Warum schreibt man eigentlich ein Buch? Und vor allem wie? Vielleicht habt Ihr Euch diese Frage schon einmal gestellt, und ich kann diese nur für mich beantworten, weil die Gründe für das „warum“ wahrscheinlich so häufig sind wie Fritten in einem Schnellimbiss. Schreiben habe ich zumindest nicht studiert, und die Volkshochschule habe ich ebenfalls nicht heimgesucht, um mir in Kursen diese Fertigkeit anzueignen. Dazu hätten alle meine Deutschlehrer die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn sie von meiner Idee je gehört hätten. In diesem Fach war ich immer Durchschnitt, wie übrigens in allen Fächern, und auf jeder Schule, in der ich jemals die Bank gedrückt habe, außer bei meiner Ausbildung zum Kaufmann, da war ich sogar mal Bester in ganz Frankfurt (waren aber nur 300 und abissche Leutchen). Was ich immer gemacht habe war lesen. Unsere Bibliothek umfasste annähernd 10.000 Bücher und etwa die Hälfte davon hatte ich in der Hand. Dazu dann Jugendliteratur und so ziemlich jeden Klassiker den man sich vorstellen kann. Beim Lesen läuft immer ein Film in meinem Kopf ab, mit allen Detail, wie in einem Hollywoodschinken. Doch jetzt kommen wir mal zum Thema!
Mitte der 90er war ich in einem Nest, am Arsch der Welt, wo wirklich nichts war, dass ich hätte fussläufig erreichen können. Da ich dort einfach für vier Wochen rausgeschubst wurde, um meine Lunge zu kurieren, und wir uns einig waren mich nicht zu besuchen (Abschiede sind überhaupt nicht meins), investierte ich bereits am zweiten Tag mein Geld in einen großen Blog und einen Kugelschreiber und kritzelte jeden Tag meine Geschichte darin nieder. Der vorläufige Titel lautete „Alle 65 Millionen Jahre“. Irre, was? Na ja, ich war noch jung und die Vorstellung, dass alle Jahrmillionen ein Asteroidenschwarm an der Erde vorbei kommt und einer der Felsbrocken die Erde trifft, und es zu einer Auslöschung fast allen Lebens kommt, gefiel mir sehr. Dazu habe ich gleich mal ganz Europa zu einem gemeinsamen Staat gemacht und die Weltraumzentrale lag in der Schweiz. Übrigens gehörten bei mir die Russen auch zu Europa und die USA hatten nicht mehr zu melden, als jeder andere Staat auch. Das alles war in den 2030ern angesiedelt, also nun fast in bälde. Nachdem ich während der Kur noch schnell einen Vorstand von den Zeugen Jehovas um den Verstand geqatscht hatte, und er ernsthaft überlegte doch noch Ateist zu werden, wollte ich das Buch zu Hause beenden. Dachte ich. Doch erst einmal dort angekommen, holte mich der Alltag ein und es dauerte fast zwei Jahre bis ich mich wieder daran setzte. Ihr könnt Euch meine Enttäuschung vorstellen, als fast zeitgleich die Filme „Armageddon“ und „Deep Impact“ heraus kamen und mein Thema verwurstet war. Ich legte meine Schreiberei an den Nagel, doch das Manuskript habe ich behalten.
Danach war langjährige Arbeit angesagt, ein bisschen Kindererziehung, Umzüge, Auslandsaufenthalte und Reisen aller Art. Dadurch landete ich 2006 in Österreich, wo ich mehr zwielichtige Typen und Orte kennenlernte, als es im realen Leben eigentlich möglich ist. Am Ende des Jahren stand ich auf einer Todesliste, musste einem Paten Rede und Antwort stehen, kündigte meinen Job ohne eine Träne zu vergießen, nahm ein Sabbatjahr, um dann im Frühjahr 2008 meine Idee umzusetzen, dass Frauen (so der ursprüngliche Plan von Samsung) niemals ein kleines Notebook in ihre feine Handtasche stecken, sondern ein eigenes Täschchen dafür haben wollen. Ich sollte recht behalten, bekam sogar zwei Artikel von Computerbild, als Erfinder der Netbooktasche, und sogar noch heute sind diese im Handel erhältlich, obwohl ich persönlich 2015 alle Shops geschlossen habe und mich nur noch der Kunst widme. Doch was war geschehen?
