Also, ich weiß natürlich nicht, was genau im vierten Spiel passiert ist, als Lee Sedol überraschend doch noch gegen den Google-Computer gewinnen konnte. Vielleicht hatte die Software einfach nur mal einen schlechten Tag.
Allerdings fühlte ich mich lebhaft an das erinnert, was mir der Pianist Andrei Gavrilov vor ein paar Jahren über ein Konzert schrieb, in dem er völlig unvorbereitet Ravels Scarbo spielen musste – und dabei außerordentlich viele falsche Töne spielte, insgesamt aber eine unglaublich energiegeladene und waghalsige Performance hinlegte:
„Nothing to lose! That’s how every artist should feel at every performance.“
Lee Sedol hatte das Gesamtmatch nach dem dritten Spiel bereits verloren. Im vierten und fünften Spiel ging es nur noch noch darum, wie hoch seine Niederlage ausfiel. Das hat ihm womöglich die Freiheit gegeben, lockerer und risikoreicher zu spielen – und zu gewinnen!