LaFarge ist als Sänger absolut überraschend: hierzulande kann man eigentlich nur Max Raabe als Vergleich heranziehen - wobei der sich in den letzten Jahren mit seinen eigenen Songs immer mehr von seinem eigentlichen Sound verabschiedet hat. Und die seit dem neuen Album um zwei Blöser erweiterte Band kann zwischen Ragtime, Jazz, Country und Blues so ziemlich alles spielen. Lieder wie „Close The Door“ - ein aktueller Kommentar zur trotz Reform noch immer katastrophalen Gesundheitsversorgung vieler Amerikaner - sind ein Beleg dafür, dass es heute wohl weniger die Folk- oder Rockmusiker sondern eben auch die vorschnell als „Retro“ abgestempelten Künstler sind, die ganz am Puls der Zeit musizieren. Und wer sagt, dass man dabei keinenn Spaß verbreiten darf?
Vor allem der Schlagzeuger und Mundharmonikaspieler Ryan Koenig ließ selbst altgedienten Bluesfans ob seiner absolut unorthodoxen Spielweise immer wieder die Münder offen stehen. Und auch wenn Gitarrist Adam Hoskins mit Bart und Hut aussehen mag wie ein alternder Country-Musiker: Ob es um rasante Jazzläufe oder intensivsten Blues geht - er trifft genau den richtigen Akzent. Vor allem für die Jazz- und Swingnummern sind Klarinettistin Cloe Feoranzo und Trompeter TJ Muller eine mehr als willkommene Ergänzung des urspürnglichen Trios von LaFarge.
Von St. Louis nach New Orleans Teil 1: Pokey LaFarge
Autor des Artikels : Wasser-Prawda
Die "Wasser-Prawda" ist ein Online-Kulturmagazin mit Schwerpunkten in Blues, Soul und anderer Musik. Literarische Beiträge und Buchhrezensionen werden in den nächsten Monaten einen höheren Stellenwert einnehmen.
Eigentlich sollte dem sympathischen Songwriter und Entertainer mit seinem aktuellen bei Jack White‘s Label Third Man veröffentlichten Album der große Durchbruch gelingen. Mit seinen diversen Auftritten in Tönder hat er auf jeden Fall für gehöriges Aufsehen gesorgt. Etwa am Samstagabend, als auf der Open Air Bühne noch die gewaltige Rockshow der Avett Brothers rollte. Da war trotzallem das Zelt zwei noch voll bis zum Rand. Und von der ersten Note an hatte LaFarge die Massen auf seiner Seite. Wie er - im Tarnkleid des alten Blues, Jazz und Ragtime Songs aus der amerikanischen Gegenwart zelebriert, ist Entertainement vom Feinsten.