Als Kind träumte ich davon Zirkusdirektor zu sein. Später wollte ich Maler werden. Mein Opa war Maler und Lackierer, hatte in seiner Lehrzeit und auf der Walz die Feinheiten der Kunstmalerei erlernt und konnte perfekt ein Stück Holz in Marmor verwandeln. Mich hat es schon immer gereizt etwas zu verwandeln und in Szene zu setzen. Deshalb vielleicht die kindliche Sehnsucht nach einer Beschäftigung als Zirkusdirektor oder Maler. Geblieben ist mir der Wunsch nach Gestaltung und in Anlehnung an meine Malervision auch die Liebe zum Handwerk.
Ist es nicht fantastisch, dass ein Maler durch Beherrschung von Pinsel und Farbe auf Holz die Vision von Marmor erzeugen kann. Diesem Kunsthandwerk sei Dank, konnten viele Kirchen überaus prunkvoll ausgestattet werden, ohne auch nur einen Krümel Marmor zu verwenden. Visionen schaffen, ein Grundbedürfnis der Menschheit. Auch der Zirkus steht für Visionen. Es gab (glaube ich) keinen Zirkus der in „meine“ Stadt kam, den ich als Kind nicht besucht habe. Alleine der eigentümliche Geruch zog mich magisch an. Noch heute steht dieser Duft für mich weniger für fahrendes Volk und Freiheit, sondern viel mehr für den Grundstoff dessen, aus dem Visionen entstehen. Eigentlich stellt künstlicher Marmor und Zirkusvorstellung die perfekte Show dar, die den Kreis der Anwesenden beeindruckt und in Verzückung versetzt. Die Reaktion des Publikums zu spüren ist ein weiterer Aspekt, ein zusätzlicher Reiz.
Mein Lebensweg hat mich in die Fotografie geführt und irgendwann war Schluss mit Lustig. Die Erzeugung von Visionen ist zwar eine Grundfunktion dieses Handwerks, aber direkte Publikumsreaktionen gehören eher zur Seltenheit. Wer in der Fotografie arbeitet produziert Bilder, deren Ausdruck und Inhalt für sich alleine stehen und ein Kauf- oder Darstellungsziel verfolgen. Der Fotograf spielt hierbei keine Rolle mehr. Wie komplett anders ist es da im Zirkus, wenn der Beifall brandet. Das erleben professionelle Fotografen niemals. Oder auch das stille Erstaunen der Kirchenbesucher, die ehrfurchtsvoll den Marmorprunk betrachten und nicht die Frage stellen, ob es sich nun um echten Stein oder kunstvoll gestaltetes Holz handelt. Nun mag der eine oder andere Leser seine Hand heben und auf das Bilderzeigen im Internet verweisen. Selbstverständlich, da gibt es Reaktionen. Aber das Live-Erlebnis fehlt. Das ist übrigens kein Kennzeichen der Internet-Kultur, weil es das in der Fotografie auch schon wesentlich früher gab. Wenn ein Bild in der Zeitung, einem Magazin oder in Werbeprospekten erschien, hatte es sich schon sehr weit vom Fotografen entfernt und Reaktionen gibt es (falls überhaupt) nur indirekt. Einzige Ausnahme war und ist die künstlerische Fotografie. Hierzu gab es schon immer Ausstellungen oder das Hängen in Galerien. Kunst hat sich schon immer auf das Publikum zubewegt.
Nun bin ich älter und ruhiger geworden und brauche nicht mehr das große Publikum. Es genügt mir im Kleinen zu arbeiten. Kleinkunst könnte man sagen. Ich mache Experimentelles, nicht mehr Wiederholbares, und habe eine Menge Spaß dabei. Hier zeige ich eine weitere Variante eines Bildes, das als Motiv schon einmal zu sehen war. Wieder ist es echte Kleinkunst im Format 13×18 cm und wieder kann man auch dieses Bild kaufen. Anfragen wie immer per E-Mail und es ist wirklich nicht so teuer, wie man zunächst denken mag. Mir gibt die Begeisterung der Leute sehr viel, wenn sie sich für ein Bild entscheiden, es kaufen und schließlich in Händen halten. Diese Reaktionen sind sehr wertvoll für mich geworden. Ich gebe ein einmaliges Werk aus der Hand, übergebe es an einen Menschen, der es wertschätzen kann, und erfreue mich an dessen Begeisterung. Wundervoll!