Bereits kurz nach meinem Ende als Angestellten ereilten mich Albträume. Nicht ab und zu, sondern jede Nacht. Immer wachte ich schweißgebadet auf, hatte Angstzustände, zittrige Hände und es dauerte manchmal Stunden, um wieder einschlafen zu können. Damals ging ich weder zu einem Therapeuten, noch zur Polizei. Das eine war reine Dummheit, dass andere wäre reiner Selbstmord gewesen, wie wahrscheinlich auch noch heute. Kein Staat der Welt kann dich schützen, wenn die andere Seite auch ein Staat ist. Details lasse ich lieber aus, Ihr habt ja Fantasie. Da es nach fast andertalb Jahren nicht besser wurde, begann ich im Sommer 2008 an, über diese Geschehnisse zu schreiben. Als eine Art Selbsttherapie. Und es half tatsächlich. Als ich das Buch fast fertig hatte (jedenfalls war so mein naiver Eindruck) und ich wieder schlafen konnte, hörte ich auf zu schreiben und ließ es für weitere 4 Jahre sein. Dann kam mir wieder das Buch in den Sinn, nach etlichen Besuchen bei Rechtsanwälten, Staatsanwälten und der Polizei, die mich immer wieder über meinen alten Job und meine Firma befragten. Ich wurde des Sozialversicherungbetruges, Insolvenzverschleppung oder Kreditbetruges beschuldigt, alles von meinen ehemaligen Geschäftspartner, die sich so aus der verbrecherischen Affäre ziehen wollten (in meinem echten Job). Letztendlich ging ihr Spiel nicht auf und das Gericht folgte mir und meinen Aussagen und verknackte alle Übrigen, zu was auch immer. Doch jetzt benötigte ich wieder einen persönlichen Abschluss und so schrieb ich meinen Thriller zu Ende, wohlwissend, diesen niemals an die Öffentlichkeit zu bringen, weil zu viel darin stand, was mich persönlich betraf. Fast ein weiteres Jahr verstaubten die Nullen uns Einsen auf meinem PC. In der Zwischenzeit hatte ich den Familiennamen meiner Ahnen angenommen, den ich schon längst hätte haben sollen, doch nicht annehmen wollte, um meinem Vater eines auszuwischen, der den Namenswechsel mit viel Geld versüssen wollte (das ist eine ganz andere Geschichte). So ließ ich mir den Namen Arno von Rosen in den Pass schreiben und erachtete dies als ausreichende Sicherheit, um mein Buch auf den Markt zu bringen. Ich schrieb Verlage an und telefonierte mit Agenten, doch ich machte als Neuling so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann. Von zu vielen Fehlern im Text bis hin zur One-Man-Show bei Titel, Bild, Zusammenfassungen, Korrektur und Lektorat. Heute kann ich das meiste davon ziemlich gut, doch nun habe ich nicht mehr den Nerv mich selber um derlei Dinge zu kümmern, weil ich nur eines kann. Entweder Künstler oder Vollkaufmann. In beidem bin ich gut, doch zusammenbringen lässt sich das für mich nicht. Schade, aber vielleicht geht eines Tages noch was in der Richtung, denn die Geschichte habe ich bis zu einem vorläufigen Ende erzählt, mit zwei Fortsetzungen meines Erstlings. Sogar Science Fiction Kurzgeschichten habe ich parallel geschrieben, und alles wollte aus mir heraus, als ob ich unter Druck stehe. Doch ich verbrannte bei allem, bis kein Wachs mehr übrig war, was hätte brennen können. Nun werde ich sehen, ob ich irgendwann wieder längere Sachen schreiben kann, aber auch dies ist wieder eine andere Geschichte.
Übrigens ist dies auch der Grund, warum es nie Bilder von mir zu sehen gibt, und nicht weil ich hässlich bin wie ein Grottenmolch (diese mögen mir den Vergleich verzeihen).
Euer, Arno von Rosen
Sollte das als Werbung verstanden werden, so habe ich den Artikel hiermit gekennzeichnet!