Von nun an darf nachgefragt werden

Von nun an darf nachgefragt werden

Bildquelle: Tagesschau.de

Die Frankfurter Rundschau macht den Anfang. Und fragt nach der Verantwortung des Hauses Springer im Zusammenhang mit dem Schicksal der beiden Journalisten Marcus Hellwig und Kens Koch:

Mehr als vier Monate hielten sich viele Medien, so auch diese Zeitung, mit Kritik an möglichem Fehlverhalten der beiden Reporter, der BamS-Chefredaktion und des Springer-Konzerns zurück. [...]
Nun ist es an der Zeit, noch immer offene Fragen aufzuarbeiten: Inwiefern haben Verlag und Chefredaktion ihre Fürsorgepflicht als Arbeitgeber verletzt? Haben die beiden Journalisten verantwortlich gehandelt oder sich fahrlässig einer unverhältnismäßigen Gefahr ausgesetzt?

Einmal abgesehen von der Verantwortung des Arbeitgebers Springer gegenüber seinen angestellten (oder auch beauftragten) Mitarbeitern stellt sich vor allem die Frage der politischen Verwicklung, in die dieses Medienhaus dadurch verwickelt wurde. Und – wie die FR zu Recht anmerkt – die Tatsache, dass es zu all dem bisher schweigt.
Bei Facebook und in persönlichen Gesprächen hörte ich immer wieder den Hinweis, dass Hellwig und Koch den Springer-Verlag nun verklagen sollten – und sich schleunigst einen neuen Arbeitgeber suchen, wenn richtig ist, was die FR andeutet: wenn die Chefredaktion der Bams tatsächlich wusste, dass die beiden mit nicht genügenden Papieren in den Iran gereist sind. Ob solche Journalistenvisa nun für unser Verständnis von Pressefreiheit notwendig sind oder nicht, sein einmal dahingestellt. Hier geht es um die Verantwortung der Redaktion, des Medienhauses, gegenüber ihren Angestellten.

Doch darüber hinaus hat dies alles auch eine politische Komponente:

So kann man Guido Westerwelles Treffen mit dem iranischen Präsidenten Ahmadinedschad als Bruch mit den politischen Sanktionen der EU sehen, die unter anderem ranghohe bilaterale Kontakte mit Teheran untersagen. (FR)

Es war von Beginn an bekannt und voraus zu sehen, dass das islamische Regime in Teheran Bilder wie das obige genüßlich ausschlachten würde für eigene Propaganda.

Die Reise von Guido Westerwelle am Samstag nach Teheran scheint ein längeres Nachspiel zu haben, als dem Bundesaußenminister lieb sein dürfte. So musste er bereits einräumen, dass er seine Stippvisite in der iranischen Hauptstadt nicht vollends abgesprochen hatte mit der Kanzlerin. Denn diese hatte sich offensichtlich darüber geärgert, dass ihr Stellvertreter dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad öffentlich die Hand geschüttelt hatte.
Nun aber wird der Besuch des deutschen Außenministers in Iran als Erfolg gewertet. Und zwar – wie es nicht nur im Staatsfernsehen, sondern auch von prominenter politischer Seite heißt – weil er ein Schlag sei gegen das Bestreben zahlreicher westlicher Staaten, Teheran zu isolieren. (Tagesschau.de)

Selbst damit könnte ich leben, wenn es denn um die Freilassung von Marcus und Jens gegangen wäre. Es steht aber vermutlich noch mehr auf dem Spiel. Deutsch-iranische Wirtschaftsbeziehungen.  Und entgegen aller Embargo-Absichten, die vorn herausposaunt werden… hinter dem Kulissen geht es um anderes.
Und wenn nun der libysche Ölfluss “durch innerlibysche Probleme” (Zitat Westerwelle!) versiegt… vielleicht könnte Iran einspringen?

Wir wollen – und auch das haben wir vereinbart – unseren Austausch bei anderer Gelegenheit fortsetzen, und [...] wir sehen unserem nächsten Gespräch mit großem Interesse entgegen. (wie oben)

Das sagte Westerwelle. Der deutsche Außenminister, der also lieber mit dem islamischen Regime sprechen möchte und – wie er vereinbart hat – wird, anstatt mit der Opposition, die zur gleichen Zeit auf Teherans Straßen zusammengeprügelt wird.

Zur gleichen Zeit sitzt der Regierungssprecher Steffen Seibert vor der versammelten Journalistenschar und verlautbartet:

Die Bundesregierung sei weiter besorgt über das iranische Atomprogramm und fordere die iranische Regierung weiter auf, die Menschenrechte nicht zu unterdrücken.

Als hätten Menschenrechte jemals irgendwen interessiert, der an deren Nichteinhaltung nur eine müde Mark verdienen kann.

Nic


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