Von Reiseexzessen zur Homebase: Die Phasen des Digitalen Nomadenlebens

Die ersten Schritte sind getan:

Job gekündigt. Angespartes Geld in der Tasche. Grober Businessplan ausgearbeitet. Erste Kunden oder Webseite am Start.  Flugticket gebucht. Los geht’s.

Anfänge sind wunderbar. Aber sie sind „nur“ eine Phase auf dem Weg in ein neues Leben.

Meine ersten Gehversuche waren rückblickend gesehen sehr naiv, aber hey:

Mein allererster Plan als frischgebackene Digitale Nomadin Anfang 2012 war:

Nach Bali losziehen und auf den Gilis als Tauchlehrerin zu arbeiten. In der restlichen freien Zeit würde ich mich um Freelance-Kundenaufträge, Planet Backpack und „A Life of Blue“ (mein erster englischsprachiger Blog) kümmern.

Mal abgesehen davon, dass meine Pläne durch eine unvorhergesehene Trennung mittendrin nach einem Monat abgebrochen wurden, habe ich schon nach kürzester Zeit gemerkt, dass kein Mensch „Tauchlehrer sein“ und „Online Business aufbauen“ erfolgreich kombinieren kann.

Ersteres raubte mir jeden Tag alle Kräfte (lange Arbeitstage), sodass an Laptoparbeit am Abend nicht mehr zu denken war. Ich hatte null Bock mich nach drei Tauchgängen und ganzen Tag Leute zu unterrichten dann noch kreativ vor den Bildschirm zu setzen. Zudem war das Internet auf der kleinen Insel eine Katastrophe.

BIG FAIL.

Seitdem hat sich jedoch sehr viel getan.

Das mit dem Tauchlehrer-Dasein hab ich bleiben lassen. Dafür lebe ich jetzt seit über vier Jahren ein Digitales Nomadenleben.

Rückblickend sehe ich immer mehr, wie es sich in recht klare Abschnitte aufteilt.

Zudem habe ich auf meinem Weg seither viiiiiele andere Digitale Nomaden kennengelernt, gecoacht und dabei nach einiger Zeit erkannt:

Die meisten von uns gehen durch die selben recht vorhersagbaren Phasen in und durch die Ortsunabhängigkeit mit Online Business.

Die Phasen sind nicht komplett linear und endgültig und natürlich auch nicht für jeden genau gleich, aber so habe ich sie empfunden und gelebt und oft in Gesprächen mit anderen geteilt.

Die verschiedenen Phasen überschneiden sich meist, manchmal kommt eine vor der anderen. Normal.

Ich kenne auch Digitale Nomaden, die seit Jahren in Phase 1 sind und das mit einem sehr erfolgreichen Business. Denn: Everything is possible, immer und überall.

Dieser Blogpost ist trotzdem ein Versuch sie ein wenig zu generalisieren, damit du als angehender Digitaler Nomade eine Vorstellung davon hast, was eventuell auf dich zu kommt oder, wenn du schon mittendrin in deinem ortsunabhängigen Leben bist, erkennst, dass du in deinem Erleben und Fühlen nicht alleine bist.

Phase 1:

Status: Amateur.

Priorität: Reisen (oder Surfen/Tauchen…)

Mal abgesehen von meinem ersten kläglichen Versuch, war ich in meinen ersten zwei Jahren (ja, ich lerne manchmal langsam) viele Monate in Mexiko, Südamerika, Thailand und Europa unterwegs.

Ich dachte, ich kann mein Business aufbauen und meine Freelance-Kunden betreuen, während ich ein paar Tage hier und ein paar Tage dort verbringe.

Denn einer der Hauptgründe, weshalb ich ein Digitales Nomadenleben wollte, war es, so viel wie möglich zu reisen ohne dass das Geld ausgeht. Mein Ziel war von Anfang an die 4-Stunden-Arbeitswoche – ergo: passives Einkommen. Dass das nicht einfach so nebenbei passiert, war mir aber noch nicht so ganz klar.

Ich habe viel in Hostels genächtigt und mich oft naiv gewundert, wieso ich kaum Ruhe zum Arbeiten hatte. Ich habe teilweise mehr Zeit in Bussen verbracht als vor dem Laptop.

Für viele neue Digitale Nomaden ist die Welt und alles was sie zu bieten hat, ein Schlaraffenland – wie eine Droge. Sie wollen so viel davon haben wie nur möglich und das so schnell wie möglich. Sie reisen rasendschnell, wollen viele Aktivitäten in ihre Tage packen – sie wollen ja schließlich was erleben.

