Vermittlung! Einen Partner bitte!


Die Partnervermittlungsagenturen schießen aus dem Boden wie die Pilze. Letztens habe ich mir eine TV Sendung zu diesem Thema angeschaut. 57 Mio. Euro Jahresumsatz meldete eine dieser Agenturen im Jahre 2010. Nicht schlecht, habe ich mir gedacht. Vermittlungserfolg: 38%.

Es gibt Menschen mit besonderen Merkmalen, wie Übergewicht, eine Körpergröße, die der Norm nicht entspricht oder einem Sprachfehler, die nach Aussage dieser Agentur nicht vermittelbar sind. So weit, so gut. Aber 62 % mit „besonderen Merkmalen“?

Natürlich sind wir alle nicht perfekt.

Als Kunde kann ich es kaum erwarten, dass mich eine „Online Partneragentur“ vermarktet, auf dem „Single Markt“. Es mag ja ganz interessant sein, für welche Musik Sie sich interessieren oder ob Sie gerne ins Theater gehen. Ausschlaggebend ist aber Ihr Beruf. Es gibt beliebte Berufe, die größeren Erfolg versprechen als andere.

Die Frage, die sich stellt: Was suche ich eigentlich? Einen Partner, mit dem ich den Alltag bestreiten kann oder einen Partner, den ich mit stolzgeschwellter Brust vorstellen will?

„Jens, der Dr. konnte leider nicht mitkommen, weil er gerade an seinem zweiten Doktortitel arbeitet.“ Befriedigt es uns innerlich, Stolz auf den Anderen zu sein oder werden wir dann vielleicht immer von dem Gefühl begleitet, aus uns selbst nichts gemacht zu haben? Oder suchen wir in dem Anderen einen Versorger?

Haben wir etwa Angst, dass wir mit einem nicht-akademischen Partner keine Gespräche auf hohem intellektuellen Niveau führen können?

Nachdem man sich in eine Partneragentur eingeschrieben und einen Test durchlaufen hat, entscheidet ein Computerprogramm nach einem kompliziertem Algorithmus, welcher Partner passen wird.

Hieß es nicht immer, Gegensätze ziehen sich an? Jetzt soll man doch besser viele Übereinstimmungen haben. Warum? Aufgrund der Scheidungsrate merken wir, dass diese Theorie wohl doch nicht so eine gute Idee war. Es ist scheinbar besser, einen Partner mit ähnlichen Interessen zu haben. Die Partneragenturen werben damit, eben diesen idealen Partner für uns zu finden.

Ist dieses Geschäft mit der Illusion, nicht ein Spiel mit den Gefühlen?

Eine teure Beschäftigung aus Langeweile für die, die Zuhause sitzen, und nicht wissen, was sie machen sollen? Oder nur ein Geschäft der Verzweiflung?

Eine Frau (Mann) fürs Leben ( also einen Partner to go), einen Partner für ein neues Leben (Ein neues Kapitel im Leben würde besser klingen, sonst könnte man annehmen, sie haben nur Sch….erlebt bis dahin).

Endlich zu zweit in den Urlaub (Vorsicht: es könnte der Eindruck entstehen, dass Sie den Urlaub zahlen).

Aussagen, die den potentiellen Partner anlocken sollen.

Sie sitzen vor ihrem Computer, schauen sich die Bilder an und überlegen: „Na ja, die inneren Werte, die zählen…aber die Nase!“

Und schon sinkt der innere Wert auf einer Skala zwischen 1-10 auf eine glatte 0.

Aber nach welchem Prinzip soll man denn jetzt den Partner aussuchen?

Sollen wir es tatsächlich dem Computer überlassen ohne auf das Äußere zu achten?

Es gibt Singles, die verwitwet, ledig, geschieden sind.

Verwitwet? Womöglich traumatisiert und was ist, wenn dieser Mensch seine große Liebe verloren hat? Stellt mich das immer in den Schatten der anderen Frau, des anderen Mannes?

Ledig mit 45!!! Da ist doch etwas faul. Mit 45 müsste man schon zumindest zweimal geschieden worden sein…das ist Normal!

