Ich habe dieses Buch unter “Literatur” getagt, obwohl es eigentlich eher als ein Sachbuch anzusehen ist; ein Geschichtsbuch um genauer zu sein.
Anders als seine großartigen Werke “Indien – ein Land in Aufruhr” und “Eine islamische Reise” ist dieses Buch nicht lebensvoll und überquellend. Sondern eher nüchtern und trocken. Obwohl es Unmengen an Figuren gibt, die handeln und beschrieben werden bleibt das Buch sachlich; zu sachlich für meinen Geschmack.
Mag sein, dass ich durch die genannten Bücher verwöhnt bin. Und von Naipaul nun immer solch überbordende Beschreibungen erwarte.
Abschied von Eldorado hat den Untertitel “Eine Kolonialgeschichte”. Und es erzählt die Geschichte der Kolonialisierung Naipauls Geburtsinsel Trinidad.
Der Autor hat Unmengen an Sekundärliteratur gewälzt; diverse Museen in England und Spanien sowie Venezuela durchstöbert. Heraus kam eine Geschichte, in der nicht die handelnden Menschen, sondern die Insel die Hauptfigur ist.
Und so wenig wie über die indogenen Ureinwohner Trinidads bekannt ist, so viel ist über die konkurrierenden Mächte bekannt, die auf der Insel ihren Einfluss geltend machten: Spanier, Engländer, Franzosen, Niederländer und sogar Deutsche. Nicht zu vergessen die Indianer und die (dorthin verschleppten) schwarzen Sklaven.
Dieses Buch besteht aus zwei vergessenen Geschichten. Die erste handelt von der Suche nach Eldorado [...]
Die zweite Geschichte trägt sich fast zweihundert Jahre später zu. Sie handelt von dem Versuch der Briten, ausgehend von der gerade eroberten Insel Trinidad im Spanischen Weltreich eine Revolution der hehren Prinzipien auszulösen. Seite 11
Das Buch wird für Naipaul sicherlich wichtig gewesen sein, um seine Wurzeln, die Geschichte seiner Familie und seiner Heimat zu verstehen. (Er ist Nachfahre von auf Trinidad eingewanderten Indern.)
Dem Leser – vor allem dem mit der Geschichte Südamerikas kaum vertrauten Leser wie mich – … ich will nicht sagen: langweilt es… aber es ist doch eher erschöpfend zu lesen. Kaum weiß ich die vielen (historischen) Figuren auseinander zu halten; kaum bin ich in der Lage, den politischen und gesellschaftlichen Kämpfen der Zeit zu folgen. Ich weiß einfach viel zu wenig über die Geschichte der Kolonialisierung Südamerikas.