Vitamin B12 in der Zahnpasta – bringt das was?

Blickt man heute in ein Supermarktregal, so scheint das Angebot an Zahnpflegemitteln schier unüberblickbar. Immer wieder entstehen neue von der Industrie gepushte Mundpflegetrends: Pasten zur Reinigung der Zähne, zum Schutz vor Karies, zur Behandlung eines möglichen Zahnfleischproblems, zur Aufhellung der Zähne oder gar zur Behandlung sensibler Zahnhälse stellen nur einen Bruchteil des vorhandenen Angebotes dar. Eine neue Rubrik bilden die Zahnpasten mit Vitamin B12 Zusätzen, deren Hersteller vor allem Veganer und Vegetarier im Visier haben. Doch kann das Vitamin B12 aus der Zahnpasta überhaupt in den Körper gelangen? Kann sich eine relativ geringe Menge beim Zähneputzen auf den Vitamin B12-Haushalt auswirken? Ist gar eine Überdosierung möglich? Wir haben dazu einen Experten befragt, den Zahnarzt Dr. med. S. Marcus Beschnidt aus Baden-Baden und prompt eine ausführliche Stellungnahme erhalten:

Vitamin B12 kann über Schleimhaut in den Blutkreislauf gelangen

Dr. Beschnidt: „Es ist schon lange bekannt, dass die Mundschleimhaut, speziell der Bereich unter der Zunge eine enorme Fähigkeit zur Absorption bestimmter Stoffe besitzt. Dies bedeutet, dass beispielsweise das Vitamin B12 durch diesen sublingualen (unterhalb der Zunge) Bereich der Schleimhaut aufgenommen werden kann und so direkt dem Blutkreislauf des Gesamtkörpers zugeführt wird.
Geeignet sind solche Zahnpasten vor allem für Vegetarier und Veganer, aber auch Menschen mit Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder der Bauchspeicheldrüse.
Das Vitamin kommt in der Nahrung nämlich fast ausschließlich in tierischen Produkten wie beispielsweise Kalbsleber, Miesmuscheln, Lachs oder Vollmilch vor.

Symptome bei B12-Mangel

Betroffene klagen bei VitaminB12-Mangel oft über Symptome wie allgemeine Schwäche, Schlappheit und Antriebslosigkeit, neigen dazu leicht gereizt oder verwirrt zu sein. Auch Gedächtnisstörungen und ein Zusammenhang mit Demenzerkrankungen und Neuropathien (Erkrankungen des Nervensystems) werden in der Fachwelt diskutiert.

Die Studienlage

Dr. Beschnidt weiter: „In einigen Studien konnte bereits gezeigt werden, dass die ausschließliche Verwendung solcher Vitamin B12 Zahnpasten zu einer Verbesserung des Vitamin B12 Haushaltes bei Mangel führen kann. Die Effektivität wird hierbei auf den langen Kontakt des Vitamin B12 mit der Mundschleimhaut beim Zähneputzen zurückgeführt.

Eine Überdosierung mit Vitamin B12 durch die Anwendung solcher Zahnpasten ist ausgeschlossen, da ein Überangebot an Vitamin B12 direkt vom Körper gefiltert und über den Urin ausgeschieden wird.

Kritisch zu betrachten und weiter zu untersuchen bleibt, ob auch ein ausgeprägter Vitamin B12 Mangel (vorwiegend bei älteren, kranken Menschen), alleine durch das Putzen mit solchen Cremes ausgleichbar wäre, da die Konzentration des B12 in den Zahnpasten dafür vermutlich zu gering wäre.

Als Nahrungsergänzungsmittel bei einem Vitamin B12 Mangel scheinen sich diese Zahnpasten jedenfalls gut zu eignen und liegen mit einem Preis von etwa fünf Euro zwar über dem der meisten herkömmlichen Zahnpasten, aber dennoch in einem vertretbaren Rahmen.

Vitamin B12 in Zahnpasten – das sagen andere

Die Zeitschrift " target="_blank">Ökotest führte bereits im Jahre 2012 aus, dass Vitamin B12 über die Mundschleimhaut aufgenommen werden und den Status des Vitamins im Blut der Probanden verbessern könne. Die Fachredakteure sahen zudem die zu diesem Zeitpunkt geringe Anzahl belastbarer Studien als kritisch an. Zudem merkten sie an, dass man bei einem nachgewiesenen Vitamin 12-Mangel lieber zu hochdosierten Präparaten greifen solle.

Unser Fazit: Wer bereit ist, den höheren Preis für eine Vitamin-B12-Zahncreme auszugeben, macht damit wohl nichts falsch. Wichtig ist, dass es sich um ein zertifiziertes Naturkosmetikprodukt handelt, so dass keine umstrittenen Inhaltsstoffe wie künstliche Farb- oder Konservierungsstoffe oder gar Mikroplastik in der Zahnpasta stecken. (Mikroplastik darf in Zahnpasta eigentlich nicht mehr verwendet werden)

Wenn der Arzt einen hohen Vitamin-B12-Mangel feststellt, reicht eine Zahnpasta nach derzeitigem Kenntnisstand wohl nicht aus, um den Mangel auszugleichen.

Die Praxis von Dr. Beschnidt finden Sie hier.

Studie des Vegetarierbundes aus dem Jahre 2012

Foto: Harald Lapp  / pixelio.de


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