Die letzte Portugalreise (Ende Mai/Anfang Juni) folgte der Erinnerung. Wie etwa drei Jahre zuvor flogen wir wieder nach Porto, um uns im Anschluss nahe Nazaré eine Woche nieder zu lassen. Und dann leider schon wieder den Heimweg anzutreten. Dieses Mal jedoch tauschten wir Groß- und Kleinstädtisches gegen Entdeckungen am Rande. In unserer Ferienwohnung in Vale Furado tauschten wir die – zu dieser Zeit eher mittlere – Betriebsamkeit des Ferienortes Nazaré gegen einen Ort der Ruhe mit direktem Atlantik-Blick. Und auch die Stationen der An- und Abreise waren außergewöhnlicher als beim Mal davor. So sehr ich Porto mag (ja, sehr!) – die Erfahrungen zu Beginn und Ende unserer diesjährigen Reise waren faszinierend.Vale Furado, das war Urlaub pur, die An- und Abreise bot hingegen kleine roadtrips in verblüffende Welten. Die erste Nacht wollte ich endlich mal am Douro verbringen, wenigstens eine Stippvisite ins lauschige Flußtal und habe uns dort eine Unterkunft gebucht. Eine, die nicht ganz aus dieser Welt war…
Verwunschen, versteckt, verschwunden: Das Hotel Quinta de Santa Cruz am Douro
Es gibt viele schöne Hotels entlang des Douro-Flusses. Es ist eine fruchtbare Gegend, die berühmte Weine hervorbringt. Nach den Portweinkellern folgen Hänge, denen vinho verde und manch anderes Schlückchen verdankt wird. Auf dem Fluß schippern Kreuzfahrtschiffe, die ihre zahlungskräftigen Gäste mit schönen Ausblicken und edlen Speisen verwöhnen. Die Herbergen am Fluss, die Quinta im Namen tragen, sind die zumindest ehemaligen Stammsitze der großen Weingüter, entsprechend herrschaftlich – und nicht ganz billig.
Douro: Fluss im grünen Tal
Wir kommen am Nachmittag in Porto an, müssen nur ein wenig aus der Stadt herausfahren und uns dann gemütlich auf einem lauschigen Sträßchen am Fluss entlang zur gebuchten Quinta schlängeln, so dachte ich mir das jedenfalls. Abgesehen davon jedoch, dass sich die Mietwagenübergabe am Flughafen Porto als so noch selten erlebte Geduldsprobe erweist – doch, in Lissabon haben wir mal Ähnliches erlebt, die Aushändigung eines Autos scheint in Portugal eine ernste und umständliche Sache – verfahren wir uns im Anschluss gründlich und lange. Der klug eingepackte Navi, so stellt sich heraus, hat alle möglichen Straßennnetze aller möglichen Länder im Angebot, aber nicht Portugal. Ich hadere mit der Firma TomTom und meiner schlechten Vorbereitung. Die einzige Landkarte, die ich an der nächsten Tankstelle zu einem stolzen Preis auftreiben kann, bildet ganz Portugal UND Spanien ab – und hat damit einen Maßstab, der uns auch nicht weiterhilft. Ich hadere mit Leuten, die solche Karten verkaufen und mit meiner Doofheit, sie ohne weiteres Überlegen gekauft zu haben. So kommen wir eher nach Valencia als an das nahegelegene winzige Fleckchen am Douro-Fluss. Sei es drum, wir haben ja noch einen Ausdruck von der Wegbeschreibung… Doch die Ringstraßen und Abzweigungen rund um Porto sind unergründlich, es ist ab da nur noch den überraschend starken Nerven des Fahrers zu verdanken, dass im Nachhinein die Erinnerung an ein lustiges Abenteuer bleibt.
