Von dicken Frauen und Tiefkühlpizza

Gestern beim einkaufen sah ich eine Frau, die war so dick wie ich mal war, vielleicht sogar etwas mehr. Ich benutze jetzt absichtlich keine Angabe wie “etwa 140 Kilo auf 1,70m Körpergröße”, weil sich darunter ohnehin niemand etwas vorstellen kann. Wie wir wissen, beginnt “wirklich voll krass dick” für die meisten Menschen bei 100 Kilo. Daher hier mal ein Foto, wie ich so mit 135+ Kilo auf 169cm aussah, damit Ihr Euch das in etwa vorstellen könnt.

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Ich war gerade dabei, einen typischen Einkauf einzupacken, etwas Sahne, 6 Pakete Kerrygold (weil für einen Euro im Angebot, wenn Ihr selber LCHFler seid, kennt Ihr das), Spargel und Schinken für Spargel (gut, nicht alltäglich, aber es ist jetzt Spargelzeit, also irgendwie schon), Eier (Grundausstattung) Hähnchenbrust und Salatzutaten für heute Mittag. Das einzige, was ich als “ungesund” klassifizieren würde, wäre die doofe Coke Zero. Jeder hat sein Kryptonit, meins ist Coke Zero und ich hasse es. Die Coke Zero sieht man auf dem Foto nicht? Tja, leider heißt das nicht, dass sie nicht im Wagen gelandet ist. So ist das mit vielen Dingen, gerade in sozialen Netzwerken wie Instagram: Manchmal reicht auch schon der richtige Zuschnitt, und das Leben sieht gleich viel fabelhafter und gesünder aus Wink

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Ich muss sagen, ich habe von dem Gewicht, was ich Ende 2013 mal hatte, so einige Kilos wieder zugenommen, die meisten davon seit September 2014, seitdem der Mann und ich aufgehört haben zu rauchen. Und davor schon ein paar Kilo, und danach noch ein paar Kilo. Mit jedem Kilo mehr wird es ja auch schwerer, die Mistviecher wieder loszuwerden. Es fing also an mit ein paar Gemütlichkeitskilos, dann ein paar Fresskilos wegen Rauchbeschäftigungsverlagerung, und dann die, die draufkamen weil ich meinen Arsch nicht mehr hochbekam. Der Winter tat sein Übriges, und dieses Frühjahr passe ich nicht mehr in die Lederjacke.

Ich bin nicht wieder so dick wie da oben. Aber ich fühl mich nicht wohl.
Also habe ich in den letzten Wochen wieder angefangen, an einigen Schräubchen zu drehen. Ich kaufe weniger zu essen ein. Das tut dem Mann auch ganz gut – auch wenn er nicht Gefahr läuft, so massiv übergewichtig zu werden wie ich. Er isst aber einfach immer zu viel. Und ich ess dann mit. Und weil wir beide so gerne essen, habe ich beschlossen, etwas zu tun, von dem ich eigentlich gedachte hatte, mich mit LCHF komplett verabschieden zu können: Portionskontrolle. Bähä. Ich hasse Portionskontrolle. Aber leider bin ich ein Mensch, der einen sehr dehnbaren Magen hat. Ich kann zum Mittag problemlos zwei Hähnchenbrustfilets mit einem Glas Pesto und ein bisschen Salat-Deko essen. Dazu natürlich Parmesan und Pinienkerne. Aber: gut satt bin ich nach einem!

Also reiße ich mich zusammen und stelle fest: Meistens merke ich erst etwa eine Viertelstunde nach dem Essen, wie SATT ich wirklich bin. Und das ist ja nun auch eigentlich eine der Basisregeln für LCHF: Unhungrig essen, nicht satt.

Kommen wir aber zurück zu der sehr dicken Frau im Supermarkt. Sie hatte Tiefkühlpizzen im Wagen. Mehr habe ich nicht gesehen, nur vier Packungen TK-Pizzen. Ja, man könnte nun sagen, die hat sie gekauft weil sie im Angebot waren, und sie ist nur dafür zum Edeka gegangen, bekommt sonst eine Biokiste geliefert oder geht auf dem Markt einkaufen. Aber ehrlich, jeder der irgendwann mal *so dick* war, weiß, dass man sich selbst verdammt viel vormachen kann, und gerade wenn man *so dick* ist, ist der Stoffwechsel meistens schon so abgefuckt, dass eine einzige Tiefkühlpizza alle möglichen fiesen Prozesse im Körper auslösen kann, die einen einfach *noch dicker* macht.

Nun bin ich natürlich gegen Fatshaming. Shaming aller Art eigentlich. Ich will niemanden beschämen, ich weiß wie sehr man sich als übergewichtiger Mensch oft ganz alleine und im Geheimen ganz übelst schämt. Aber als ich sie sah, wie sie die Pizzen einpackte, sah ich auch, dass sie traurig aussah. Und zwar nicht “ich hab nen schlechten Tag” traurig. So grundsätzlich traurig, beschwert.
Ich habe mich selten so unbeschwert gefühlt wie mit den unter100-Kilo. Ich habs geliebt. Ich war für viele immer noch dick, aber das ist mir ja egal. Die Bewertung von anderen, der Versuch mich in eine Schublade zu quetschen, das hat mit mir und meiner Leichtigkeit nichts zu tun. Jetzt gerade nervt mich, dass meine Lederjacke mir nicht passt (ich hab mir trotzdem eine neue bestellt, mal gucken ob ich da reinpasse, aber ich brauch was schönes!), dass mein Bauch mir im Weg ist (ich weiß ja wie es ohne bzw. mit ganz wenig Bauch ist), dass ich häufiger Rückenschmerzen oder Wassereinlagerungen habe und schneller ausser Puste gerate. (Gleich kommen sie wieder, die “aber Du hast doch ein so hübsches Gesicht” Sager. Geht weg.)

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Und dann denk ich mir, ich wünsch der Frau im Supermarkt doch auch dass sie sich mal unbeschwert fühlen kann, dass sie weiß, wie es ist, einfach mal zu hüpfen. Dass sie weiß, wie es ist, mal im Restaurant mit engen Tischen keine Angst zu haben, mit dem Hintern den halben Nachbartisch abzuräumen. Dass sie sich gut fühlen kann.
Aber ich kann ja nu nicht hingehen und sagen: “Google mal LCHF. Das hat mein Leben verändert.” Oder?

Und das ist auch die abschließende Frage für mein kleines Essens-Gewichts-Update. Wie würdet Ihr reagieren? Oder, würdet Ihr jemanden ansprechen? Darf man das, tut man das, will man das?

Und wenn Ihr mögt, folgt mir auf Instagram. Momentan ist mein Account testweise mal privat, aber wenn ich ihn wieder auf öffentlich stelle, funktioniert der Hashtag #knitterfood natürlich auch wieder für alle Nichtfolger.

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