Die Tanzlokale sind auch das primäre Auftrittsgebiet von Meschiya Lake und ihrer Band. Allerdings handelt es sich dabei um Lokale in New Orleans, wo traditioneller Blues und Jazz gefragt sind. Und Lake, die man wegen ihrer farbenfrohen Tätowierungen eher in der Rockabilly-Szene vermuten würde, singt mit der Intensität der Blues-Queens der 20er Jahre oder auch mit der verstörenden Verletzlichkeit der späten Billie Holiday. Doch sie als reine touristische Retro-Attraktion zu betrachten, wäre viel zu kurz gegriffen.
Auch wenn die eigenen Songs sowohl im Konzert als auch auf ihrem aktuellen Album „Fooler‘s Gold“ für mich noch eine zu geringe Stellung einnehmen: Hier ist eine Songschreiberin zu hören, die den Geist und die Spielweise der Vergangenheit auch in eigenen Stücken fortschreiben kann.
Was das Konzert in Töndern noch zusätzlich zu einer Attraktion machte, war das Tanzpaar, was die Band für den Auftritt auf die Bühne geholt hatte: Jazz, Swing, Lindyhop oder Jitterbug sieht man sonst selten außerhalb der Swingszene getanzt. Und schon gar nicht bei so einem Festival.
Irgendwann war es um zwei Uhr in der Nacht. Kein Grund, die Party abzubrechen für die meisten Besucher. Ob Jazz bei Lake, Folkrock aus Zelt eins oder Cajun im Spiegelzelt: Wer auf dem benachbarten Zeltplatz seine Unterkunft hat, kann weiterfeiern. Wer wie ich noch 20 Kilometer zum Hotel muss, nimmt lieber den letzten Shuttle und geht schlafen.