Veröffentlicht am 26. September 2013 | von Florian Kraner
Video Features: Games-Jahrescharts 1984
Neue Woche, neues Video-Feature zu den Schmankerl der Videospielgeschichte: Diesmal sind unsere ganz persönlichen Games-Jahrescharts von 1984 im Rampenlicht.
Beste technologische Errungenschaft: Elite
Elite ist ein Weltraum-Wirtschafts-Simulator mit Shooting Einlagen, eine Art Proto-EVE, das das ganze Genre prägen sollte. Wirklich bemerkenswert ist an dem Projekt besonders die technische Finesse, mit der die Entwickler vorgegangen sind. Damalige Computer hatten unvorstellbar wenig Speicher zur Verfügung. Jede Zeile Maschinencode ist perfide optimiert und erlaubt die Darstellung von 3-dimensionalen Vektorwelten. Da es keine Möglichkeit gab eine ganze Galaxie bestehend aus 2000 Planeten zu speichern wird die gesamte Welt prozedural berechnet, eine technische Meisterleistung.
Bestes Galaga-Sequel: Donkey Kong 3
Donkey Kong 3 ist ein Sequel dem die ganze Panik der großen Videospielkrise ins Gesicht geschrieben steht. Schwindende Verkaufszahlen hinterlassen ratlose Entwicklerköpfe und so hat das Spiel mehr mit prominenten Arcade-Shootern gemein als den populären Vorgängern, die das Plattformer-Genre erfunden hatten. Dabei ist das Spiel gar nicht schlecht und das Gameplay funktioniert bis heute, damals wird daraus jedenfalls ein Flop und Donkey Kong verschwindet für 10 Jahre vom Erdboden.
Beste Radsportsimulation: Paperboy
Wenn heutzutage eine Gruppe zwielichter Gestalten mit Migrationshintergrund aus einem weißen Van gesprungen kommt steht man entweder kurz vor einer abenteuerlichen Geiselnahme, oder es wird einem die aktuelle Tageszeitung überreicht. Im idyllischen amerikanischen Vorstadt-Traum der 80er jedenfalls werden Zeitungen noch von euphorischen Jungen ausgeliefert, die ein wenig Geld für Kaugummi oder Jojos brauchen. Ein Ideal das im Arcade-Release Paperboy seine Aufarbeitung findet. Das Feindbild: Alte Menschen, Katzen, Punks, eben alles was dem militanten Radfahrer im Weg rumstehen kann. Das Spiel wird zum absoluten Klassiker und erobert Spielhallen wie Konsolen gleichermaßen.
Bester Beitrag aus dem Sovjet Regime: Tetris
Für den Berufsstand des Anwalts ist 1984 ein Freudenjahr. Die Erfindung von Tetris schafft einen Rechtsstreit der für zahlreiche Jahrzehnte tobt und nährt damit ganze Anwaltsdynastien. Die Protagonisten in diesem Drama aus Tränen und Betrug sind Entwickler wie Atari, Nintendo oder sogar die ehemalige Sovjetunion selbst. Der Einzige der völlig sang- und klanglos in Vergessenheit gerät ist der eigentliche Schöpfer des unsterblichen Puzzle-Spiels, Alexey Pajitnov, der eigentlich auch an den wenigsten Tetris-Umsetzungen direkt beteiligt ist. Die ursprüngliche Version entsteht in Russland, wo sich der Titel großer Popularität erfreut und erst langsam im Laufe der Jahre seinen Weg aus dem Ostblock in den Westen finden wird.
Bestes Ritter-Kostüm: King’s Quest
Um 1984 ein Videospiel zu produzieren benötigt man einen Programmierer, eine dunkle Kammer, eine Urinflasche und einen Schlüssel, innerhalb weniger Wochen kommt ein fertiges Produkt heraus. Das Studio Sierra sollte aber einen neuen innovativen Weg einschlagen: Statt einem Programmierer werden ganze sieben Stück auf einmal für 18 Monate aus dem Leben gerissen und entwickeln gemeinsam ein neuartiges Spiel, das sein Genre für immer verändert. King’s Quest zählt als erstes grafisches Adventure, in dem der Spieler einen Charakter durch eine interaktive Welt steuern kann. Alle Aktionen werden nun auf dem Bildschirm animiert, statt wie bisher über Text angedeutet zu werden. Die Entlastung der eigenen Vorstellungskraft kommt beim Publikum bestens an, und aus dem Spiel wird eine erfolgreiche Serie.
Tags:JahreschartsVideo-Review
Über den Autor
Florian Kraner Aufgabenbereich selbst definiert als: Pixel-Fachmann mit Expertenausweis? Findet ”Das Fürchterliche muß sein Gelächter haben!” zutreffend.