Vernunft in der Nische

Vernunft in der NischeErst sollten es die Manager gewesen sein, dann die Spekulanten, dann die Hedge Funds, dann die Märkte, nun schließlich sind die Banken dran. Alle drauf, lautet das Motto, seit dieselben Politiker, die in den Aufsichtsräten der Landesbanken jahrelang zuschauten, wenn wieder ein paar Off-Shore-Zweckgesellschaften gegründet wurden, meinen, sie könnten im Windschatten der wirren "Occupy"-Bewegung aus der Verantwortung für das in Deutschland zuallererst von eben jenen Landesbanken angerichtete Desaster segeln.
Banken, so will es die Momentanverbrauchsanzeige der veröffentlichten Empörung, sind die neue Atomindustrie, die neue Gentechnik, die neuen Nazis, die neuen Neoliberalen, das neue CO2, die neuen Islamkritiker, der neue Sarrazin, die neuen geistigen Brandstifter und die neuen, nein, historische Vergleiche kommen in Deutschland ja nie gut an.
Sigmar Gabriel, der vor elf Jahren wacker gegen die Abschaffung der Staatsgarantien für die Landesbanken gekämpft und den Instituten damit den Weg offengehalten hatte zu dem billigen Geld, das sie schließlich in Milliardenhöhe bei Lehman und Co. verloren, möchte "Banken zerschlagen", Jürgen Trittin, der die wilde Spekulation mit Zertifikaten seinerzeit euphorisch begrüsst hatte, fordert "Demut". Auf den Straßen marschiert ein Zorn, der nicht zu unterscheiden weiß und auch gar nicht mehr unterschieden will zwischen der erfundenen Wahrheit der Fernsehnachrichten und gesellschaftlichen Funktionsprinzipien, die eben nicht gegen den Willen der herrschenden Parteien, sondern nach deren Vorgaben so funktionieren, wie sie funktionieren.
Die Vernunft versteckt sich in solchen Zeiten in winzigen Nischen, aus denen sie manchmal in seltsamen Masken hervorlugt. Etwa in der des früheren Stasi-Behördenchefs Joachim Gauck, vor einem Jahr noch in allen Medien als Erlöserfigur gefeiert und zum Bundespräsidenten der Herzen ausgerufen. Gauck, ambitionslos unterdessen, hat für die "Anti-Banken-Bewegung" nur ein müdes Lächeln übrig. "Unsäglich albern" sei der "Traum von einer Welt, in der man sich der Bindung von Märkten entledigen könne", zitiert der "Spiegel" den Alt-Fastpräsidenten. Zu glauben, eine solche Welt sei möglich, sei eine romantische Vorstellung, hatte Gauck bei einer Veranstaltung der "Zeit" gesagt.
"Ich habe in einem Land gelebt, in dem die Banken besetzt waren", erinnerte Gauck. Damals in der DDR taten die Banken, was die Politik verlangte. Am Ende war das Land pleite. Er bezweifle deshalb, "dass die Bankeinlagen sicherer wären, wenn die Politiker in der Finanzwirtschaft das Sagen hätten" - wobei Gauck nur ein bisschen schief liegt: Das Sagen bei den meisten deutschen Banken - von den Bundes- und Landesbanken über die Sparkassen bis hin zu den teil- oder ganz verstaatlichten HRE und Commerzbank - haben heute bereits Politiker.

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