Religiöses Fasten I: Ein Überblick

Mit Freude darf ich die erste Gastautorin dieses Blogs begrüßen: Die Medizinerin Daniela Liebscher wird uns mit einer eigenen Artikelreihe in die Tiefen des religiösen Fastens einweihen – immer passend zur jeweils aktuellen Fastenzeit einer Religion und mit dem besonderen Blick der Medizin. Herzlich willkommen und vielen Dank im Voraus für deine sicherlich sehr spannenden Beiträge!

Wenn vom Fasten gesprochen wird, meinen nicht nur die Anhänger verschiedener Religionsgemeinschaften oft unterschiedliche Dinge, sondern in der Bevölkerung gibt es diverse Vorstellungen von Heilfasten, „Diäten“, Enthaltsamkeit, Askese und Abstinenz, die alle mit dem Begriff des Fastens assoziiert werden.

In verschiedenen Religionsgemeinschaften, manchmal sogar der gleichen Religion, gibt es auch unterschiedliche Ansätze, um Enthaltsamkeit für eine bestimmte Zeit (Fastenzeit) zu definieren: Manche werden sich vollständig der Nahrung und der Flüssigkeiten enthalten (vierundzwanzigstündiges Fasten der Juden am Versöhnungstag), andere werden es auf bestimmte Nahrungsmittel beschränken (Abstinenz von Alkohol, Olivenöl und tierischen Produkten in der Karwoche bei der griechisch-orthodoxen Kirche) und wieder andere werden schon Enthaltung von Sünden (inneres Fasten) als Fasten definieren.

In den Artikeln dieser Reihe wird der Begriff des religiösen Fastens auf die religiös motivierte Enthaltung von Speise(n) – und in einigen Fällen auch von Trank – für gewisse Zeit eingeschränkt. In den Grenzen dieser Definition von religiösem Fasten gibt es viele Formen desselben:

Das Judentum kennt vor allem drei Fastentage, welche jeweils eine vierundzwanzigstündige Nahrungs- und Flüssigkeitskarenz verlangen. Im Hinduismus wird rituelles Fasten in vielen verschiedenen Formen praktiziert. So gibt es sowohl festgelegte kollektive als auch individuelle Fastentage, und die Dauer sowie die Einschränkung der Nahrung variieren stark je nach Glaubensrichtung und Anlass des Fastens.

Im Buddhismus unterscheidet sich das Fasten der Mönche und Nonnen von demjenigen des Laien. Letzterer ist angehalten, das Mittelmaß zu halten, während in Klöstern nach dem Mittagessen meist keine Speisen mehr eingenommen werden.

Im Christentum gibt es in den unterschiedlichen Konfessionen verschiedene Arten des Fastens: In der östlichen Kirche ist an über 200 Tagen pro Jahr eine fast vegetarische Ernährung vorgeschrieben, im deutschsprachigen Raum werden immer öfter kirchliche Heilfastenwochen als Exerzitien angeboten und im amerikanischen Raum wird das alttestamentarische Daniel Fasten neu entdeckt, welches eine zeitlich begrenzte vegane Frischkost-Ernährung verlangt.

Mormonen enthalten sich einmal im Monat, ähnlich wie im Judentum, vierundzwanzig Stunden von Speise und Trank.

Im islamischen Ramadan wird einen über die Jahre hinweg verschiebbaren Mondmonat lang – also neunundzwanzig oder dreißig Tage – von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang auf Nahrung und Trinken verzichtet.

In der Bahai-Religion wird ähnlich wie im Islam gefastet, nur dass die Fastenzeit immer im Monat März stattfindet und lediglich neunzehn Tage beträgt.

Die in den nächsten Monaten folgende Reihe von Artikeln soll eine Reise durch die verschiedenen religiösen Fasten sein. Dabei werden die genannten Fasten etwas vertieft dargestellt und einige medizinische Aspekte aufgegriffen.

Über Kommentare, Anmerkungen und andere Anregungen freue ich mich jederzeit!
Mit besten Grüßen
Daniela Liebscher



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