Videospielkritik: Alice Madness Returns

1865 erschien in England das Kinderbuch Alice im Wunderland von Lewis Carroll. 1903 kam dann die erste Verfilmung unterm Regisseur Cecil Videospielkritik: Alice Madness ReturnsHepworth als Stummfilm auf die Leinwand. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis die bekannteste Fassung von Alice im Wunderland herauskam, der Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney. Und noch einmal 60 Jahre brauchte Disney, um sich ihr eigenens Denkmal mit der kruden 3D-Variante zwar zu vergolden, aber gleichzeitig stilistisch zu untermauern. Im Jahr des Milleniums allerdings brachte American McGee, seines Zeichens id-Designer, für den PC die etwas obskurere Fassung der berühmten Wunderlandgeschichte raus. Dieses Jahr folgte der Vorgänger eines viel gerühmten Spiels und jetzt habe ich es endlich selber anzocken dürfen: Alice Madness Returns.

Videospielkritik: Alice Madness Returns

10 Jahre sind seit Alice’ letzten Besuch im Wunderland vergangen. Mittlerweile lebt sie in einem Londoner Waisenhaus und versucht mit der Hilfe des Psychiaters Dr. Angus Bumby den Tod ihrer Familie zu verarbeiten. Doch Alice wird noch immer von Visionen geplagt und landet schließlich wieder im Wunderland. Und es befindet sich wieder in Gefahr.

Folge dem weißen Kaninchen. Tauch ein in eine wunderwelt, so zart und schön, so skuril und lustig sie nur sein kann. Das war gestern.
Nicht nur, dass ihr einer weißen Katze folgt, wenn ihr Alice begleitet: das Wunderland ist nicht ganz so wunderbar. Dreckig, düster, überall schleimige Gegner, die dir nach dem Leben trachten. Ein furchtbarer Zug, der Alice’ Verstand  malträtiert. Visionen, Albträume, Ängste. Und eine mafiöse Grinsekatze.

Was waren das noch Zeiten, als Carrolls Geschichte noch Stoff für anmutige Märchen bot. Alice Madness Returns ist alles, nur nicht wundervoll. Und das in vielerlei Hinsicht.
Kern des Spiel bildet natürlich die Geschichte rund um Alice und die Atmosphäre. Besonders letztere ist durch wirklich geniales Artdesign unheimlich gut gelungen. Auch das Aussehen der Emo-Alice verändert sich in jedem Level aufs Neue. Mal hat sie das titelbildende Klein an, dann ein anderes. Je nach Stimmung und Coleur des Levels. Es ist nur eine Kleinigkeit, aber wirklich toll.
Bei der Story muss man allerdings schon ein paar Abstriche machen. Mir als Nichtkenner des Vorgängers fiel es vor allem am Anfang sehr schwer den Überblick zu behalten. Man vermutet als Spieler mehr, als dass man wirkliche Verknüpfungen entdecken kann. Im Laufe des Spiels steigert es sich zwar ein bisschen, aber leider muss ich zugeben, dass mir die Grundstory nicht unbedingt gefallen hat. Die Auflösung am Ende, oder der Weg dahin. Irgendwie chaotisch ohne Zusammenhang. Ich finde, man kann auch Skurilitäten und Chaos mit ein wenig Ordnung versehen. Mag jetzt etwas dumm klingen, aber wenn im Finale zwei Handlungsstränge parallel laufen, sollten sie sich auch irgendwie beeinflussen. Das war irgendwie – zu wenig.

Bei der Laufzeit gibt es wenig zu meckern. Wenn man sich Zeit lässt und versucht alles mögliche zu entdecken, wird man dennoch nicht alles finden und >10 Stunden mit dem Spiel verbringen. Das ist gut, wenn man nicht wie ich an den Termin einer Videothek gebunden ist.
Schwierigkeiten bestehen im Verbringen dieser Spielzeit. Sicher sind die Sprungpassagen anspruchsvoll und die etlichen Minispiele lockern das Gesamtbild auf, aber im Endeffekt wirkt doch alles sehr eintönig. Wenn man kein einziges Mal im Spiel stirbt, weil dich Gegner belagern, aber dutzende Male bei Sprüngen, weil die dämliche Kamera fuchtelt wie ein tollwütiger Eber, ist das mehr frustrierend. Es fehlte mir auf dem Schwierigkeitsgrad Normal eine gewisse Grundherausforderung. Einzig die hakelige Charakter- und Kamerasteuerung stellte vor Probleme. Das ist schade und sorgt für den Abzug einiger Punkte, gerade weil Gameplay bei einem Videospiel das A und O sein muss.

Lustig geht es manchmal aber schon zu, denn das Spiel nimmt sich in keinster Minute ernst. Vor allem der Abspann des ersten Levels ist toll, spielt er doch mit den üblichen Spielgewohnheiten des heutigen Gamers. Das Konzept wurde an sich beibehalten, aber dann im finalen Kapitel verworfen. Nett, aber dennoch schade. Wäre mutig gewesen zumindest in so einer Kleinigkeit aus dem spielerischen Einheitsbrei herauszustechen. Denn dies schafft Alice Madness Returns sonst in keinster Weise. Wäre das Artdesign nicht, handelt es sich hier um einen 08/15-Spiel, dass sich deutlich an den Big-Budgetspielen wie God of War orientiert. Für eine geruhsame Ferienwoche die perfekte Ergänzung, aber leider nicht der erhoffte Glücksgriff für das Videospielgenre.

Videospielkritik: Alice Madness Returns

(Meine) Fakten

+ Sehr geniales Design.
+ Lange Laufzeit für lineares Adventure
+ Abwechslung durch viele Minispiele/-rätsel
+ Fordernde Sprungpassagen…

- …bedingt durch sehr gewöhnungsbedürftige Kamera
- Story anfangs verwirrend, dann belanglos
- Steuerung in Kämpfen kann Probleme verursachen
- Kämpfe anspruchslos und abwechslungsarm


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