Von Guttenberg zu Gio Hahn - Plagiate: Wer ist hier der Täter?
Der wegen der Plagiatsvorwürfe zurückgetretene frühere Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat in seiner Dissertation auch bei seinem Doktorvater Peter Häberle abgeschrieben. So finden sich in Guttenbergs Arbeit an zahlreichen Stellen Fußnoten, die wörtlich oder nur leicht verändert aus Häberles 1999 erschienenem Standardwerk „Europäische Verfassungslehre“ übernommen wurden.
http://www.faz.net/s/Rub1ED0C280BBA14ACAB16800E2F760DF3E/Doc~E42D36899396B428891DEDE2FB47696AD~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Die Uni Wien hat Teile von Gio Hahns Dissertation von der Uni Zürich überprüfen lassen, das Gutachten wurde aber nicht veröffentlicht.
Hahn sagt, dass der Philosophieprofessor Peter Schulthess seine Arbeit geprüft habe. Schulthess liess gestern über die Pressestelle der Uni ausrichten, dass er nur die von Stefan Weber vorgebrachten Plagiatsvorwürfe 2007 in zwei Stellungnahmen bearbeitet habe und zum Schluss gekommen sei, dass kein Plagiat vorliege: «Andere Aspekte und Passagen von Johannes Hahns Dissertation waren nicht Gegenstand der Prüfung.»
http://bazonline.ch/schweiz/standard/Universitaet-Zuerich-in-Plagiatsaffaere-verwickelt/story/13170819
Egal, ob Guttenberg einen Ghostwriter beschäftigt hat oder selbst so dumm kopiert hat, egal ob Hahn ein paar Gänsefüßchen absichtlich oder unabsichtlich vergessen hat, am Pranger steht auch eine Massenuniversität, deren Professoren nicht mehr auffällt, dass die von ihnen betreuten Arbeiten Mist waren.
Wenn da manche Dutzende Hausarbeiten, Dissertationen und Habilitationen gleichzeitig betreuen, dann kann einem schon mal was durch die Lappen gehen, jedoch stellt das auch dieses System an den Pranger.
Kann man für die Honorare, die für eine bereute Disseration gezahlt werden eigentlich verlangen, dass das sorgfältig geprüft wird?
Ist der Druck zur Akademisierung (Akademische Ausbildung für Kindergärtner!) nicht so groß, dass da niemand so genau nachschauen möchte, wie deren Produktion in der Praxis abläuft?
Professor heißt zu Deutsch Bekenner!
Vielleicht sollten die betreuenden Professoren auch einmal bekennen, dass eine sorgfältige Prüfung von Dissertationen an Massenuniversitäten einfach nicht möglich ist.