Am Anfang muss man sich erstmal daran gewöhnen, an unterschiedlichen Orten zu arbeiten. Mittlerweile kannst du mich an jedem Ort und am Straßenrand abladen und ich kann mich fokussieren. Aber das ist etwas, dass du dir “antrainieren” musst, besonders wenn du lang gewohnt warst, in einem Büro immer am selben Platz zu arbeiten.

Mein Tipp für dich:

Wenn du viel Reisen willst, dann tu das – reise dir die Welt aus dem System, solange bis du keinen FOMO (Fear of Missing Out) mehr hast. Aber mach das bevor du dir ein ortsunabhängiges Online Business aufbaust.

Phase 2:

Runter vom Reisegas, rauf mit der Produktivität.

Irgendwann habe ich also gemerkt, dass sich kein richtig geiles, tragfähiges Online Business aufbauen lässt, während ich die Welt ohne Pause und wie auf XTC bereise.

Die Aufregung rund ums Reisen und Sightseeing hört irgendwann auch auf – dann hast du alle Tempel und geilen Beaches etc gesehen. Sightseeing war irgendwann keine wichtige Priorität mehr für mich, ich wollte Orte auch wirklich tiefer kennenlernen.

Zudem hatte ich keine Lust mehr auf Existenzängste und wollte mehr als nur €1000 im Monat verdienen. Außerdem ist es günstiger länger an einem Ort zu bleiben und ich habe gemerkt, wie wichtig eine Art Routine für meine Produktivität ist.

Also habe ich angefangen, länger an Orten zu verweilen. Mehrere Wochen, vielleicht sogar einen Monat. Ein paar Mal bin ich auch gezielt nach Berlin für einige Zeit um produktiv zu arbeiten.

Ergo: Ich habe mehr produktive Zeit am Laptop verbracht.

Außerdem habe ich mehr Geld in ein paar wichtige Dinge investiert:

  • meine Weiterbildung, z.B. Onlinekurse, Events, E-Books, Workshops
  • ruhigere Unterkünfte mit produktiverer Umgebung als das Hostel-Wohnzimmer (—> z.B. Hotels, Guesthouses, AirBnBs)
  • Co-Working Spaces

Das wichtige daran: Ich hab sie nicht als reine Ausgaben gesehen, sondern als Investition in mein Business und meine Zukunft.

Mein Tipp für dich:

Überlege dir, was du an einem Ort brauchst und willst und mach dir eine Liste an Orten, an welchen du gern länger Zeit verbringen möchtest. Dann los.

Und: Überlege dir, wie du noch produktiver arbeiten kannst. Was musst du an deinem Tagesablauf oder deiner Umgebung verändern, um besser und effektiver arbeiten zu können?

Phase 3:

Going Pro:

Der Übergang vom Dienstleister zum Online-Unternehmer

Sehr viele angehende Digitale Nomaden starten mit Freelance-Tätigkeiten in die Ortsunabhängigkeit. Es macht auch am meisten Sinn: Die Startkosten sind niedrig und du kommst schnell an Geld.

Genau so habe ich es auch gemacht, aber sehr schnell festgestellt, dass ich langfristig nur mein eigenes Ding machen will. Deadlines, sowie Kundenemails- und telefonate fand ich einfach nur nervig.

Außerdem wollte ich nicht mehr Zeit gegen Geld tauschen, sondern quasi im Schlaf meine Kohle verdienen. Ein Freelancer-Dasein war doch immer noch wie angestellt sein. Und das war ja so null mein Ziel.

Das Problem war nur:

Ich hatte nicht genügend Zeit mich meinen passiven Einnahmequellen zu widmen, damit sie richtig Geld einbringen, denn die Kunden kamen immer zuerst. Also mussten Kunden weg. Das wiederum verträgt sich erstmal nicht gut mit den guten alten Existenzängsten. Ein Catch22 also, da hat sich die Katze also vollgas in den Schwanz gebissen.

Schlussendlich kam es ganz von alleine:

Ein paar Kunden sind mir gleichzeitig abgesprungen. Nach der ersten Panik habe ich dann aber sofort gemerkt, wie geil es ist so viel Zeit und Raum zu haben um mein eigenes Online Business richtig aufzuziehen. Von da an lief alles automatisch, als hätte das Universum für mich einen Schalter umgelegt und das Geld kam wie von alleine.

In dieser Phase habe ich nicht nur Planet Backpack so richtig gepusht, sondern auch meinen E-Book-Kurs für Digitale Nomaden produziert und gelauncht, sowie unseren Blog Camp-Onlinekurs an den Start gebracht.

Auf einmal war ich kein Dienstleister mehr, sondern ich hatte mein eigenes Business mit meinen eigenen Produkten, die ich verkaufte.

