Violent Femmes
„We Can Do Anything“
(Pias Recordings)
Wer kürzlich bei Stephen Colbert die Kugelgrill-Performance der Violent Femmes ihres Alltime-Klassikers „Blister In The Sun“ gesehen hat, der kann ermessen, wie wichtig die Musik von Gordon Gano und Brian Ritchie, jetzt unterstützt von Drummer John Sparrow, noch immer ist. Der verzückte Talkmaster, ein textsicherer, leidenschaftlicher Publikumschor und natürlich standing ovations – für viele gehört der Song aus dem Jahr 1983 zum Soundtrack des Lebens, gilt der rotzig-bissige Folkpunk aus Milwaukee als Vorlage zum damaligen Lebensgefühl, dem man heute (wie allem, was in der Entfernung eine unbestimmt Sehnsucht nährt) gern etwas nachtrauern darf. Andersherum geht es den Violent Femmes wohl ähnlich, auch sie werden mit mildem Blick auf längst vergangene Tage schauen – hört man sich ihr erstes Album nach fünfzehn Jahren Pause an, scheinen sie kein Jahr älter geworden zu sein, wirken sie noch immer so unbelehrbar unerwachsen wie in ihren Gründertagen.
Dabei tun die Horns Of Dilemma, langjährige Backingband der Kapelle, ein Übriges zur ausgelassenen Stimmung. Deren Mitglied Jeff Hamilton ist es als Produzent wahrscheinlich auch zu verdanken, dass sich die Violent Femmes auf der aktuellen Platte streckenweise wie die Nordstaaten-Variante der Monty Pythons anhören. Stücke wie „I Could Be Anything“, „Issues“ oder „Travelling Solves Everything“ wirken so operettenhaft und amüsant, wie es ein paar Monate zuvor auf der anderen Seite des Planeten auch den Sparks zusammen mit Franz Ferdinand als FFS gelungen ist. Wo diese allerdings in Richtung Pop unterwegs sind, toben sich die Femmes auf gewohnte und liebgewonnene Weise bei Country, Western und zackigem Bluesrock aus. Und scheuen auch den tiefen Blick in die Augen der Angebeteten nicht, wenn sie für „What You Really Mean“ ganz selbstvergessen von Herzschmerz schmachten.
Mit dem Kindermotto, dass jeder alles kann und alles darf, wenn er oder sie nur eigensinnig genug darauf pochen, haben sie ja schon ihr Album betitelt – dass sie auch weiterhin wenig Lust verspüren, sich an die sittsamen Gepflogenheiten ihrer Altersstufe zu halten, wird schnell klar: Endlose Konfliktgespräche sind ihnen ein Gräuel („Issues“), der Heilige Geist spielt (s)eine erwartet unrühmliche Rolle und die Einladung an die Geliebte, das geräumige Auto doch endlich auch mal ordentlich zweckzuentfremden, zeugt zwar von wenige Anstand, aber mächtig viel Spaß bei der Arbeit („Big Car“). Beendet wird der Reigen mit der handfesten Drohung, dass für die drei beschwingten Herren noch lange nicht alles vorbei ist („I’m Not Done“), sie also noch genügend Körner für ähnlich unterhaltsame Platten haben – seien wir ehrlich, viel Besseres hätte uns doch gar nicht passieren können. http://www.vfemmes.com/
„We Can Do Anything“
(Pias Recordings)
Wer kürzlich bei Stephen Colbert die Kugelgrill-Performance der Violent Femmes ihres Alltime-Klassikers „Blister In The Sun“ gesehen hat, der kann ermessen, wie wichtig die Musik von Gordon Gano und Brian Ritchie, jetzt unterstützt von Drummer John Sparrow, noch immer ist. Der verzückte Talkmaster, ein textsicherer, leidenschaftlicher Publikumschor und natürlich standing ovations – für viele gehört der Song aus dem Jahr 1983 zum Soundtrack des Lebens, gilt der rotzig-bissige Folkpunk aus Milwaukee als Vorlage zum damaligen Lebensgefühl, dem man heute (wie allem, was in der Entfernung eine unbestimmt Sehnsucht nährt) gern etwas nachtrauern darf. Andersherum geht es den Violent Femmes wohl ähnlich, auch sie werden mit mildem Blick auf längst vergangene Tage schauen – hört man sich ihr erstes Album nach fünfzehn Jahren Pause an, scheinen sie kein Jahr älter geworden zu sein, wirken sie noch immer so unbelehrbar unerwachsen wie in ihren Gründertagen.
Dabei tun die Horns Of Dilemma, langjährige Backingband der Kapelle, ein Übriges zur ausgelassenen Stimmung. Deren Mitglied Jeff Hamilton ist es als Produzent wahrscheinlich auch zu verdanken, dass sich die Violent Femmes auf der aktuellen Platte streckenweise wie die Nordstaaten-Variante der Monty Pythons anhören. Stücke wie „I Could Be Anything“, „Issues“ oder „Travelling Solves Everything“ wirken so operettenhaft und amüsant, wie es ein paar Monate zuvor auf der anderen Seite des Planeten auch den Sparks zusammen mit Franz Ferdinand als FFS gelungen ist. Wo diese allerdings in Richtung Pop unterwegs sind, toben sich die Femmes auf gewohnte und liebgewonnene Weise bei Country, Western und zackigem Bluesrock aus. Und scheuen auch den tiefen Blick in die Augen der Angebeteten nicht, wenn sie für „What You Really Mean“ ganz selbstvergessen von Herzschmerz schmachten.
Mit dem Kindermotto, dass jeder alles kann und alles darf, wenn er oder sie nur eigensinnig genug darauf pochen, haben sie ja schon ihr Album betitelt – dass sie auch weiterhin wenig Lust verspüren, sich an die sittsamen Gepflogenheiten ihrer Altersstufe zu halten, wird schnell klar: Endlose Konfliktgespräche sind ihnen ein Gräuel („Issues“), der Heilige Geist spielt (s)eine erwartet unrühmliche Rolle und die Einladung an die Geliebte, das geräumige Auto doch endlich auch mal ordentlich zweckzuentfremden, zeugt zwar von wenige Anstand, aber mächtig viel Spaß bei der Arbeit („Big Car“). Beendet wird der Reigen mit der handfesten Drohung, dass für die drei beschwingten Herren noch lange nicht alles vorbei ist („I’m Not Done“), sie also noch genügend Körner für ähnlich unterhaltsame Platten haben – seien wir ehrlich, viel Besseres hätte uns doch gar nicht passieren können. http://www.vfemmes.com/