Von der Netzapp zur Femtozelle


Vor einiger Zeit ist es bei den Netzbetreibern ein wenig in Mode gekommen, den Kunden Apps an die Hand zu geben, die die Netzqualität überwachen. Letztendlich geht es darum, die Regionen herauszufinden, in denen es reale Funklöcher hat und die Datenverbindung nicht mehr ganz den Vorstellungen der heutigen Selfie-Sharing User entsprechen. Auch der Schweizer Anbieter Sunrise hat so eine App lanciert, die ich seit den ersten Tagen einsetze. Einerseits überwacht sie passiv im Hintergrund, ob das Smartphone Netzzugang hat, andererseits erlaubt sie auch dem User aktiv Feedback zum Netzwerk zu geben und Speedtests durchzuführen.

Gerade ersteres ist schwierig. Wenn ich in einem Zug beispielsweise ein Funkloch melden will, kann es durchaus passieren, dass das Handy solange Daten sammelt, bis der Zug aus dem Funkloch wieder heraus ist und die gemessenen Daten eigentlich gut sind. In eher stationären Situationen, hat es jedoch durchaus Potential. So staunte ich nicht schlecht, als die Netzapp von Sunrise plötzlich folgenden Vorschlag mache:

Netzapp Sunrise

Netzapp Sunrise

Ich fragte mich schon etwas länger, wie die AGB der App zu verstehen ist, in der sich Sunrise das Recht hineinschrieb, Vorschläge zur Produktverbesserung zu machen. Als ich das gesehen habe, wurde es mir dann klar. Wenn die Abdeckung zu Hause nicht ausreichend ist, scheint nach aussreichender Wiederholung der Vorschlag gemacht zu werden, eine “Sunrise indoor box” zu installieren. Da eine Verbindung zur Hotline sich nicht direkt herstellen liess, habe ich zu meinem Festnetz gegriffen und nach der indoor box gefragt. Nach einiger Nummerndrückerei, bin ich dann auch fast bei der richtigen Person gelandet, nach einmal weiterverbinden, landete ich dann bei der richtigen Ansprechsperson. Die Hotlinemitarbeiterin klärte mich über das Produkt nochmals auf. Dabei scheint die App an einer Stelle es etwas gut zu meinen. Nein, kostenlos ist sie nicht, die Box kostet einmalig 49 CHF. Sicherlich keine gigantische Summe, aber das könnte man ruhig anzeigen. Nun gut, die Kollegin am anderen Ende der Leitung stellte fest, dass diese Box grundsätzlich bei mir funktionieren sollte und sendete mir eine zu.

Gleichzeitig schaltete sie alle Sunrise Nummern, die ich registriert habe, für diese Box frei. Also alle meine Abos inklusive das meiner Frau sind nun freigeschaltet für diese Femtozelle. Auf der Sunrise Internetseite konnte ich dann auch feststellen, dass noch am gleichen Tag die Indoor Box erschien und als aktiv angezeigt wurde. Dort habe ich nun die Möglichkeit, weitere Rufnummern für die Box freizuschalten. Es macht sicherlich Sinn, das zu beschränken, denn der Traffic, den die Mobilgeräte dann verursachen, läuft über den eigenen DSL Anschluss.

Noch am gleichen Tag kam auch eine Mitteilung der Schweizer Post, dass ein Paket an mich unterwegs sein. Das ging recht rasant.

Das Paket selber musste persönlich entgegen genommen werden. Es beinhaltete einen einfachen Mobilfunkvertrag für die indoor box, insbesondere wohl für deren SIM Karte. Inhalt grob formuliert: die Sunrise box ist nur gemietet, darf nur an der vereinbarten Adresse, insbesondere nur in der Schweiz betrieben werden und muss bei Abo Ende zurückgegeben werden. Das ist alles in soweit verständlich, wenn ich auch nicht verstehen kann, wieso ich dann eigentlich 49 CHF bezahlen soll. Ich habe nichts erworben, ausser das Recht, eine indoor box in mein Haus zu stellen, für deren Betrieb ich aufkomme. Das ist erstaunlich und ich habe mich schon vor einiger Zeit darüber etwas genervt.

Packung der indoor box

Packung der indoor box

In der Packung selbst war neben der Hardware nur eine Kurzanleitung enthalten. Diese war wirklich sehr kurz. Netzkabel einstecken, LAN Kabel einstecken, nichts mehr machen. Die Box selbst ist von NEC und ist im Prinzip eine sehr einfach gehaltene UMTS Basisstation, die auch HSDPA beherrscht.

Die NEC Station

Die NEC Station

Als ich die Box genauso angeschlossen hatte und platziert habe, quittierte sie ihren Startvorgang mit einem LED Licht. Vielmehr tun kann oder soll der Endkunde wohl nicht tun. Ich bemerkte einzig das Funktionieren, als mein Handy plötzlich vollen Netzausschlag anzeige und im Netzmonitor eine unbekannte Basisstation auftauchte. Ein erstes Testtelefonat über diese Femto-Zelle funktionierte problemfrei.

Insgesamt finde ich den Prozess schon spannend. Durch die App war Sunrise bzw. ein Algorithmus in der Lage, ein Problem zu identifizieren und eine Lösung anzubieten. Ob es jetzt gut ist oder nicht, dass die vermeintlich kostenlose Box doch 49 CHF kostet, sei da mal hingestellt. Ich finde es eine ansprechende Idee, hier tatsächlich einen Kundennutzen zu erzeugen anhand der Daten. Gleichwohl muss man sich bewusst sein, diese Netzapps sind ideale Bewegungsprofilsammler. Jetzt hat nicht nur Google diese Info, sondern eben auch Sunrise. Umgekehrt: wenn man als nächstes das Funkloch zwischen Koblenz AG und Rietheim deswegen beseitigen würde (wo seit Jahrzehnten keiner der drei Schweizer Anbieter eine Abdeckung hat), den Achenberg endlich ausleuchtet oder die S1 zwischen Laufenburg und Sisseln/Stein mit Netz beglückt, weil genervte Kunden dort etwas melden, dann liegt da ein deutliches Potential. Das Netz kann hier nicht nur nach theoretischer Auslastung und Abdeckung geplant werden, sondern nach Subjektiver Kundenmeinung, die objektiv angereichert ist.

Schlagwörter: Femtozelle, Mobilfunk, Netzabdeckung, Netzausbau, Schweiz, Sunrise


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