Endlos kreisen wir durch eine Stadt names Gondomar, die eine beeindruckende Größe und keinen Weg aus ihr heraus zu haben scheint. Drei Männer, die ich frage, raten dann auch verblüffenderweise, noch mal ganz von vorne anzufangen, in Nova Gaia, was wir denn auf diesem touristischen Sträßchen wollten, das ich ihnen auf der Karte als Wunschroute zeige, was denn um alles in der Welt dort, wo diese Quinta sein soll. Und doch haben wir sie schließlich gefunden…
Das Auto vor der Quinta – Foto am Morgen danach
Die Quinta de Santa Cruz habe ich gebucht, da sie mit dem Preis von 55€ fürs Doppelzimmer inklusive Frühstück überraschend günstig war, im Vergleich zu ähnlich noblen Häusern am Fluss. Alle Fotos zeugten jedoch von einem reizenden Ambiente – und dann vor Ort entspricht dies alles der allerschönsten Wahrheit. Bis wir ankommen, regnet es wie aus Kübeln. Beinahe wären wir vorbeigefahren, doch da, da ist ein Schild mit dem erlösenden Hinweis, dann ein Tor vor einem Park. Das Tor verschlossen, wir klingeln, es tut sich: nichts. Ich rufe vom handy aus an, es tut sich was! Das Tor öffnet sich und wir fahren eine lange Auffahrt hoch (Foto ganz oben), selbst im wolkenverhangenen Grau lässt sich eine weitläufige Parkanlage erahnen.
Wir kommen an und alles ist gut. Ganz portugiesischer, sehr freundlicher Empfang. Ein herrlich gepflegtes Gebäude, ein großes, charmantes Zimmer.
Als hätte er auf die Frage danach gewartet, empfiehlt uns der nette Gastgeber ein Restaurant mit „typischer, traditioneller“ portugiesischer Küche in einem nahegelegenen Ort. Dort essen wir gut und günstig, mit Blick auf die Brücken und den Fluss und den abendlichen Regen.
Wir nächtigen fürstlich und werden am nächsten Morgen mit einem umfangreichen Frühstück empfangen, in einem Raum, so groß und schmuck, wie er zu Landhäusern gehört, größer vermutlich als unsere gesamte Wohnung Zuhause.
Wir sind die einzigen Gäste, alles, was auf dem Tisch steht dürften wir essen (können wir aber nicht). Außenrum sieht man emsiges Personal, das Wintergärten und Terrassen säubert, klar zu machen scheint für eine Saison, die jetzt jedenfalls nicht ist. Von unseren 55€ ist das hier jedenfalls nicht finanzierbar! So rätseln wir ein wenig, erst Recht, als der Bezahlvorgang im Anschluss vor ungeahnte Hürden gestellt wird, da Kartenzahlung nicht möglich ist und Wechselgeld für die Barentrichtung erst im ganzen Haus gesucht werden muss. Wir rätseln, aber genießen froh, verlassen den etwas märchenhaften gastlichen Ort mit herzlicher Dankbarkeit.
Vielleicht hätten wir doch noch länger den Park am Douro genießen sollen…
Wer nun wissen will, wo diese Quinta ist und sich dort auch mal aufhalten möchte, wird so enttäuscht sein wie ich, als ich sie heute in den Weiten des Netzes wieder suchte. Es wird sie noch geben, aber man kann sie nun (es ist noch keine zwei Monate später!) nicht mehr als Hotel buchen. Als Beweis auch für mich selbst, dass ich mir nicht alles eingebildet habe, dieser link. Von jenem weithin bekannten Hotelportal, wo ich buchte, ist die Quinta ganz verschwunden. Es war ein Vergnügen für eine Nacht, für ein Paar, das keine Mühen gescheut hat, hier hin zu kommen. Und so seltsam unsere Anreise war, so geisterhaft ist die Quinta „verschwunden“. Der Douro aber bleibt – und es lohnt sich, seine Täler, Weingüter und Geheimnisse zu erkunden!
Teil 2 wird erzählen von einem Übernachtungserlebnis der ganz anderen Art, im Arbeiterviertel Portos, Matosinhos, in der Nähe des Flughafens.