Vollsperrung in Mitte

Im Adlon ist heut Nacht Hillary Clinton,
in Schwedt kann Achim Menzel das Autohaus nicht finden
Reinald Grebe
Einer der Gründe, warum ich auch als Mitglied bei der Abgeordnetenhauswahl niemals SPD wählen werde, ist deren verkehrspolitische Inkompetenz auf allen Ebenen. Was sich die sog. Verkehrsmanagementzentrale, der Polizeipräsident und der Innensenator heute wieder geleistet haben, reicht für Monate.
Bis gestern war Königin Beatrix zu Besuch. Da war ein bisschen Absperrung und Umleitung in Berlin Mitte noch normal. Majestät hat übrigens auch Humor und bleibt immer freundlich. Das merkt man dann auch daran, dass es mit den Hindernissen für Autofahrer nicht übertrieben wird.
Ganz anders dagegen heute, da unser Außenminister am Gendarmenmarkt seine NATO-Kollegen empfängt. Ich fuhr also heute morgen die Leipziger Strasse und wollte am Potsdamer Platz rechts abbiegen, Richtung Brandenburger Tor und 17. Juni. Das ging schonmal nicht, da stand ein Funkwagen quer. Ok, fahre ich weiter gerade aus und biege die nächste rechts ab. Die führt in den Tunnel unterm Tiergarten bis hinterm Hauptbahnhof. Dort angekommen sah es noch gut aus. Aber die Fahrt durch Moabit Richtung Gotzkowskybrücke war die reinste Rallye. Als Berliner lernt man bald die lange gelbe Ampelphase kennen. Gerade war sie noch rot, dann wird sie gelb und man legt den Gang ein. Aber die Ampel bleibt auf gelb. Um dann sogleich auszufallen oder abgeschaltet zu werden. Meist kommt dann bald eine längere Eskorte vorbei und der Ausnahmezustand wird bald wieder beendet. Nicht so heute. Heute wurden nacheinander einfach alle Ampeln abgeschaltet und jeder konnte sehen, wie er sich durchwühlt. Und das, wo heute eh alles voller war als sonst, weil weiträumiger als angekündigt abgesperrt wurde.
In Mitte oder Charlottenburg geht dann an solchen Kreuzungen erstmal lange gar nichts. In Moabit aber, einem alten Arbeiterbezirk, da zählt das Gesetz des Stärkeren oder Mutigeren. Ein Autostrom, der fliesst, fliesst erstmal. Man fährt einfach hinter seinem Vordermann auch noch rüber. Auch wenn die anderen eigentlich Vorfahrt haben. Sollen die sich doch trauen! Und heute flossen die Autoströme in Massen.
Und doch, auf diese Weise ging es durch Moabit heute schneller als sonst. Weil ich mich getraut habe :-)
Aber der Rückweg zum Feierabend war dann der Hammer. Ich musste in Moabit noch was erledigen und fuhr danach wiederum mit Tausenden anderen, die Feierabend hatten, durch den Tiergartentunnel. Es ging nur im ersten Gang. So wie früher auf der A52 oder A40 im Ruhrgebiet. Aber meine Tunnelausfahrt war nun gesperrt. Einfach so. Geht nicht. Dann blockierte noch im Tunnel ein Einsatzwagen vom Spezialsicherheitsdienst (so einen Trupp hatte ich noch nie gesehen) eine Spur. Wir kamen dann alle in Kreuzberg raus und mussten erstmal gucken, wo wir jetzt sind. Das erste was man wahrnahm: Da wo wir hinwollen, kommen wir nicht hin, da stehen wieder Funkwagen quer. Ich habe dann an der Kreuzung an der Nationalgalerie mal gefragt, wie ich denn jetzt nach Hause kommen soll. Und siehe da, Anwohner lassen sie auch heute durch. Die Fahrt war dann sehr interessant, weil sehr exklusiv. Vorbei an der Staatsbibliothek, Philharmonie und Sonycenter Richtung Potsdamer Platz. So also fühlt es sich an, wenn man als Staatsgast durch eine menschenleere Hauptstadt fährt. Man hat immer den Eindruck, dass die Verhältnisse hier sehr ruhig sind, weil: niemand zu sehen! Die Stadt ist eine ganz andere, wenn sie Geisterstadt ist. Man nimmt das Grün des Tiergartens wahr, das viele Grün in den Gärten der Landesvertretungen. So viel Grün, so wenig Autos. So stellt sich unsere Verkehrssenatorin das Paradies vor.
Einen ähnlichen Effekt hatten wir neulich schon mal beim Halbmarathon. Da war die Bismarckstraße schon als Jubelstrecke präpariert und wir wollten nur raus Richtung Spandau und Havelland. Aber wir waren die ersten, die nicht mehr durchkamen. So fuhren wir dreimal die freigesperrte Laufstrecke ab, in der Hoffnung, dass die Läufer noch weit genug weg waren, bis wir endlich eine Fluchtrichtung fanden: Wiederum über Moabit.
Jetzt bin ich zu Hause und der Hubschrauber steht seit Stunden in der Luft und wacht über die NATO Herrschaften. Im Adlon ist heute Hillary Clinton.

wallpaper-1019588
Tougen Anki: Anime-Adaption angekündigt + Visual + Teaser
wallpaper-1019588
Reiseziele März
wallpaper-1019588
Wings for Life World Run 2024
wallpaper-1019588
I Was Reincarnated as the 7th: Trailer enthüllt weitere Cast-Mitglieder + Visual