Wie die meisten anderen Säugetiere sind auch Hunde in der Lage, Vitamin C selber zu bilden – in der Leber wird das Vitamin aus Glukose synthetisiert. Menschen hatten diese Fähigkeit ebenfalls, haben sie im Laufe der Zeit jedoch eingebüßt. Vermutlich, weil der Organismus sie als überflüssig eingestuft hat, da in pflanzlichen Nahrungsmitteln viel Vitamin C enthalten ist.
Da Hunde diese Fähigkeit besitzen, denkt man gemeinhin, Vitamin C spiele für den Hund in der Ernährung eher eine untergeordnete Rolle. Warum das nicht unbedingt so ist, erkläre ich dir im Folgenden.
Wofür wird Vitamin C überhaupt benötigt?
Vitamin C hat eine ganze Menge wichtiger Funktionen. Es ist beteiligt an der Aufnahme und Umwandlung anderer Nährstoffe, unterstützt das Bindegewebe und somit den Bewegungsapparat, hilft der Leber zu entgiften, sorgt mit für gute Laune, einen ausgewogenen Hormonhaushalt und so auch einen ausgeglichenen Umgang mit Stress, unterstützt das Immunsystem und die Abwehr von Krankheitserregern.
Immunsystem
Viele wissen, dass Vitamin C eine wichtige Rolle für das Immunsystem spielt.
Bei der Phagozytose nehmen die Phagozyten (gehören zu den Leukozyten, bzw. weißen Blutkörperchen) Fremdkörper auf, weshalb sie auch Fresszellen genannt werden. Sie beseitigen z.B. Bakterien, Viren, Parasiten oder auch entartete Zellen, weshalb sie eine wichtige Rolle in der Immunabwehr spielen.
Lymphozyten, die ebenfalls zu den Leukozyten gehören, vernichten Krankheitserreger und sind daher ebenfalls wichtiger Bestandteil der Immunabwehr.
Vitamin C spielt dabei eine wichtige Rolle, denn es stimuliert die Bildung der Leukozyten.
Bewegungsapparat
Vitamin C ist beteiligt an der Kollagenbiosynthese, denn es stellt einen Cofaktor für mehrere darin tätige Enzyme dar. Kollagen wiederum ist ein Strukturprotein im Bindegewebe in Sehnen, Bändern, Knochen, Knorpeln und der Haut.
Vitamin-C-Mangel kann daher ein schwaches Bindegewebe in Haut, Gelenken, Muskeln, Knochen und auch Blutgefäßen verursachen.
Eisensynthese
Eisen ist ein wichtiges Spurenelement, das u. a. am Transport und der Speicherung von Sauerstoff im Organismus beteiligt ist. Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen, indem es die Reduktion von dreiwertigem Eisen in zweiwertiges begünstigt, welches besser aufgenommen werden kann.
Vitamin C ist also wichtig für eine gute Versorgung mit dem Spurenelement Eisen.
Leber und Entgiftung
Cytochrome P450 sind Proteine mit enzymatischer Tätigkeit, die in der Leber für Entgiftungsfunktionen verantwortlich sind. Vitamin C stimuliert die Produktion dieser Proteine, welche außerdem an der Synthese von Steroidhormonen, Vitamin D und Prostaglandinen (Gewebshormone) beteiligt sind.
In der Leber wird z.B. die Aminosäure Tyrosin aus der Aminosäure Phenylalanin gebildet, für diese Synthetisierung ist Cytochrom P450 nötig. Tyrosin wiederum wird benötigt, um die Hormone Adrenalin und Noradrenalin, die in den Nebennieren bei Stress ausgeschüttet werden, zu bilden.
Vitamin C ist also auch wichtig für die Entgiftungsfunktion der Leber, ein Mangel an Vitamin C, bzw. Cytochrom P450, kann sich zudem bei Stress ungünstig auswirken.
Carnitin-Synthese
Viele Hunde, vor allem größere Hunderassen, erkranken im Alter an dilitativer Kardiomyopathie, einer Herzmuskelerkrankung, bei der es zu einer krankhafte Erweiterung des Herzmuskels kommt.
Besonders alte Hunde können einen Mangel an Carnitin entwickelnDie Ursache dafür kann ein Carnitin-Mangel sein. Carnitin wird aus den Aminosäuren Lysin und Methionin hergestellt, wofür jedoch auch Vitamin C, sowie Niacin und Vitamin B6 benötigt werden.
Ein Mangel an Vitamin C kann insofern einen Mangel an Carnitin nach sich ziehen.
