Schon fast traditionell ist das Wetter Mitte der Woche noch am ehesten zum Wandern geeignet. Und schon wieder zieht es mich zur/auf die Rax. Diesmal aber von unten weg und erst bergab mit der Seilbahn. Als günstiger Ausgangspunkt, weil schon 1070 m hoch gelegen, bietet sich das Preiner Gscheid, ein Übergang zwischen Niederösterreich und der Steiermark, gut an.
Ich lasse mein Auto in Hirschwang bei der Raxseilbahn stehen. Um 8:30 geht ein Autobus von dort auf das Preiner Gscheid (nur von Ende April bis Ende Oktober). Um 9 Uhr entsteige ich diesem und blicke mich ein bissl um. Die dunklen Wolken weiter oben machen mir ein bissl Sorgen, aber ich werde ja sehen, was da draus wird.
Preiner Gscheid mit Wolken
Der Reißtaler Steig (der untere Teil davon) bringt mich zunächst mäßig steil ein paar hundert Höhenmeter hinauf (gelb markiert). Nur eine Minute bevor man bei der (privaten) Reißtaler Hütte herauskommt, zweigt rechts blau markiert der Kontrußsteig ab, der in den Siebenbrunnenkessel (und weiter zum Waxriegelhaus) führt. Hier wäre auch die Abzweigung des grün markierten Gretchen-Steigs. Die ersten sehr steilen und schlechten Meter kann man sich ersparen, indem man links zur Reißtalerhütte und dann eben ca. 100 m nach rechts geht.
Jetzt hilfts aber nix mehr, es geht steil hinauf – momentan zusätzlich mühsam durch kurz vorher stattgefundene Schlägerungen (der Steig war einige Zeit gesperrt). Immer wieder muß man eine Umgehung eines großen Strunks suchen und danach den Weg wiederfinden. Die Wolken steigen mit mir höher, sie sind immer so ca. 100 m über mir.
Relikte der Holzarbeiten oberhalb von der Reißtaler Hütte
Kurz bevor man die Felsen der Raxenmäuer erreicht, zweigt rechts der rot markierte Martinsteig ab. Den will ich gehen! Will ich das wirklich? Angesichts dessen, was ich da sehe, zögere ich kurz. Aber, ja – ich wills wissen.
Martinsteig
Der Steig quert die sehr steilen Abhänge bis unter die Materialseilbahn zum Karl Ludwig-Haus (KLH), wo auch der Karl Kantner-Steig heraufkommt.
Resumee: so aussichtsreich wie mühsam! Immer wieder gibt es Stellen, wo man ganz genau schauen muß, wohin man seinen Fuß setzt. Man würde hier nicht ins Tal fliegen, aber beim unfreiwilligen Abgang in die Latschen könnte man sich auch ganz schön verletzen.
Markierungs-Kunstwerke (auch am Gretchen- und Reißtalersteig)
Erst ganz am Schluß gibt es ein paar eher unlohnende Kraxelstellen. Dann noch ein paar Schotterserpentinen – und ich bin oben!
Nachdem ich kurz ausgeschnauft und mich umgesehen habe – wow, das total renovierte KLH schaut toll aus! – gehe ich hinein. Auch drinnen – alles ganz neu! Mir gefällts – andere werden wieder meinen, hat den Charme einer Bahnhofshalle. Geschmäcker sind halt verschieden. Ich leiste mir ein Getränk und eine Suppe, dann breche ich wieder auf, habe noch einen weiten Weg vor mir.
Karl Ludwig-Haus von außen...
... und von innen
Die Wolken ziehen herum, aber sie bleiben mir immer von Leib. Trotzdem hindern sie die Sonne, allzu intensiv herunterzubrennen. Ich wandere nun ein Stück Richtung Habsburghaus, wobei ich noch in der Nähe des KLH ein Rudel Gemsen beobachten kann. Nachdem man ein paar Minuten bergab geht, kommt man zum „Törl“, wo es rechts zum Schlangenweg geht, dem einfachsten Weg auf dieser Seite der Rax. Bergauf kann man von hier auf den Predigtstuhl, in dessen (bröseliger) Südwand der Bismarcksteig (Klettersteig) verläuft.
Predigtstuhl - durch die Felsen geht der Bismarcksteig
Ziemlich flach aber verläuft mein Weg, bis ich ihn nach rechts leicht bergauf verlasse und mir damit die eher unnotigen Höhenmeter über den Predigtstuhl erspare. Beim „Schiff“ treffe ich auf den anderen Weg, wenige Minuten danach passiere ich die Raxgmoahütte, eine Bergrettungshütte, am Trinksteinsattel.
Das "Schiff" - angelegt von der Bergrettung als Orientierungspunkt (lt. Tafel)
Von hier geht es bald steil und etwas geröllig bergab zur Seehütte, wo ich nochmals eine Pause mache und mir einen Topfenstrudel genehmige. Bis hierher waren nicht viele Leute unterwegs, ab hier aber wahre Horden von – ja, was? Wanderer sind das keine. Mit weichen Sportpatscherln, einer sogar mit Flipflops (das muß leiwand sein auf dem Schotterpfad!), kommen sie daher. Na jeder wie er meint – hier sind wir ja nicht in den Bergen, oder? Ich mag den Seeweg zum Ottohaus überhaupt nicht – er wird immer unangenehmer – aber rauf zum Preinerwandkreuz und oben rüber zum Jakobskogel (oberhalb vom Ottohaus), das mag ich jetzt auch nimmer.
Und wie ich dann endlich zur Bergstation komme, trifft mich leicht der Schlag – alles voller Menschen! Wartezeit bei der Seilbahn gute ¾ Std.! Sowas hab ich überhaupt noch nie erlebt. Aber kein Wunder, wenns genau einen schönen Tag in der Woche gibt. Ich vertreibe mir die Zeit mit einem Eis und kann dann mit einer Bahn früher runterfahren. Es fehlen immer etliche Leute, sodaß man, wenn man sich rechtzeitig an die richtige Stelle begibt, früher drankommt. In 8 Minuten bin ich wieder unten.
Fazit: hat sich gelohnt, vor allem das um diese Jahreszeit sehr vielfältige Blumenmeer ist einfach wunderschön! Es waren 5 Std., fast 1000 hm und 13 km. Wenn auch der Aufstieg nicht sonderlich lohnend war – als Training wars gut und jetzt weiß ich, wo ich nimmer gehen brauch! Das Wetter hats gut gemeint, die Wolken waren immer dort, wo ich grad nicht war. Aber jetzt hab ich mal genug von der Rax für eine Weile. Von unten rauf und wieder runter ist doch ein bissl viel, und die Seilbahn ist ganz schön teuer geworden.