Ihr Lieben,
Abends merkt man schon sehr, dass wir der dunklen Jahreszeit entgegengehen, es wird schon relativ früh dunkel. Aber ich mag diese Jahreszeit sehr, es ist die Zeit der leuchtenden Kerzen, der leckeren Kekse und Plätzchen und die Zeit der Gemütlichkeit, weil man sich in den dunklen und kalten Jahreszeiten zuhause besonders geborgen fühlt.
Ich möchte Euch heute eine Geschichte eines unbekannten Autors erzählen, die die Meisten von Euch bestimmt schon kennen:
„Die Angst der Kerze“
Eines Tages kam ein Zündholz zur Kerze und sagte:
"Ich habe den Auftrag, Dich anzuzünden."
"O Nein!" erschrak da die Kerze. "Nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt! Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern!" Und sie begann zu weinen.
Das Zündholz fragte: "Aber willst Du denn Dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne je gelebt zu haben?" "Aber brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften", schluchzte die Kerze unsicher und voller Angst.
"Das ist schon wahr." entgegnete das Zündholz. "Aber das ist doch auch das Geheimnis unserer Berufung: Wir sind berufen, Licht zu sein. Was ich tun kann, ist wenig. Zünde ich Dich aber nicht an, so verpasse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, das Feuer zu entfachen. Du bist die Kerze. Du sollst für Andere leuchten und Wärme schenken.
Alles, was Du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht. Du gehst nicht verloren, wenn Du Dich verzehrst. Andere werden Dein Feuer weitertragen. Nur wenn Du Dich versagst, wirst Du sterben."
Da spitzte die Kerze ihren Docht und sprach voller Erwartung:
"Ich bitte Dich, zünde mich an."
Ihr Lieben,
diese kleine Geschichte ist eine besonders wichtige Geschichte, denn sie teilt uns mit,
wie wir am besten mit der Angst in unserem Leben umgehen.
Die Angst ist eine Schwester der Dunkelheit.
Die Dunkelheit kann man nicht besiegen, indem man laut ruft und schreit,
davor fürchtet sich die Dunkelheit überhaupt nicht.
Die Dunkelheit kann man auch nicht besiegen, indem man die Augen schließt und leugnet, dass die Dunkelheit überhaupt existiert. Die Dunkelheit fürchtet auch nicht diejenigen, die sie leugnen.
Die Dunkelheit hat nur vor einem Angst, das ist das Licht.
Und warum?
Weil das Licht das Einzige ist, gegen das die Dunkelheit nichts ausrichten kann,
gegen das Licht ist sie völlig machtlos.
Das Gleiche gilt für die Angst:
Auch die Angst kann man weder durch lautes Rufen oder Schreien besiegen, auch nicht, indem man die Angst leugnet.
Die Angst kann man nur auf die gleiche Weise besiegen wie die Dunkelheit: durch Licht.
Das Licht der Freude, das Licht der Liebe, das Licht der Fröhlichkeit, das Licht der Hoffnung, das Licht der Zuversicht, diese Lichter fürchtet die Angst, denn gegen diese kann sie nichts ausrichten.
Ich habe auch kein Patentrezept, das man anwenden kann und dann ist die Angst sofort und endgültig uns für alle Zeiten verschwunden, aber ich weiß, dass die Angst das Licht der Freude, der Liebe, der Fröhlichkeit, der Hoffnung, der Zuversicht fürchtet.
Allerdings müssen wir daran denken:
Wenn wir ein Licht anzünden, können wir niemals die Dunkelheit der gesamten Welt besiegen. Es wird immer auch Dunkelheit existieren.
Aber umgekehrt gilt auch:
Wenn wir ein Licht anzünden, kann die gesamte Dunkelheit des gesamten Universums unser kleines Licht nicht auslöschen.
Dasselbe gilt für die Angst:
Wenn wir das Licht der Freude, der Liebe, der Fröhlichkeit, der Hoffnung, der Zuversicht in unserem Leben anzünden, werden wir nicht für immer und endgültig alle Ängste aus unserem Leben verbannen können.
Aber umgekehrt gilt auch:
Wenn wir das Licht der Freude, der Liebe, der Fröhlichkeit, der Hoffnung, der Zuversicht anzünden, kann die Angst uns niemals mehr besiegen, sie bleibt ein Teil unseres Lebens, aber sie beherrschbar und bestimmt nicht mehr unser Leben.
Ihr Lieben,
ich wünsche Euch nun einen fröhlichen Nachmittag und grüße Euch herzlich aus Bremen aus meinem kleinen Garten, in dem die letzten duftenden Rosen blühen
Euer fröhlicher Werner
Das Foto wurde von Karin Heringshausen zur Verfügung gestellt