Die ungenügende Versorgung mit Vitamin-C kann sich also in vielfältiger Weise auswirken. Der schwerste Mangel an Vitamin C zeigt sich in der Erkrankung Skorbut. Diese wird auch gerne die Seefahrerkrankheit genannt, weil sie früher vor allem Seefahrer befiel, die sich auf langen Seereisen befanden. Auch bei Hunden soll Skorbut schon vorgekommen sein, so z.B. bei der berühmten Terra-Nova-Expedition (1910–1913) des Polar-Forschers Robert Falcon Scott, dessen Schlittenhunde wegen der starken Beanspruchung, den rauen Bedingungen und der kargen Ernährung teilweise an Skorbut erkrankten.
Was kann die Synthese oder den Bedarf an Vitamin C beeinflussen?
Inwieweit diese Eigenproduktion von Vitamin C für den einzelnen Hund tatsächlich ausreicht, lässt sich schwer sagen. Zudem gibt es eine Reihe Faktoren, die sich entweder auf diese Produktion auswirken können oder zu einem erhöhten Bedarf führen.
Besonders im Wachstum ist Vitamin C wichtig für die KollagenbildungSo kann es im Wachstum sicher nicht schaden, wenn man darauf achtet, dass der Hund über die Nahrungsmittel auch Vitamin C erhält. Gerade im Wachstum ist Vitamin C natürlich wichtig für die Kollagenbildung des Skeletts.
Unsere Hunde bekommen heute häufig Medikamente wie Antibiotika, Mittel gegen Parasiten wie Würmer und Zecken, werden regelmäßig geimpft. Die vielen Medikamente können sich natürlich auch auf die Leberfunktion auswirken, bzw. diese stark belasten, so dass sie vielleicht nicht mehr so gut in der Lage ist, Vitamin C zu produzieren.
Es gibt aber noch mehr Faktoren, die Vitamin C ins „Spiel“ bringen können oder sollten. In den folgenden Situationen wäre es ratsam, die Versorgung des Hundes mit Vitamin C entweder über Nahrungsmittel oder vielleicht sogar Ergänzungen zu verbessern:
- Im Wachstum → Kollagenbildung unterstützen
- Nach Operationen → Immunsystem stärken, Wundheilung unterstützen
- Bei Störungen der Wundheilung → schlecht heilende Wunden können durch einen Vitamin-C-Mangel bedingt sein
- Bei schweren Brandwunden → Bildung von neuem Bindegewebe wird angeregt
- Lebererkrankungen → Eigensynthese gestört, Zufuhr daher nötig
- Infektionen → Immunabwehr unterstützen
- Hoher Cholesterin → Vitamin C fördert den Abbau von Cholesterin zu Gallensäure, daher kann ein hoher Cholesterinwert auch in Verbindung mit einem Mangel an Vitamin C stehen
- Bei sehr starker Beanspruchung (besonders Schlittenhunde) → es besteht erhöhter Bedarf, den die Eigenproduktion eventuell nicht decken kann
- Im Alter → die Organfunktionen lassen nach, die Leber produziert vielleicht nicht mehr ausreichend Vitamin C. Auch die Produktion von Kollagen wird weniger, daher kann es hilfreich sein, sie mit zusätzlichem Vitamin C zu unterstützen
Vitamin C in Nahrungsmitteln
Vitamin C ist vor allem in pflanzlichen Nahrungsmitteln enthalten, Gemüse und Obst enthalten teilweise sehr hohe Mengen davon. Besonders viel Vitamin C ist enthalten in:
- Paprika
- Grünkohl
- Brokkoli
- Hagebutten
- Petersilie
- Sanddornbeeren
- Schwarzen Johannisbeeren
Damit der Hund das Vitamin C wirklich bekommt: Hunde und auch Menschen haben keine Enzyme für die Aufspaltung von Zellulose, dem Strukturkohlenhydrat in Pflanzen. Um an die Nährstoffe – und so auch das Vitamin C – zu kommen, sollte das Gemüse und Obst für den Hund, der nicht kaut, zerkleinert werden. Dazu kann man das Gemüse entweder raspeln oder pürieren. Da Vitamin C empfindlich reagiert auf Verarbeitungen wie Erhitzung, sowie auch Sauerstoff und lange Lagerung, sollte das Gemüse und Obst zur Versorgung mit Vitamin C möglichst frisch und roh gefüttert werden.
Vitamin C als Ergänzung
In besonderen Fällen, wie z.B. schweren Erkrankungen, Leberstörungen, etc. kann auch die Gabe von Vitamin C, bzw. Ascorbinsäure als Ergänzung sinnvoll sein. Die Dosierung kann dabei 20-100mg/kg KG betragen, je schwerer die Erkrankung, desto höher.
Zu hohe Mengen an Vitamin C können abführend wirken, bei sehr weichem Kot sollte man die Dosierung daher verringern.
Vitamin C zählt zu den wasserlöslichen Vitaminen und wird nicht gespeichert, zu viel wird über die Nieren ausgeschieden.