Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)

Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)

Seid ihr schon mal in ein Geschäft gegangen, habt nach einem ganz bestimmten Gegenstand gesucht (bei mir war es das erste Silent Hill für PSOne) und habt stattdessen etwas völlig anderes mitgenommen? Ja? Dann ist das normal, Gottseidank. Da war so eine seltsame, blaue Packung in dem Regal und die Augen auf der Packung packten mich förmlich und schüttelten kräftig an mir, während sie schrien »KAUF MICH!«. Und nein, ich war nicht auf der Reeperbahn…

Mindjack war das Schätzchen, das ich habe in meine Tasche wandern lassen, um euch und mir eine Freude zu bereiten. Und hätte ich es nicht gespielt, würde ich immer noch sagen, dass es sich um ein interessantes Spiel handelt.

2031 existiert eine Technologie, die es einigen Menschen ermöglicht, sich in den Verstand anderer Menschen reinzuhacken – eine Science-Fiction-Vision, wie sie erschreckender nicht sein kann. Agent Jim Corbijn, den man hier die meiste Zeit spielt, wird in dieser Welt bei einem Routineeinsatz mitten ins Chaos gestürzt, in dem er niemandem vertrauen kann. Und wer ist diese seltsame Rebecca Weiss? Was soll das alles?

Ja, die Story ist dünn. Aus der guten Science-Fiction-Welt wurde nichts gemacht. Aber egal, wenn Jim und Rebecca… hey, jetzt haben sie sich wieder rausgehackt aus ihren Köpfen. Sie sind jetzt in Zivilisten, versklavten Gegnern oder Robotern. So verwirrend, wie das klingen mag, so ist das Spiel in fast jedem Pixel seiner Existenz. Bleiben wir alleine bei der Story, die nicht mal das Papier wert ist, auf dem sie gedruckt ist. Gerade am Ende, wo sich alles aufklären kann, wird mit einigen echt fragwürdigen „Wendungen“ mehr Chaos in unserem Verstand gestiftet, als sie antworten können. Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)Einer der Nebencharaktere beispielsweise stirbt zweimal, ist am Ende aber nochmal dabei…um wieder zu sterben. Und wenn ihr euch meine Schnupperstunde anguckt…auch ein Genickbruch muss nicht unbedingt bedeuten, dass man ins Gras beißen muss… Halb so schlimm wäre dieser Flickenteppich von Inhalten, wenn die Charaktere ans Herz wachsen. Aber das tun sie zu keinem Zeitpunkt. Die Dialoge müssen nicht unbedingt oscarverdächtig sein, aber ein klein wenig mehr Anspruch wäre schon, oder? Wenn dann kurz vor Ende versucht wird, den beiden Protagonisten sowas wie Gefühl zu verpassen… ach, ihr seht eine exemplarische Dialogszene ja auf der rechten Seite.

Lustig finde ich ja, dass nach jedem Speicherpunkt, die nebenbei gesagt wirklich doof liegen, das Spiel mich fragt, ob ich überhaupt weitermachen will. Die Entwickler vertrauen ihrem Spiel nicht oder was soll das? Fragt mich doch nicht ständig, ob ich weiterspielen will.
Solange das Spielerische stimmt, würde mich ehrlich gesagt nichts aufregen. Und objektiv betrachtet ist das Gameplay nicht so schlecht, wie ich es in meinem Videos kommentiere. Wenn man vom hundsmiserablen Deckungssystem absieht, bei dem wirklich jede Kugel des Gegners sein Ziel, also meine Polygonhaut, findet, steuert es sich recht flüssig. Vor allem die zusätzlichen Fähigkeiten Mindslave und Heilen sind schnell erledigt, indem man nur einmal auf einen Knopf drückt. Kern des Spiels bildeten aber das Mindhacken. Ihr könnt euch aus eurem Körper entfernen und dabei die Kontrolle „befreundeter“ NPCs übernehmen. Das klingt nett, spielt sich aber in den ersten Stunden wirklich extrem hackelig. Diese Wanderersicht, die man als „Geist“ annimmt, ist schwerer zu manövrieren, als ein Zehntonner auf dem zugefrorenen Rhein. Das Switchen zwischen den verfügbaren Charakteren mit den R1/L1-Tasten vermag manchmal für Abhilfe zu sorgen, wenn nicht ein Haufen nutzloser „Deckungsroboter“ ständig den Weg versperrt.

Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)Was macht ihr abseits der geistlosen Welt des Wanderers? Ihr ballert. Ihr schießt. Ihr knallt gegnerischen Soldaten die Rübe ab. Ihr demoliert mit eurer Wumme riesige Roboterwesen. Kurz um: Ihr pumpt alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist und sich euch in den Weg stellen will, mit einem Haufen Blei voll. Ja, es ist das Prinzip eines Third-Person-Shooters. Ja, es kommt bei diesen Spielen aufs Ballern an. Doch wenn ich von Arena zu Arena hetze, mich dann dort mit einer unfassbaren Anzahl an immer den gleichen Gegnern abmühen muss, kann auch das größte Chaos keinen Reiz auslösen. Und die Bossgegner, die sich irgendwann auch teilweise wiederholen, sind auch alle mit derselben Taktik auszuschalten. Ihr organisiert euch schwereres Geschütz von einem umherlaufenden Astronauten (so nenne ich diese Typen einfach mal), besorgt ihm ein schnelles Ende und nehmt euch den Raktenwerfer. Damit habt ihr eure Gegner schnell erledigt. Wenn wirVideospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde) jetzt vom absoluten Endgegner zum Schluss des Spiels (einem Humanoiden, auch im Bild verewigt) absehen, gibt es auch keine wirkliche Herausforderung, wenn euch nicht wieder die Steuerung einen Strich durch die Rechnung zu machen versucht. Aber dieser Boss im Finale hat es wirklich in sich. Schön, dass ein so langweiliges Spiel wenigstens am Ende noch ein Glanzlicht entzünden kann!

Hab ich schon erwähnt, dass Mindjack eine Storygurke ist? Mal ehrlich, wenn ich drei, vier Stunden spiele, mich in Gegner oder Zivilisten hacke, dann kann ich nicht plötzlich in der Handlung das Mindhack als etwas völlig normales einführen. Jim, der die ganze Zeit rumswitcht, kannte Mindhack vorher nicht, gebraucht es aber wie ein Friseur seine Schere. Tut mir leid, da fehlt mir das Verständnis für. Hier hätte man am Ende ein tolles Ende draus zimmern können, so von wegen ein Videospieler, der ein Videospieler spielt uns seine Polygonfigur weiß nicht, wie mit ihm geschieht. Aber so? Hmm…

KI heißt in diesem Spiel übrigens nicht “Künstliche Intelligenz“, sondern wohl eher “Kritische Idiotie“. Warum sonst rennt mir meine Partnerin ständig in die Schussbahn, warum rennen die Gegner auf mich zu, ohne auszuweichen, obwohl ich ihnen den Arsch mit Kugeln vollzuckere. Warum laufen meine Feinde an mir vorbei, nur weil ich bereits viel zu weit in der Arena stehe. Müssten die mich nicht sofort attackieren? Und warum zur Hölle sind die Zivilisten ständig im Weg?! Ich habe bereits ein exemplarisches Bild getwittert, von einer Zivilistin, die einfach im Weg steht. Also mal ehrlich: welcher Idiot bleibt in einer Schießerei schon doof rumstehen? Okay, wenn man schon eine Waffe bei sich trägt…

