” Vor dem Fest” von Sasa Stanisic ist ein Buch über das ich eigentlich nicht schreiben wollte.
Ich wollte nicht das intellektuell zerlegen, was mich beim Lesen emotional stark berührte. Die morgen stattfindende Lesung mit Stanisic im Literaturhaus Kiel nehme ich zum Anlass, doch noch einige Zeilen zu schreiben.
Ich belasse es dabei bei mir zu bleiben, bei dem was das Buch für mich besonders machte und macht, ohne auf den Inhalt des Romanes einzugehen. Das können Andere ohnehin besser. Eine schöne Rezension fand ich zum Beispiel bei bei Masuko.
Schon der erste Satz beschwörte etwas herauf, das sich schwer in Worte fassen ließ. Mich berührte die Stille, die Atmosphäre, der Sprachklang. Mein inneres Tempo wurde langsamer, dafür nahm die Intensität des Lesens zu. Ich tauchte ab in längst verloren geglaubtes. Ein Gefühl von Heimat oder dem was davon noch übrig ist. Ein Nachklang von dem was mal Heimat war, unwiederbringlich am Sterben, am Vergehen, ist vorbei, kommt nicht wieder, wird noch mal heraufbeschwört. Gerüche, Töne, Bilder, Geschmack all das tauchte bereits beim Lesen des 1. Satzes auf, sinnliche Wahrnehmungen der Vergangenheit. Stanisics Sprachklang hatte mich erwischt. Später als die Tonart wechselt, änderte sich auch mein Modus des Lesens, etwas rationaler, beobachtend.
Ein Buch, dass ich eigentlich schon nach dem 1.. Satz nicht mehr weiter lesen wollte, weil ich Angst vor der letzten Seite hatte. Vielleicht gibt es diese Dörfer irgendwann nicht mehr, aber dieses Buch gibt es und ich wird für mich eine Tür bleiben in Tage der Kindheit und Jugend.
Morgen liest Sasa Stanisic im Literaturhaus in Kiel.
