Die aktuellen Entwicklungen der Menschheit sind in Summe nicht zukunftsfähig. Es wäre eine Aktualisierung des Leitbilds in Richtung „starke Nachhaltigkeit“ anzudenken. Die starke Nachhaltigkeit sieht die Wirtschaft als ein Subsystem der Natur und die natürlichen Ressourcen gelten größtenteils als nicht ersetzbar.
Das Drei-Säulen-Modell, das auf eine Gleichwertigkeit der Zieldimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie abzielt, wird verworfen und die absolute Tragfähigkeit bzw. die absoluten Grenzen des Planeten Erde anerkannt. Die Erde ist ein in sich geschlossenes System und erhält, ausgenommen Sonnenenergie, keine zusätzlichen Ressourcen. Dauerhaft kann dieses System, das die Lebensgrundlage der Menschen darstellt, nur als Kreislaufsystem weiterfunktionieren.
Die Natur verfügt über einen effizienten Kreislaufprozess. Industrie und Konsum sollten sich die Natur hier zum Vorbild nehmen und sich vom Wachstumsdenken verabschieden. Selbst klassische Ökonomen, wie Ricardo, gingen im 19. Jh. davon aus, dass marktwirtschaftliche Systeme langfristig stagnieren. Doch speziell die Nachkriegszeit der 50er und 60er Jahre weckten eine Wachstumseuphorie, die bis heute noch andauert.
Die ursprüngliche Annahme, dass eine gesellschaftliche Wohlfahrtssteigerung mit wirtschaftlichem Wachstum einhergeht, ist angesichts der großen Armut in wirtschaftlich boomenden Ländern, nicht mehr gültig. Es muss ein Weg gefunden werden, wie globale Armut eliminiert und die Lebensqualität aller Menschen gesteigert werden kann, ohne die Tragfähigkeit der Natur weiterhin einer Überbeanspruchung zu unterziehen. Anstelle des Wachstumsparadigma muss ein Nachhaltigkeitsparadigma treten (vgl. Rogall 2009, S. 135-140).