Voll vom Leder: Maxwell Scott

Heute noch eine wirklich gute Aktentasche zu bekommen, ist gar nicht so einfach – schon gar nicht, wenn sie aus Leder gefertigt sein soll. Was vielerorts im Handel angeboten wird, ist wahlweise mies verarbeitet, unter fragwürdigen Umständen produziert oder aus minderwertigen Materialien zusammengebastelt. Und genau das (und der glückliche Umstand eines entsprechenden Kellerfundes) ist der Grund, aus dem ich schon seit meinen Studententagen immer dieselbe Aktentasche aus haselnussbraunem, perfekt patiniertem, festem Rindsleder in Gebrauch habe. Sie ist mindestens doppelt so alt wie ich selbst es bin.

20140308-010656.jpgWeil ein wenig Abwechslung aber nie schadet, beschloss ich vor einigen Wochen, einem neuen Kandidaten den Einzug in mein bisher doch eher als winzig zu bezeichnendes Taschensortiment zu gestatten. Dass das auf dem deutschen Markt noch relativ neue und ursprünglich aus England stammende Label Maxwell Scott mir anbot, eine ihrer Aktentaschen auf Herz und Nieren zu prüfen, kam da sehr gelegen. Das Familienunternehmen bietet neben Taschen für den Berufsalltag auch Kleinlederwaren und Reisegepäck an. Die gesamte Kollektion wird aus feinem Leder in Handarbeit in Florenz hergestellt. Besonders reizvoll für Gepäckstücke, die häufig mit den Händen in Berührung kommen: Die verwendeten Häute werden nicht chromgegerbt oder anderweitig synthetisch behandelt und sind dadurch gesundheitlich unbedenklich.

Lorenzo: Ein Test ohne Schonung

Für mich sollte es die Aktentasche namens Lorenzo sein. Ich hatte mich für cognacbraunes Leder entschieden, da ich mir davon eine besonders lebhafte Patina, also sichtbare Gebrauchsspuren und natürliche Farbabstufung, versprach. Seit ihrem Eintreffen in München Anfang Januar hatte ich die Tasche nahezu täglich in Gebrauch, ohne auch nur im entferntesten daran zu denken, das Gepäckstück zu schonen. So verbrachte Lorenzo anstrengende Tage auf Messen und lange Nächte in Bars. Auch an Sonneneinstrahlung und Regengüssen mangelte es bis heute nicht. Und wie es sich für gutes Leder gehört, trug all das nur zur Schönheit des Materials bei. Dass die Verarbeitung der Tasche auch ansonsten tadellos ist, war dabei mehr als nur ein angenehmer Zusatzeffekt: Sauber ausgeführte, gerade Nähte mit geringem Stichabstand, sorgfältig eingeschlagene Kanten und unaufdringlich angebrachte Reißverschlüsse und Beschläge lassen die Tasche auch einem kritischen zweiten Blick standhalten.

Die klassische Formensprache, die sich am ehesten als überdimensionaler Briefumschlag mit Handgriff bezeichnen lässt, macht es – Gott sein Dank! – nahezu unmöglich, Lorenzo einem Jahrzehnt oder einer modischen Strömung zuzuordnen. Auch das Innenleben ist angenehm unaufgeregt: Das große Hauptfach wird ergänzt durch einige Laschen für Handy, Stifte und Visitenkarten, sowie jeweils ein Reißverschlussfach auf der Vorder- und Rückseite. Die beiden kleinen Fächer sind mit Viskose ausgeschlagen, das große Fach ist mit hellem, angerauhtem Schweinsleder abgefüttert. DIe Größe der Tasche ist ideal für einen kleineren Laptop samt zubehör, sowie einige Dokumente. Papiere im Format DIN A4 lassen sich problemlos darin verstauen.

Fazit: Vom Leder ziehen – Fehlanzeige

So skeptisch ich anfangs aufgrund des sehr moderaten Preises der Gepäckstücke von Maxwell Scott auch war – die Aktentasche ist für mich eine klare Empfehlung wert. Wer auf gute Verarbeitung achtet und mit der klassischen Gestaltung von Maxwell Scott klar kommt, sollte sich deren Kollektion unbedingt genauer ansehen. Test bestanden!


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