Vincent Kliesch – Die Reinheit des Todes

Vincent Kliesch – Die Reinheit des Todes

Ein Serienmörder treibt in der deutschen Hauptstadt sein Unwesen und es gibt keinerlei Zusammenhänge zwischen den drei Opfern. Ein Unternehmensberater, ein Dachdecker und eine Apothekerin mussten schon dran glauben. Die einzige Gemeinsamkeit der drei Mordfälle sind die Tatorte. Der “Putzteufel” hinterlässt seine Opfer in klinisch rein geputzten Zimmern in deren Wohnungen, angekleidet in einem weißen Hemd. Spuren? Fehlanzeige. Ein Albtraum für das LKA, das sich schließlich den gebrochenen Kommissar Julius Kern wieder ins Boot holt. Kern hat schon einmal einen grausamen Mörder gefasst, doch die Gerichtsverhandlung im Fall “Tassilo” endete mit einem Freispruch. Kern hat diese Tatsache nie überwunden und zu allem Überfluss steht die Buchveröffentlichung des grausamen Mörders in den Startlöchern. Um den Putzteufel-Fall lösen zu können und in alte Form zu kommen muss Kern sich von dieser Altlast befreien. Nicht so einfach, letztendlich braucht er nämlich ausgerechnet die Hilfe seines Erzfeindes um den “Putzteufel” zu schnappen…

Vielversprechend, wirklich vielversprechend, die Idee, einen pedantisch auf Reinheit und Sauberkeit achtenden Serienmörder auf Berlin loszulassen gefällt mir ausgesprochen gut. Klar, dass die Polizei da ganz schön ins Schwitzen kommt, es gibt schließlich keine handfesten Spuren. Natürlich braucht es wieder einmal ein Ermittlungsgenie, dessen Überlegungen abseits der üblichen Trampelpfade der Ermittlungen stattfinden. Und logischerweise bringt genau dieser Ermittler wieder das übliche Päckchen mit: alte Probleme, Alkoholismus, eine drohende Scheidung…hmja. Vielleicht lese ich zu viele Krimis + Thriller, aber die Wahl des Protagonisten war mir etwas zu vorhersehbar. Die Figur Kerns ist wenig überraschend und bleibt auch im Laufe der Handlung relativ farblos. Sehr schade, gerade weil vor allen Dingen Klieschs Bösewicht Tassilo mit spitzer Feder gezeichnet ist und mit seiner Originalität besticht. Außergewöhnliche Killer treffen auf schon tausend mal dagewesene Ermittlerfigur – hier herrscht einfach noch ein ziemliches Ungleichgewicht.

Auch die Auflösung des Thrillers finde ich relativ unbefriedigend. Der Plot ist solide konstruiert und in sich logisch, aber ich bin nun einfach kein Fan von dieser Art von Motiv. Fairerweise muss ich aber zugeben: so spontan fällt mir aber auch nicht ein, wie man es hätte besser machen können. Modus Operandi und Motiv passen gut zusammen und mir gefällt es, dass Kliesch den Leser nicht nur eine sondern gleich zwei voneinander unabhängige Fälle miteinander verwoben hat. Um Kerns Persönlichkeit zu beleuchten erzählt Kliesch in Rückblenden vom Fall “Tassilo”, allerdings bleibt der Putzteufel-Fall weit hinter Tassilo zurück. Ich vermute, ich empfinde es so weil der Putzteufel – obwohl er ausführlich behandelt wird letztendlich doch zu blass bleibt.

Mein Fazit ist dieses mal also entschieden unentschieden. “Die Reinheit des Todes” ist definitiv spannend und ich konnte das Buch nicht so leicht weglegen. Allerdings hat es auch hier und da seine Schwächen – die aber weniger pingeligen Lesern vermutlich nicht so sehr ins Auge stechen werden oder aber schlicht und einfach auch Geschmackssache sind. So unterm Strich wäre es mir lieber gewesen, Kliesch hätte sich auf den Fall Tassilo konzentriert und seinen Protagonisten Kern etwas mehr ins Bild gebracht. Eigentlich birgt “Die Reinheit des Todes” Stoff für zwei gelungene Thriller, so bleibt aber einer, der mir zwar keine Ruhe gelassen hat bevor ich ihn fertig gelesen habe, der mich aber dennoch leicht unbefriedigt zurück lässt. (Warum lässt jemand so einen genialen Charakter nur eine -wenn auch groß angelegte- Nebenrolle spielen?)



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