Vielleicht der richtige Zeitpunkt, mutig zu sein. Eltern nach der Kleinkindphase. Offene Worte.

Die Kinder sind schon ganz schön groß.

So beherrschen sie grundlegende Techniken des Alltags, wenngleich ihnen die Bedeutung des Garderobenhakens immer noch schleierhaft zu sein scheint.

Hier ein Loblied:

  • Tischdecken: Sie decken den Tisch und räumen ihn manchmal sogar teilweise wieder ab.
  • Bewirtung: Wenn Besuch kommt, bewirten sie: Sohni toastet 100 Brotscheiben, Maxe belehrt über unsere Tischsitten (“Abends gibt es keinen Saft!”). Alle drei lassen Besucherkinder neben und mit sich auf ihren Tripp Trapp Stühlen sitzen.
  • Unterhaltung: Leichte Konversation bereitet ihnen keine Mühe, auch wenn sie den Besucher das erste Mal sehen: “Mama hat ein großes Bett, und ich schlafe in meinem eigenen Bett, und dazwischen ist eine Wand aus Holz.”
  • Weckdienste: Morgens übernehmen sie die Aufgabe meines Weckers und schlüpfen pünktlich unter meine Bettdecke. Sogar an Sams- und Sonntagen.
  • Aufräumen: Die Wortbedeutung ist ihnen theoretisch geläufig, auch wenn die praktische Anwendung gelegentlich noch Schwierigkeiten bereitet. Es sei ihnen gegönnt. Ihre Zimmer sehen immer noch besser aus als mein Büro.
  • Wäschemanagement: Aus einem mystischen Grund heraus bin ich die einzige Person in diesem Haushalt, die die Fähigkeit besitzt, die Wäsche einzelnen Familienmitgliedern zuzuordnen, obwohl alle drei Kinder unterschiedliche Kleidungsgrößen besitzen. Die Wäsche kommt in Kisten und diese in Fächer im Badezimmer. Der Ehemann hatte die Idee, dass die Kinder ihre Wäsche selbstständig in ihre Schränke werfen räumen.
  • Hygiene: Im Schwimmbad sind die Kinder dazu in der Lage, nicht zu ertrinken und sich unter der lauschigen Aufsicht ihrer twitternden Mutter zwei bis drei Stunden lang selbst im (Kleinkind)Becken zu vergnügen. Sie sagen sogar rechtzeitig Bescheid, wenn sie Pipi machen müssen. Noch nie habe ich beobachten müssen, wie meine Kinder vom Beckenrand ins Wasser urinieren. Ich betone “meine“.

Wie ein Paradigmenwechsel

Die Energie, die wir bisher in die Befriedigung kindlicher Grundbedürfnisse gesteckt haben, wandert nun in drei große Erziehungs- und ein Eheziel:

  • Konfliktlösungsstrategien: Das Lernen der Beherrschung konstruktiver Entschärfungsstrategien bei zwischenmenschlichen Meinungsverschiedenheiten: “Ich war das nicht, das war der da!!” “Das STIMMT NICHT!!” “KREIIIIIISCH!!”       *hau* *kreisch* *türschlag*
  • Alltagsorganisation: Die selbstständige Organisation alltäglicher Probleme: “Wo sind/ist meine Handschuhe/mein Rätselbuch/die Hausaufgaben/Mama?”
  • Warten. “MAAAAAMAAAAAAA! ICH HABE KA*KA GEMACHT!!!!” “Ich komme gleich!” “MAAAAAAAAMMMMAAAAAAAAAAAAAA!”
  • Das Wieder-zu-einander-finden zweier erwachsener Menschen, die sich während eines jahrelang andauernden Ausnahmezustandes einander entfremdet und verändert haben. Dazu haben wir Unterpunkte ausgearbeitet:

- Heute gehen wir aus. Wir reden nicht über Kinder. Wir machen etwas zusammen, was uns beiden Freude macht.

- Wir planen den Alltag so, dass wir nicht (so oft) an das Limit unserer Kräfte kommen. Ich nenne das Prä-Verantwortung, die Verantwortung, die dafür sorgt, dass wir gar nicht erst in Situationen kommen, in denen es krachen könnte.

- Wir nehmen uns Zeit, über Grundlegendes zu sprechen, aktuell mit Unterstützung der Eheberatung.

Jetzt ist Aufatmen angesagt und auch Neusortieren. 

Den Abschluss der Kleinkindphase empfinde ich als  Zäsur, als Zeitpunkt, Prioritäten neu zu sortieren, sich nochmals bewusst zu machen, dass das Leben meiner Kinder etwas ist, aus dem ich mich nach und nach zurückziehen will – und muss.

Abschied

So gesehen ist es auch eine Phase des Abschiednehmens, von der knuddeligen Kleinkindzeit und von meiner Jugend.

Und eine Zeit, in der ich mich freuen kann, auf die zweite Lebenshälfte, die man mit mehr Lebenserfahrung, Weisheit und Gelassenheit angehen kann.

Wie ein zweites Leben

Für mich ist diese zweite Hälfte wie ein zweites Leben, denn mir ist bewusst, dass sowohl historisch wie aktuell weltweit meine Lebenserwartung weit über der der meisten Menschen liegt.

Vielleicht ist es der richtige Zeitpunkt, mutig zu sein.



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