Kennen Sie das Gefühl? Sie schlendern durch Ausstellungsräume, stossen auf Videokunst, setzen sich interessiert hin - und schon nach wenigen Sekunden schweifen Ihre Gedanken ab zur Steuererklärung oder zu unbeantworteter Mailpost.
Seien wir mal ehrlich: Videokunst ist ein spannendes Feld, aber allzu häufig langweilt man sich im Museum und fragt sich verunsichert, ob man einfach zu dumm ist für die audiovisuelle Kunstgattung.
Nein, Sie sind nicht zu dumm! Oft sind Werke schlicht nicht gelungen. Nur weil etwas sperrig ist, ist es nicht automatisch Kunst, und nur weil andere Museumsbesucher eine halbe Stunde mit bedeutungsschwangerem Kopfnicken davor ausharren, handelt es sich noch lange nicht um Kunstversteher.
Das es auch anders geht, realisierten wir auf unserem Trip nach Hong Kong. Ein Begleiter, der mit Kunst im weiteren und Videokunst im engeren Sinne nichts am Hut hat, kam mit in die Ausstellung "The Origin of Dao: New Dimensions of Contemporary Art" (die übrigens nichts mit Ueli-Sigg-Kunst zu tun hat). Als wir dort einen Vorhang beiseite schoben und in einen Videoraum traten, dachte die Kultusse schon: Uh, da müssen wir wohl gleich wieder raus. Videokunst, das hält er nie aus! Aber oha!
Eine halbe Stunde später hatten wir das ganze Werk "The New Book of Mountains and Seas. Part 2" von Qiu Anxiong gesehen. Und selbst der aufmerksamkeitsgestörten Kultusse fiel das Stillsitzen ganz leicht. Dieses Werk ist packend, fasizinierend, wunderschön ausgeführt, universell verständlich. Ein perfekter Beweis, dass Videokunst auch gut sein kann.