"Vom Virus des Glaubens"

Vom Virus des Glaubens

Nachdem ich vor ein paar Tagen schon das kleine Heft 1 dieser (bisher auf diese beiden Hefte begrenzten) Schriftenreihe der Giodarno-Bruno-Stiftung gelesen und beschrieben habe, war nun das zweite Heft an der Reihe: Vom Virus des Glaubens – Reden zur Verleihung des Dreschner-Preises 2007. Abgedruckt sind die Redebeiträge des (preisgekrönten) Richard Dawkins, des Vorstandes der Stiftung Michael Schmidt-Salomon, des Laudators Franz M. Wuketits sowie des Namensgebers Karlheinz Dreschner. (Links am Ende des Beitrages)

Schmidt-Salomons Ideen und Denkart sind (mir) soweit bekannt, dass mir seine Rede nichts Neues vermitteln konnte. Auch die Wuketits hat mich nicht überzeugen können.
Anders jedoch die von Dreschner und Dawkins.

So beginnt Deschner mit einer Unterscheidung zwischen Atheisten und Agnostikern (hier musste ich erst mal bei Wikipedia nachschlagen, was denn damit gemeint ist) und findet es bemerkenswert, dass der Preis nach einem Pantheisten benannt ist.
Doch dann spricht er über die Anwendung des Wissens, wie es moderne Theoretiker und Wissenschaftler in dieser Art selten tun. (Vgl. dazu auch M.Schmidt-Salomon’s Artikel “Kann und soll Philosophie angewandt werden?”):

Wir reden, wir reden, wir schreiben, machen bloße Worte. Und die Mehrheit, die mit uns lebt, sie vergoldet Showmasters, Quatschonkels und -tanten, Ballspieler. Und wir alle, wir lassen Hunderttausende, lassen Millionen Menschen indessen verhungern. Ja, müssten wir denn diesen nicht zuschreien, nach dem Eigentum derer zu greifen, die sie verhungern lassen? Nach unserem? Seite 18

Und weiter dann über das Bild, dass sich die Menschen (auch die aufgeklärten Humanisten) vom Tier machen:

Wie verkehren wir mit Tieren, der unbeweinten Kreatur? am liebsten doch und lebenslang per Essbesteck. Seite 19

(Nun wird mir auch klar, woher der Sarkasmus des von mir verehrte M. Schmidt-Salomon rührt, der sich als “Jünger” Deschner’s definiert.)
Richard Dawkins’ Dankesrede hat mir auch sehr gefallen. Nicht nur, dass er auf Schmidt-Salomons “Manifest” eingeht; erklärt er in seinem Beitrag, weshalb er jegliche Religionen kritisiert.

Es hat mich jedoch sehr gepackt, als er [gemeint ist M. Schmidt-Salomon] auf die gänzliche Unvereinbarkeit zwischen dem wissenschaftlichen Weltbild, das dem Entwurf und der Konstruktion eines modernen Passagierflugzeuges zugrunde liegt, und der barbarischen Sichtweise, zu der ein ganzes Weltbild aus der Bronzezeit gehört, hinwies, das die Männer antrieb, die diese Wunderwerke der Wissenschaft entführten und sie in zwei der größten Gebäude der Welt jagten, selbst Wunderwerke einer wissenschaftsbasierten Technologie. Seite 30

Davon ausgehend leitet Dawkins dann in einer glänzenden logischen Abfolge ab, welche Rolle selbst sogenannte “gute” Religion auf das Denken der Fanatisierten spielt. Er beschreibt, wie der “Virus des Glaubens” schon früh die kindlichen Gehirne befällt; wenn ihnen Glauben als Tugend beigebracht wird :

Das lernen sie in Grundschulen. Und nicht von durchgeknallten, extremistischen Mullahs, sondern bei anständigen, moderaten, gemäßigten Religionslehrern… (Seite 35)

Schon allein wegen dieser Rede Dawkins’ ist das Heft lesenswert – und macht “Appetit” auf andere Schriften und Bücher. Es kann also gut sein, dass hier irgendwann das eine oder andere Buch Dreschners und Dawkins’ hier besprochen wird…


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