Vor und nach der Sanierung lohnt es sich, selbst etwas gegen das Frieren zu tun

Karin HertzerGastbeitrag von Karin Hertzer, www.warmup-cooldown.de, Teil 2 ihres Beitrags erscheint morgen

Die Bundesregierung hat sich mit der Energiewende große Ziele gesetzt. Besser isolieren, mehr dämmen und effektiver heizen: Solche Maßnahmen kurbeln die Wirtschaft an, sie schaffen Arbeitsplätze und tragen auf lange Sicht zum Energiesparen bei. Ganz gleich, ob Sie Ihr Haus schon saniert haben oder nicht: Als Gesundheitsjournalistin plädiere ich dafür, auch die ganz einfachen Maßnahmen gegen das Frieren in den Alltag einzubauen. Sie verursachen nur geringe Kosten und sind sehr effektiv.

Jeder ist für seine eigene Wohlfühlbilanz verantwortlich

Hand aufs Herz: Wollen wir wirklich die Natur und die Umwelt für all die kommenden Generationen retten? Nehmen wir tatsächlich jeden Tag unseren inneren Schweinehund an die kurze Leine und drehen die Heizung um ein paar Grad herunter, um unseren Kindern und Kindeskindern ein gutes ökologisches Vorbild zu sein?

Oder schieben wir die Verantwortung für unseren Planeten nicht doch lieber auf die Politiker, die Natur- und Umweltschützer und die Energieberater – auf die anderen also, die es schon richten werden, weil wir es schlichtweg zu anstrengend finden, uns selbst zu ändern?

Als Gesundheitsjournalistin setze ich mich dafür ein, dass jeder bei sich selbst anfangen sollte, im eigenen Alltag, bei der eigenen Wohlfühlbilanz.

Warme Hände, warme Füße, warmes Herz

Wer warme Hände hat, nimmt sein Gegenüber wohlwollender wahr als jemand mit kalten Händen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die das renommierte Wissenschaftsmagazin  Science bereits 2008 veröffentlichte. Der Trick des Psychologie-Professors und des Marketing-Experten: Sie ließen den Probandinnen einen Becher mit heißem bzw. kaltem Kaffee reichen, ohne dass sie das schon als Teil des Experiments verstanden, und befragten sie danach zu den Eigenschaften ihres Betreuers.

Warmherzig oder kaltherzig zu sein, hat also ganz direkt etwas mit der Körperwärme zu tun – und erst in zweiter Linie damit, wie warm oder kalt ein Raum ist. Denn drinnen, also ohne den Einfluss von Wind und Nässe, bestimmt vor allem unsere Kleidung, ob wir unsere Körperwärme halten können oder nicht. Auch Wolldecken und andere luftige Isolationsschichten aus Daunen oder bauschigen Kunststoffmaterialien sorgen dafür, dass unsere Körperwärme nicht verpufft.

Auch mit wärmenden Lebensmitteln und Zubereitungsarten können wir uns von innen einheizen. Probieren Sie es aus: Eine Kürbissuppe, die mit Zwiebeln, Ingwer und Chili gewürzt ist, wärmt besser als ein Salat mit Tomaten, Gurken und Joghurtsauce. Ein Kompott aus Pfirsichen, Kirschen oder Pflaumen, der mit Zimt und Ingwer aufgekocht wurde, bringt uns viel mehr in Wallungen als ein Zitronensorbet oder ein Obstsalat mit Orangen, Mandarinen und Bananen. Weitere wärmende Rezepte finden Sie übrigens in meinem Kochbuch „Seelenwärmer“.

Von außen wärmen, von innen einheizen – hinzu kommen 3 weitere Wärmetipps, die Sie nicht mehr frieren lassen:

  • Bewegen Sie sich, so oft Sie können. Das regt den Kreislauf an, und die Muskeln sind unsere Wärmefabrik.
  • Machen Sie regelmäßig Autogenes Training, Yoga, Qigong oder Tai Chi. Dann atmen Sie gleichmäßiger, die Gefäße entspannen sich, und die Wärme verteilt sich bis in die Zehen und Fingerspitzen.
  • Lachen Sie so viel wie möglich. Dabei bewegen Sie sich unwillkürlich, und Sie halten den Kälteschmerz länger aus.

Steh auf! Beweg dich! Tu was gegen das Frieren!

Unsere Großeltern hatten es oft nicht so gemütlich warm wie wir heutzutage: Die Öfen in der Küche und in der Stube mussten das ganze Haus beheizen. Es pfiff durch die Fensterritzen, sodass die Eisblumen an den Scheiben blühten. Die Böden waren fußkalt, besonders die Fliesen.

Ich kann mich aber nicht erinnern, dass meine Oma wegen der Kälte gejammert hätte. Mein Vater hackte dann eben etwas mehr Kaminholz. Meine Mutter zog mir einen dicken Wollpulli an, unter dem Rock trug ich die von Oma gestrickten – leider auch etwas kratzigen – wollenen Unterhosen. Wir tobten drinnen herum, ereiferten uns draußen bei einer Schneeballschlacht und freuten uns auf den heißen Eintopf, den die Oma in der Wohnküche stundenlang gekocht hatte und der uns die verfrorenen Glieder wärmte.

Ich will damit keineswegs behaupten, dass früher alles besser gewesen sei. Aber mir fällt auf, dass wir heutzutage zwar aufmerksamer sind, was den Umweltschutz, die Energiegewinnung und die Energieeffizienz von Geräten und Gebäuden angeht. Wir wollen aber auch freiwillig auf nichts verzichten, wenn wir uns den Luxus doch finanziell leisten können: Im Winter wollen wir ebenso luftige Kleidung wie im Sommer tragen – aber bitte ohne frieren zu müssen! Bei Eiseskälte wollen wir genau das essen und trinken, was uns auch beim Strandurlaub geschmeckt hat – aber bitte ohne frieren zu müssen! Und wir bleiben den ganzen Tag am Schreibtisch hocken und starren in den Bildschirm, auch wenn uns der Rücken schon längst schmerzt, die Hände und Füße eiskalt sind und uns das Gehirn ermahnt: „Steh auf! Beweg dich! Tu was dagegen, damit du nicht mehr frierst!“


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