Grabungsleiterin berichtet über die umfangreichen Funde auf dem ehemaligen Sarotti-Gelände
Die Mieter der Häuser im künftigen Schokoladenquartier werden nicht die ersten Menschen sein, die in diesem Bereich wohnen. Funde aktueller Ausgrabungen legen nahe, dass bereits vor 6000 Jahren Menschen an dieser Stelle siedelten.
Von Sascha Kröner
Archäologin Jessica Meyer informierte über den Stand der Untersuchungen der über 500 Fundstücke in Hattersheim. Foto: Maik Reuß
Hattersheim. Archäologin Jessica Meyer informierte über den Stand der Untersuchungen der über 500 Fundstücke in Hattersheim. Foto: Maik ReußArchäologin Jessica Meyer informierte über den Stand der Untersuchungen der über 500 Fundstücke in Hattersheim. Foto: Maik ReußArchäologin Jessica Meyer informierte über den Stand der Untersuchungen der über 500 Fundstücke in Hattersheim. Foto: Maik Reuß War es ein Unfall oder ein Verbrechen? Wahrscheinlich wird sich nie genau klären lassen, wie der Mensch ums Leben kam, dessen Knochen die Archäologen am Rand des ehemaligen Sarotti-Geländes ausgegraben haben. Grabungsleiterin Jessica Meyer glaubt jedenfalls nicht an eine normale Bestattung. Dazu sei die Körperhaltung des Toten zu ungewöhnlich: Das Skelett lag auf dem Bauch, die Beine waren nach oben geknickt. Die Experten können an der Farbe der Bodenschichten ablesen, dass sich an der Fundstelle früher eine Grube befand. Vielleicht ist der Tote gestürzt, vielleicht wurde er hineingeworfen. Archäologin Meyer kann nur Vermutungen anstellen.
Spekulation über Gruben
Auch diese Armreifen gehören zu den Fundstücken.Auch diese Armreifen gehören zu den Fundstücken.Auch diese Armreifen gehören zu den Fundstücken.Die Fachleute schreiben die menschlichen Überreste der Hallstatt- und Frühlatènezeit zu, die 500 vor Christus in der Region vorherrschte. Das auffällig verdrehte Skelett war nicht der einzige Fund aus der Keltenzeit, den die Forscher bei den Grabungen zwischen April und November des vergangenen Jahres entdeckten. Die Archäologen stießen an anderer Stelle auf menschliche Knochen mit einer bronzenen Beigabe, bei denen es sich um eine Gürtelschnalle handeln könnte. An anderer Stelle war eine Grube zum Grab für zwei Erwachsene und ein Kind entdeckt geworden. Jessica Meyer schließt anhand der noch vorhandenen Milchzähne, dass das Kind etwa sechs Jahre alt war, als es starb.
Unverzierte Armreife aus Bronze, die bei den Skeletten gefunden wurden, legen für die Archäologin den Schluss nahe, dass die Funde zeitlich etwas früher einzuordnen sind als die keltische Nekropole im Hattersheimer Südwesten. "50 Jahre früher oder zeitgleich", schätzt Jessica Meyer. Im Baugebiet Südwest hatten Archäologen zwischen 1999 und 2008 insgesamt 50 keltische Gräber entdeckt. Der aktuelle Fundort auf dem Ex-Sarotti-Gelände ist 900 Meter Luftlinie entfernt. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass sich die Siedlungen der Hattersheimer Frühgeschichte bis zum künftigen Schokoladenquartier erstreckten. Vielleicht lebten hier die Menschen, die in der Nekropole ihre letzte Ruhestätte fanden.
via Viele Rätsel für Archäologen | - Frankfurter Neue Presse - Frankfurt.