Geschieden? Vorsicht! Es muss schließlich einen Grund gegeben haben!

Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt (was man eigentlich nie machen sollte, wenn man sich in so ein Online Abenteuer stürzt), nimmt man sich durch einen vermittelten Partner die Chance, sich in die kleinen Dinge zu verlieben.

In ein Lachen, die Augen, die lebendig mehr ausdrücken als auf einem Bild, in die Hände, die Brust, Haare, Ohren oder in jedwede Körperteile, die andere Abweichungen vom Computeralgorithmus kaschieren.

Wie ein Treffen mit einem Online Kontakt abläuft, kann ich mir gut vorstellen. Sie fahren los und haben eine bestimmte Vorstellung. Wenn die Vorstellung aufgrund der Fotos entstanden ist, ist es gut. Wehe aber, wenn die Fotos mit einer guten Kamera gemacht wurden und dann noch mit Hilfe von Fotobearbeitungsprogrammen getunt worden sind! Das könnte es zu einer gewissen Verwirrung führen.

Ich versichere Ihnen, dass wir auch die schönsten Models auf der Straße nicht erkennen würden.

Jetzt sind sie vor Ort und sehen den Menschen, den sie mit Hilfe eines Fotos kennengelernt haben. Sie stehen unter Druck, weil sie wissen: Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck. Wartet man da auf den berühmten Blitz, der uns treffen soll? Renne ich dem Traum von der großen Liebe hinterher? Eine Partnervermittlung mit einem Blitz im Namen habe ich nicht gefunden, dafür eine Pizzeria.

Wenn ihr Gegenüber ihnen sagt, dass er sich schon 86 mal mit jemanden aus dem Netz getroffen hat (ein sogenannter Partner Junkie), wissen sie sofort, dass es sich um einen Blitz suchenden handelt. Dieser Mensch ist auf der Suche nach der großen Liebe und wenn bei ihm keine Anzeichen von Atemnot und Schmetterlingen zu bemerken sind, wird das Gespräch spätestens nach 5 Minuten verstummen. Vorausgesetzt, es handelt sich um einen wohlerzogenen potentiellen Partner, der gerade aus der Liste der Potentiellen herausgefallen ist.

Wenn beim nächsten Treffen ihr nächstes Gegenüber mehrfach betont, dass er nur das tut, was er für richtig hält und sich die Freiheit nimmt, so zu leben wie er möchte, kann man auch diesen von der Liste nehmen. Mann kann darüber sicher noch viel mehr schreiben und unbegrenzt darüber diskutieren. Es bleibt die Frage: Wo und wonach suchen wir? Nach welchen Kriterien? Im Netz oder doch lieber im Café? Es ist bestimmt nicht leicht, mit zunehmenden Alter jemanden kennen zu lernen. Man möchte nicht unbedingt 8 Stunden im Park auf der Bank sitzen und hoffen, dass der oder die Richtige gleich um die Ecke kommt. Es war schon alles leichter, mit 16. Aber Fakt ist, es gibt die 38% die vermittelt werden und 100% Vermittlungsagenturen, die sich daran erfreuen, dass wir Menschen eine Spezies sind, die gerne jemanden zum knuddeln haben.

Da wir alle Erwachsen sind, ist es uns überlassen, was wir machen. Es ist nur wichtig, das Sie nicht vergessen, dass es nur Pizzerien gibt, die einen Blitz in ihrem Namen tragen.

Alles eine Illusion, so wie die Liebe vielleicht auch nur eine schöne Illusion ist.

Aber ich bin die Letzte, die Ihnen dieses Gefühl rauben will.

Einen schönen Sonntag wünscht

Ana Lysé

P.S. Und wenn sie nicht über einen attraktiven Beruf verfügen, sage ich nur: Dr. Titel.

Sie wissen schon….

Einen speziellen Gruß an die 62 % NORMALOS! Auf jeden Topf passt ein Deckel und ich bin sogar im Besitz eines WOKs! Und Sie ahnen es nicht, auch der hat einen Deckel!Vermittlung! Einen Partner bitte!


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