Von der Kunst, eine orientalische Toilette zu benutzen

Meine Freunde hätten mich für verrückt erklärt, wenn ich ihnen vor meiner Iranreise erzählt hätte, dass ich am meisten Angst davor habe, nicht mit den dortigen Toiletten klar zu kommen. Da sie mich ohnehin schon für verrückt erklärt hatten, weil ich als Bahá’í in den Iran reisen wollte, hätte das wahrscheinlich keinen großen Unterschied gemacht. Trotzdem vertraute ich dieses intime Detail nur meinen Mitreisenden an und auch erst, als das Schlimmste schon vorbei war.

Bis es so weit war, setzte ich alles daran, die erste orientalische Toilette solange zu vermeiden wie es irgend ging. Am Teheraner Flughafen stellte ich mit Erleichterung fest, dass ich (noch) die Wahl hatte und meine Wahl stand fest. Als wir dann in Teheran unterwegs waren, hatte ich eigentlich nicht mehr die Wahl zwischen europäischer und orientalischer Toilette, aber ich hatte meiner Blase streng erklärt, dass sie sich jetzt nun mal zusammenreißen müsse.

Zurück im Hotel, wo es in den 2 Bädern unseres Vierbettappartements je eine orientalische und eine europäische Toilette gab, beschloss ich, dem Leid ein Ende zu machen – bzw. ihm vorzubeugen, indem ich mich jetzt in aller Ruhe meinen Ängsten stellen würde.

Von der Kunst, eine orientalische Toilette zu benutzen

(Bildquelle)

Eine gute Entscheidung, die es mir ermöglichte, während der weiteren Reiseetappen keinen Bogen um jedes Klo machen zu müssen und mich dabei an ein Kinderbuch zu erinnern, in dem Klein-Max nicht aufs Klo wollte, weil dort ein Geist hauste.

Für alle, die sich nach mir mit dieser Thematik auseinandersetzen müssen, eine kleine Anleitung:

1) Balance finden. Die Füße stehen links und rechts, es geht also darum, nicht nach vorn oder hinten zu kippen. Stell dir vor, du musst mal ganz dringend im Wald – so in etwa funktioniert das hier auch. Wer wie ich Gleichgewichtsprobleme hat, hält sich am Baum oder eben an der Wand, einer extra dafür vorgesehenen Vorrichtung oder dem Duschkopf fest.

2) Die Hose ist soweit runter gezogen, dass sie sauber bleibt, liegt aber gleichzeitig so, dass sich der Tascheninhalt nicht entleert. Fotoakkus und Handys werden schließlich möglicherweise noch benötigt – sofern die Mitreisenden nicht ohnehin genug Fotoapparate dabei haben.

Kein Scherz. Allein in Großbritannien sterben etwa 900.000 Handys jährlich den Toilettentod. Ein Wunder also, dass sich der laute Schrei einer Exkursionsteilnehmerin auf ihren Fotoakku bezog. Aber es war ja auch ein orientalisches Klo…

3) Dazu muss ich nichts sagen. Das bekommt jeder hin.

4) Klopapier verstopft die Rohre. Wer gar nicht darauf verzichten kann, wirft es bitte in den Mülleimer, sonst gibt’s irgendwann eine unschöne Schweinerei. Die Podusche macht im übrigen viel besser sauber und das fehlende Handtuch wird durch die unschlagbare Lufttemperatur bestens ersetzt.

Alles in Allem: Eigentlich viel hygienischer als unsere Klos, wo man manchmal nicht wissen möchte, wer zuvor auf der Klobrille saß und was genau er oder sie dort gemacht hat. Und wer einmal den Trick raus hat, wird seinen Spaß haben :-)

Für alle, die das ganze lieber einmal vorgeführt bekommen wollen, hier die exakte Erläuterung  – selbstverständlich iranisch-anständig!

Von der Kunst, eine orientalische Toilette zu benutzen

Wer noch nicht genug hat, kann hier weitere Ländertoiletten entdecken…



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