Tief im Herzen bin ich wohl konservativ. Mit den Jahren lässt man links liegen, was einen früher auf die Straße trieb. Und triftet nach rechts. Ich vermute sogar, dass elternwerdende Menschen noch konservativer werden wie andere, nur älterwerdende Menschen. Das Bewahrende wurde einem/r in den Schoß gelegt.
Ganz konservativ bestehe ich auch auf gemeinsame Familienessen. Und versuche mich, von einer hippen Hipp-to-go Bar abzugrenzen. Würde das zumindest gerne so tun.
Denn das ist schwierig genug. Kaum sitzen alle am Tisch (nach dem Vorspiel: Bin auf dem Klo / Hab es nicht gehört / Bei dem Essen habe ich keinen Hunger / etc.), werde ich als barista natürlich schon wieder gebraucht. Hier fehlt ein Wasser, dort die Serviette. Das Essen, wahlweise das Getränk ist zu kalt, wahlweise zu heiß. Hier fehlt noch der Brotkorb (oja, die Spanier essen alles mit Brot, und ich muss ja, wegen der Gattin…). So wird das also nichts mit dem stolzen Blick über friedlich essende Familienmitglieder als pater familiae….
Kaum habe ich aber meine Kellnertätigkeiten beendet und möchte mich endlich auch einmal zum Essen setzen… will natürlich der erste schon wieder aufstehen (Mein Bauch ist so voll, muss mich hinlegen / muss auf’s Klo / das kann ich nicht riechen / ich bin soo satt / was soll ich hier noch rumsitzen / etc.). Haben wir dann doch geschätzte 5 Minute quality time einer gemeinsamen Mahlzeit, wird natürlich ein Glas umgeworfen (gibt es eine volle Windel [früher] / zieht jemand erfolgreich an der Tischdecke / etc.). Also stehe ich weiter als Servicekraft zur Verfügung.
Kann man es mir verdenken, wenn ich dann auch mal aus der Haut fahre?! So wie gestern zum Jüngsten: „Wenn Du nicht sitzen bleibst, klebe ich Dich auf Deinem Stuhl fest!“ Okay, das ist jetzt nicht Jasper Juul mäßig („Vom Gehorsam zur Verantwortung“) aber auch nicht schlimmer als Annette Kast („Jedes Kind kann schlafen lernen“).
Der Mittlere machte umgehend die korrekte Bemerkung: „Papa, bis der Klebstoff trocken ist, ist der doch schon längst aufgestanden.“
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Tief im Inneren fühlte ich nur das mächtige Verlangen, ganz alleine, irgendwo am Tresen, bei gedämpfter Musik mein Essen alleine, ganz alleine zu mir zu nehmen.
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