Ich kenne aber auch einige Freelancer, die total happy sind mit ihrer Arbeit als Freelancer und nichts daran ändern wollen. Viele aber wollen irgendwann selbst durchstarten.

In dieser Phase wirst du voraussichtlich 12 Stunden und mehr vor deinem Bildschirm verbringen. Denn von nichts kommt nichts und du hast große Pläne und bist endlos motiviert dein eigenes Online Business soweit zu bringen, dass es richtig Geld abwirft.

Ziemlich sicher werden sich auch deine sozialen Beziehungen ändern. Deine Freunde werden zunehmend Online Unternehmer und Digitale Nomaden, denn:

Wir sind der Durchschnitt aus den fünf Menschen, mit welchen wir die meiste Zeit verbringen. Du willst Menschen um dich haben, die dir gut tun, dich motivieren, inspirieren und mit welchen du deinen Lifestyle teilen kannst.

Für mich war es ein unglaublicher Gamechanger (und ist es immer noch), die richtigen Menschen um mich zu haben.

Mein Tipp für dich:

Lies dir meinen Blogpost Communities, Co-Working & Co-Living: Der Guide für Digitale Nomaden durch.

Phase 4:

Lifestyle Designer, Baby:

Du rockst dein Business UND dein Leben.

Nach etwa drei Jahren wurden meine Einnahmen dank passiven Einkommen durch Affiliate- und E-Book-Verkäufe sehr stabil. Ich fing Mitte 2015 an, den Fuß mehr und mehr vom Gas zu nehmen, denn ich merkte, dass das Geld auch mit wenig Arbeit reinkommt.

Das Einkommen wurde auch so gut, dass ich mir nicht mehr viel Gedanken um meine Ausgaben machte musste. Ein unglaublich befreiendes Gefühl (re: Goodbye Existenängste!).

Mir wurde immer wichtiger, nicht viel, sondern effektiver zu arbeiten um mehr Zeit abseits vom Laptop zu verbringen. Ich wollte mein “richtiges” Leben nicht mehr verpassen, kein Workaholic sein. Ich wollte genau das Leben haben, das ich mir damals ganz am Anfang 2011 ausgemalt hatte.

Mein Business entwickelte sich in der Zeit zum richtigen Lifestyle Business und mittlerweile quasi sogar zur 4-Stunden-Arbeitswoche.

Das hat mir Zeit und Raum gegeben um mich teilweise sogar wochenlang auszuklinken um auf Retreats zu gehen, meine Yogalehrerausbildung zu machen und mich auch verstärkt dem inneren Wachstum meiner Seele und meines Herzens zu widmen, um tiefe Themen aufzuarbeiten und zu heilen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Mir ist ein gesunder, aktiver Lifestyle und Spiritualität sehr wichtig – mein Digitales Nomadenleben ist die perfekte Basis um um mich so voll und ganz auszuleben.

Meine Offline-Zeit verbringe ich daher sehr ausgewählt mit Aktivitäten, die meiner Seele und meinem Herz gut tun. Yoga, Surfen, Lesen, gesundes veganes Essen, liebevolle Freunde, in der Natur…

Mittlerweile weiß ich ganz genau, was ich an einem Ort brauche und wähle daher meine Destinationen sehr sorgfältig danach aus (Klima, Surfen, Yoga, Meer, ländlicher als urban, hohe Qualität an pflanzenbasiertem Essen, spirituelle Community…).

Zudem wollte ich Aufgaben, die mir keinen Spaß bereiteten, abgeben – so holte ich mir eine wundervolle Virtuelle Assistentin, die seither meine Buchhaltung und noch viele andere Sachen für mich übernimmt. Beste Entscheidung überhaupt.

Mein Tipp für dich:

Hol dir einen Life- und/oder Business-Coach um dein Leben und Business auf das nächste Level zu bringen und dein ganzes Potential aus dir herauszuholen. Ich arbeite seit 2014 mit Coaches und ich kann es dir wirklich nur ans Herz legen. Lebensverändernd auf allen Ebenen.

Ich kann dir zum Beispiel meine gute Freundin Franziska Schulze empfehlen, sowie Kaja Otto, Christina Gabriel, Ashley Paquin

Und: Finde heraus, was dir wirklich wichtig ist im Leben – ABSEITS DES LAPTOPS. Und fang an, all das aktiv in dein Leben zu integrieren jeden Tag.

