Es ist nicht zu fassen: Nachdem sich die Politik, insbesondere die christlichen und liberalen Parteien größte Mühe gegeben haben, die Leute gegen die Empfänger von Transfer-Leistungen aufzuhetzen, weil diese nur zu faul seien – “Wer sich bemüht, der bekommt auch einen Job” – will die Bundesagentur für Arbeit die erfolgreiche Propaganda der Regierenden mit einer Imagekampagne unterlaufen.
Die Edel-Werbeagentur Scholz & Friends soll nun im Auftrag der BA die Kampagne “Ich bin gut” veranstalten, deren Botschaft ist, dass es täglich Erfolgsgeschichten von hochmotivierten und kompetenten Hartz-IV-Empfängern gebe, die zurück ins Berufsleben vermittelt werden. Denn eigentlich sind ja nicht die Kunden die Guten, sondern die Agentur. Die Kampagne helfe nicht nur der Werbeindustrie, sondern auch dem gemeinen Volk, Vorurteile abzubauen und Potenziale offenzulegen – meinen jedenfalls die Macher. Worin die Vorbehalte bestehen und wie verbreitet sie sind, hat die Agentur ja extra durch das Allensbacher Institut für Demoskopie in der Bevölkerung abfragen lassen.
Bundesagentur-Vorstand Heinrich Alt hatte die Ergebnisse der Erhebung am Dienstag in Berlin vorgestellt und dabei über “Irrtümer” geklagt, die sich “leider hartnäckig halten” würden. Denn die Demoskopen hatten festgestellt, dass 37 Prozent der Befragten glauben, dass Langzeitarbeitslose nicht arbeiten wollten, 55 Prozent meinen, sie suchten “nicht aktiv” nach Arbeit, und 57 Prozent halten sie für “zu wählerisch” bei der Jobsuche. Dazu kommt, dass jeweils deutlich über 50 Prozent der Befragten der Ansicht, dass Betroffenen “schlecht qualifiziert” wären und “nichts Sinnvolles zu tun” hätten.
Wobei jeder, der 1 und 1 zusammenzählen kann, eigentlich sehen müsste, dass diese Behauptungen Lügen sind, wenn einige wenige offene Stellen hunderten oder gar tausenden von Bewerbern gegenüber sehen. Oder dass es durchaus sinnvollere Tätigkeiten gibt, als ausgebildete Fachkräfte zu zwingen, monatelang einen Grundkurs in Office-Programmen zu absolvieren, weil die Agentur meint, dass man sie darin trainieren müsse, acht Stunden am Tag sinnlos zu vertrödeln, während sie in der Zeit vielleicht sinnvolle Dinge hätten tun können – aber eben ohne die zwanghafte Kontrolle durch die BA.
Trotzdem war die Propaganda erfolgreich, zumal sich gerade jene, die wirklich hart arbeiten müssen, um sich über Wasser zu halten, sich zu recht fragen, warum sie eigentlich jeden Morgen aufstehen, um sich ausbeuten zu lassen, wo man doch auch liegen bleiben und Hartz IV beantragen könnte. Aber so einfach ist es eben nicht. Wer Geld vom Staat will – und wir reden hier jetzt nicht über Millionenbeträge, die findige Geschäftemacher einsacken, denn bei großen Summen ist es nämlich sehr viel einfacher, an Staatsknete zu kommen – muss sich ausziehen und sich nach Strich und Faden schikanieren lassen. Da ist es unter Umständen einfacher, den Scheißjob zu machen, zumal die Agentur mehr Zeit und Geld darauf verwendet, ihre Kunden zu schikanieren, als sie tatsächlich zu fördern oder gar in existenzsichernde Normalarbeitsverhältnisse zu vermitteln. Aber eine PR-Aktion ist natürlich einfacher und billiger als ein menschlich korrekter Umgang mit den Betroffenen.