum und dürfen nur mit meiner Zustimmung gespeichert und genutzt werden: "© Mamis Blog"

Oh - ich muss weg, das Telefon klingelt. Auf ein Neues! Während ich telefoniere. . .

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