Phase 5:

Das Kapitel Homebase:
Du willst mehr Routine, mehr Beständigkeit und ein festeres soziales Netzwerk

In dieser Phase befinde ich mich (und viele andere “reife” Digitale Nomaden) seit einiger Zeit. Ich habe die letzten 10 von 14 Monaten seit Januar 2015 on/off in meiner Homebase Bali verbracht – dazwischen aber auch einige Zeit immer wieder auf Reisen. Meine Zeit hier geht langsam zu Ende und ich überlege derzeit, wo meine neue Homebase sein wird..

Iiiiiirgendwann, nach einigen Jahren, kommt sehr wahrscheinlich der Punkt im Leben vieler Digitale Nomaden, an dem etwas Beständigkeit doch wieder seinen Reiz gewinnt. Nachdem ich also in Bali meinen ersten Ort gefunden hatte, der mich auf ganz vielen Ebenen erfüllt, habe ich mir hier ein möbliertes Haus für längere Zeit genommen.

Homebase bedeutet für mich: Länger an Orten bleiben, vielleicht ein halbes Jahr oder ein ganzes oder zwei – quasi ein kleines Mini-Zuhause irgendwo auf dieser Welt.

Aber ich willst trotzdem nicht zu viel Verpflichtungen und Verträge. Mein Besitz bleibt daher klein und ich kann immer noch alles in meinem Rucksack verstauen und morgen alles hinter mir lassen. So ist es mir auch am liebsten. In einiger Zeit packe ich wieder meine Sachen, das geht aber ganz schnell, ohne tausend Sachen organisieren oder aufgeben zu müssen.

Manche Digitale Nomaden kehren eventuell auch in ihr Heimatland zurück um sich langfristig wieder dort niederzulassen. Das Digitale Nomadenleben rund um die Welt war für sie vielleicht nur eine Phase, jetzt geht es ran an Familie und Kids. Manche merken nach einiger Zeit, dass sie Deutschland doch nicht wirklich langfristig glücklich macht, behalten ihren Wohnort dort als Homebase, aber ziehen immer wieder los – besonders während der kalten Wintermonate.

Ich habe letztes Jahr meine Zelte komplett in Deutschland abgebrochen, da für mich ganz klar war, dass mein Heimatland nicht der Ort ist, an dem ich eine langfristige Homebase haben möchte – dazu erfüllt Deutschland einfach nicht meine Vorstellungen von einem Conni-Seelen-Ort.

ABER: Ich kenne auch einige Digitale Nomaden, die seit Jahren einen sehr nomadischen Lifestyle leben, ein sehr erfolgreiches Online Business haben und trotzdem keine Homebase wollen oder benötigen. Wie gesagt, alles ist möglich.

Mein Tipp für dich:

Probier verschiedene Arten des Nomaden-Daseins aus

Die Down-Phasen

Zwischendrin hatte ich immer wieder Phasen, in welchen ich alles angezweifelt habe, alles hinschmeissen wollte, nicht mehr von meinem Business überzeugt war und/oder einfach meine Leidenschaft und Motivation sich vollgas verabschiedet hatte.

Ich kann von diesen Phasen wirklich ein sehr langes Lied singen und viele andere Digitale Nomaden (und generell Unternehmer) auch. Es liegt in der Natur des Unternehmertums und des Lifestyles, dass es hoch und runter geht.

Manchmal hat es mir geholfen einfach Distanz zu gewinnen, alle ToDos stehen und liegen zu lassen. Loslassen. Je mehr ich es erzwinge Klarheit zu gewinnen, desto mehr rennt sie weg!

Mein Tipp für dich:

Überarbeite deine Vision und Mission. Geh wieder tief in dich und check mit dir selbst, was du vom Leben willst, wie du die Welt verändern möchtest und was dich wirklich glücklich macht.

Ich bin gespannt wie mein Weg als Digitale Nomadin weitergeht…

Ich werde oft gefragt, ob ich mich nicht irgendwann niederlassen möchte, Familie will und all das.

Meine Antwort derzeit: Ich kann es mir nicht vorstellen mein Leben lang Vollzeit an einem Ort oder in einem Land zu wohnen. Sinnvoller für mich wären zwei, drei, vier Homebase-Orte auf der Welt.

Eine Familie zu gründen wäre durchaus schön irgendwann, aber ich habe keine Eile. Kinder müssen heutzutage auch kein Grund mehr sein, sich an einen Ort zu binden. (Es gibt sogar eine FB-Gruppe für Digital Nomad Families)

Reisen wird immer ein Teil meines Lebens sein, dazu finde ich unsere Welt einfach zu aufregend. Und die Freiheit als Digitale Nomadin mein Leben jeden Tag so gestalten zu können wie ich möchte, werde ich wohl nie aufgeben wollen…

In welcher Phase steckst du gerade? Was sind deine Erfahrungen? Teile deine Gedanken mit uns in den Kommentaren!

Signature


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