Am Freitag bat ich Herrn Zenda, mir ein Flugticket nach Dar es-Salaam für Mittwoch zu besorgen. Der Flug ist deutlich billiger als die 1000 km Autofahrt. Er fuhr für diese und für andere Besorgungen in die Bezirksstadt Songea. Von dort aus rief er an: “Am Mittwoch geht kein Flugzeug. Soll ich das tiketi für Dienstag schneiden ?” (Für “Ticket kaufen” sagt man “schneiden”, obwohl ja eigentlich der Verkäufer das Ticket “schneidet” oder “abreißt”). Ich überlege: Wenn ich am Dienstag fliege, wird alles sehr hektisch, und bitte ihn, für Mittwoch ein Busticket zu besorgen. Die Busfahrt ist zwar ziemlich stressig, 13 Stunden, dafür aber meistens interessant, und außerdem sind Reisebusse ja umweltfreundlich. Am Montag kommt Prior Fidelis zu mir: “Reist du mit dem Flugzeug oder mit dem Auto ?” Offensichtlich traut er mir als Europäer nicht zu, dass ich mit dem Bus fahre. Dann erklärt er mir, dass eine ältere Besucherin in Dar es-Salaam abgeholt werden muss, und sowieso ein Auto nach Dar fahren muss. Oft fahren unsere Autos in einem Tag nach Dar durch, aber seit im Februar dabei ein Kind überfahren wurde, bin ich solchen Gewalttouren gegenüber skeptisch. Also sage ich dem Fahrer Joel Nchimbi Bescheid, dass wir am Dienstag Nachmittag bis Uwemba fahren, dort übernachten und am Mittwoch bis Dar weiterfahren. Am Montag Abend fällt dann das Internet aus, Br.Wolfram bittet mich um Hilfe bei der Beseitigung des Problems. Als wir bis Dienstag Mittag noch keine Lösung haben, sage ich dem Fahrer Bescheid, dass wir doch am Mittwoch um 5 Uhr früh abfahren. Damit er nicht die ganze Zeit fahren muss, setze ich mich die ersten beiden Stunden ans Steuer. Aber um 7 muss er weiterfahren, denn inzwischen ist auch die Verkehrspolizei aufgestanden, und ich habe noch keinen tansanischen Führerschein. Ich sorge dafür, dass wir alle zwei Stunden eine Pause machen, und bin sehr zufrieden mit mir, als Joel meint, “Du bist der erste, der daran denkt, dass wir Fahrer auch mal eine Pause brauchen.” Doch als es gut 100 km vor Dar es-Salaam dunkel wird, bin ich nicht mehr so überzeugt von meiner Idee. Wir befinden uns auf der Hauptverkehrsachse Tansanias, die gleichzeitig die Hauptversorgungsstraße für Sambia und Malawi darstellt. Sie hat die Breite einer deutschen Landstraße, je Fahrtrichtung nur eine einzige Spur. Und statt eines Warndreiecks benutzen die Tansanier Äste, die auf die Straße gelegt werden, um vor einen liegengebliebenen LKW zu warnen. Äste reflektieren leider nicht, und als Joel einem plötzlich auftauchenden Ast, den man eher als Baumstamm bezeichnen müsste, ausweicht, und dabei fast mit dem entgegenkommenden LKW zusammenstößt, nehme ich mir fest vor, beim nächsten Mal wieder zwei Tage für die Fahrt einzuplanen. Zumindest, wenn das Internet mitspielt.
Der Rest der Reise war dann ziemlich langweilig, am Freitag, 14.9., bin ich in Deutschland angekommen. Im November geht es wieder nach Peramiho, dann folgt die Fortsetzung des Blogs.
Vom Reisen
Autor des Artikels : rsk6400
Zum Original-ArtikelErlebnisse eines deutschen Mönchs im Alltag auf Kuba.