Doch es gibt durchaus auch Gutes von Mindjack zu berichten. Die Technik hinter der absurden Geschichte funktioniert tadellos. Keine Ruckler, Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)nur ab und an kleinere Bugs. Ob die Kugeln, die Hindernisse mühelos überwinden können, dazugehören, wage ich nicht zu sagen. Den Patch auf 1.01 habe ich leider nicht heruntergeladen, um euch sagen zu können, was sich verändert hat.
Wir schreiben das Jahr 2011. Mindjack wurde in diesem Januar von Square Enix auf den Markt geworfen. Und dementsprechend ist die Grafik gut. Man sollte nicht zwanghaft immer mit Uncharted, God of War oder L.A. Noire vergleichen, denn dagegen stinkt es schon ab. Wer schickt schon Sven Ullreich auf seinem Bike gegen Sebastian Vettel in seinem Formel-1-Boliden in ein Rennen. Die Grafik, allen voran das Charakterdesign ist wirklich gut gelungen, wie meine Screenshots hoffentlich belegen. Schade ist nur, dass aus der guten Grafik zu wenig gemacht wurde, d.h. ein Level gleicht dem anderen. Die Welt des Jahres 2031 ist sehr steril und erinnerte mich stark an Mirrors Edge. Nur dass Jim Corbijn beileibe nicht so toll Parcour laufen kann.

Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)Ein weiteres positives Feature von Mindjack ist sein Onlinekonnektivität.Spielt ihr permanent online, dann können sich andere Spieler in eure laufende Kampagne einschalten, ein klein bisschen wie bei Demons Souls. Dabei gibt es zwei Optionen: Host- und Hackerportal. Als Host spielt ihr die Kampagne als Jim Corbijn und andere Mitspieler werden entweder eurem Team (blau) oder den Gegnerhorden zugerechnet (rot). Im Hackerportal logt ihr euch in fremde Kampagnen ein und wählt eure Seite der Medaille aus. Das ist ein nettes kleines Gimmick und macht das Spiel spannender, weil unberechenbarer. Leider aber auch um Längen chaotischer. Aber das stört nicht unbedingt, der Spielspaß stimmt, sofern man Online zockt.
Weiteres Detail ist das Erfahrungspunkte-System jede Aktion im Spiel bringt euch EP und levelt euren Charakter auf. Ich bin nach der Kampagne Videospielkritik: Mindjack [PS3] (mit 1.Schnupperstunde)bereits bei Level 33 angelangt, ob das gut oder schlecht ist, weiß ich nicht recht zu sagen. Zugegebenermaßen bringt es allerdings wirklich wenig. Ab und an erhaltet ihr sogenannte Plug-Ins, wenn ihr ein Level angestiegen seid. Damit verbessert ihr eure Fähigkeiten oder könnt den Schwierigkeitsgrad bestimmen (wirklich! Es gibt keine direkten Härtegrade, es sei denn ihr zockt euch die Seele aus dem Leib. Vielleicht wussten die Entwickler, dass das Spiel auch sonst schwer zu …ähh…überleben ist). Die Plug-Ins sind ganz nett, aber wirkliche Änderungen im Spielgeschehen konnte ich nicht feststellen.

Mindjack hätte so toll werden können. Eine Sci-Fi-Welt, so düster und unbarmherzig, eine Stadt, so steril wie ein Kreissaal. Doch das aufgebaute Gut wird leider mit dem Arsch wieder umgestoßen. Daher ist Mindjack beileibe nur ein unterdurchschnittlicher Shooter, der auf Dauer langweilt, wenn man nicht über das weite Internet mit anderen Spielern um die Wette ballert.

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Zu meiner allerersten Schnupperstunde kommt ihr hier unten. Ich habe Mindjack für die PS3 eine knappe Stunde blind gespielt, ohne zu wissen was mich erwartet. Und – verdammt – war ich bei meinem ersten Mal aufgeregt. Ist ja bei jedem so, bei jedem ersten Mal. Aber trotz des eher dürftigen Spiels, hat es mir viel Spaß gemacht. Vielleicht weil es am Anfang des Spiels war. Vielleicht weil ich beabsichtigte, das Elend mit anderen zu teilen. Aber wie heißt es so schön: Das Leben ist kein Ponyhof. Also muss man sich auch mal mit den eher schlechteren Spielen rumschlagen.
Ich will euch nicht lange aufhalten. Viel Spass bei meiner ersten Schnupperstunde!




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