Ich lebe auch in Hamburg. Direkt auf St. Pauli. Zwei Straßen entfernt von der Reeperbahn. Jener Vergnügungsstraße wo an jeder Ecke ein Laster unterstützt wird und sich jeden Samstag der immer gleiche traurige Anblick bietet: Polterabendgesellschaften (die hier Jungesellinnen und/oder Jungesellen-Abschied heißen) ziehen in unzähligen Gruppen über den Kiez. Alle mit den selben T-Shirts uniformiert, alle halblustig, alle spielen die gleichen Spiele und bieten dieselben Verkaufspeinlichkeiten feil. Manche Dinge, die man beobachten muss, sind so evident dumm, dass man die Schulter zuckt und sich lieber mit dem Schönen und Guten oder doch wenigstens dem auf interessante Weise Verfehlten befasst. Ich lebe auch in Wien und hier ist es erschreckend gleich.
Vorbereitend auf den schönsten Tag im Liebesleben wird Braut/Bräutigam in selbstbemalte T-Shirts gesteckt und einer Masse von fremden Menschen vorgeführt, um denen Präservative oder gebrauchte Socken zu verkaufen. Das ist ebenso blöd, wie zu unnotwendig.
„Aber das ist Tradition!“, werden nun einige erbost rufen.
„Schwachsinn!, werde ich ebenso erbost zurückrufen und dann zu erzählen beginnen, welche eigentliche Tradition der vermeintlichen zu Grunde liegt: mit Masken und Peitschen zog man durch das Dorf des Brautpaars, um die bösen Geister zu verjagen. Man zerbrach Teller und Gläser, um „kein Pech“ zu haben (alles Pech das vor der Hochzeit zerbrochen wird, kann später nicht mehr wieder kommen). Dann kehrte das Brautpaar die Scherben weg, es wurde noch etwas getrunken und um Punkt Mitternacht war die Party vorbei. Modisch abartig verkleidet von einem Lokal ins andere ziehen und dazwischen Unterhosen verkaufen, ist keine Tradition sondern eine Ausgeburt der Peinlichkeit, welche nicht nur Passanten fremdschämen lassen.
„Ja peinlich war es schon, aber ich wollte keine Spaßverderberin sein“, sagen 90% aller Polterabendteilnehmerinnen* bei einer Umfrage nach einer „Abschied von der Freiheit Moni April 2013“ (lt. Textmarker T-Shirt Aufschrift). Die restlichen 10% teilen sich auf die Organisatorin des Abends und auf die Braut auf, die zu diesen Thema nichts sagen wollte.
Oft fällt es uns auf, dass in den Vorbereitungen zu wenig kommuniziert wird. Die „Spiele“ dienen oft nur zur Belustigung der Organisatoren und selten der Braut. Ausserdem ist das „Nachmachen“ nur ein Zeichen für die Ideenlosigkeit des Organisationskomitees. Warum sollte eine toughe Journalistin plötzlich gefallen daran finden, mit seltsamem Hut, Bauchladen und Hauskleid bekleidet durch eine belebte Einkaufsstraße zu gehen? Ein Polterabend soll auf jeden Fall auf die Braut abgestimmt sein. Man muss sich überlegen, was die Braut wirklich interessiert. Und man soll dabei vom grundsätzlichen Partyverhalten der Braut nicht abweichen.
Wenn die Braut Kino mag und gerne Cocktails trinkt, lasst in einer Bar einen Cocktail kreieren, organisiert einen Raum (in einer anderen Bar) und seht euch gemeinsam „Dirty Dancing“ an (Taschentücher nicht vergessen), geht ins Casino und spielt eine Runde Poker, organisiert einen Stripper, macht einen Kochkurs oder eine Kabinenparty im Wiener Riesenrad, aber bitte, liebe PolterabendorganisatorInnen: Nie mehr sollen Bräute präservativverkaufend durch die Mariahilferstraße ziehen müssen und deren Gäste sich bei ihrem Anblick schämen.
Ausschnitt aus einer Reality-Soap von ATV. Das Gezeigte entspricht nicht der Realität, kommt dieser aber sehr nahe:
*20 Personen
Bild: flickr.com
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Du bist auch der Meinung, dass Peinlichkeiten auf und rund um eine Hochzeit nichts verloren haben? Dann interessiert dich vielleicht auch dieser Artikel:
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„Ja peinlich war es schon, aber ich wollte keine Spaßverderberin sein“, sagen 90% aller Polterabendteilnehmerinnen* bei einer Umfrage nach einer „Abschied von der Freiheit Moni April 2013“ (lt. Textmarker T-Shirt Aufschrift). Die restlichen 10% teilen sich auf die Organisatorin des Abends und auf die Braut auf, die zu diesen Thema nichts sagen wollte.
Oft fällt es uns auf, dass in den Vorbereitungen zu wenig kommuniziert wird. Die „Spiele“ dienen oft nur zur Belustigung der Organisatoren und selten der Braut. Ausserdem ist das „Nachmachen“ nur ein Zeichen für die Ideenlosigkeit des Organisationskomitees. Warum sollte eine toughe Journalistin plötzlich gefallen daran finden, mit seltsamem Hut, Bauchladen und Hauskleid bekleidet durch eine belebte Einkaufsstraße zu gehen? Ein Polterabend soll auf jeden Fall auf die Braut abgestimmt sein. Man muss sich überlegen, was die Braut wirklich interessiert. Und man soll dabei vom grundsätzlichen Partyverhalten der Braut nicht abweichen.
Wenn die Braut Kino mag und gerne Cocktails trinkt, lasst in einer Bar einen Cocktail kreieren, organisiert einen Raum (in einer anderen Bar) und seht euch gemeinsam „Dirty Dancing“ an (Taschentücher nicht vergessen), geht ins Casino und spielt eine Runde Poker, organisiert einen Stripper, macht einen Kochkurs oder eine Kabinenparty im Wiener Riesenrad, aber bitte, liebe PolterabendorganisatorInnen: Nie mehr sollen Bräute präservativverkaufend durch die Mariahilferstraße ziehen müssen und deren Gäste sich bei ihrem Anblick schämen.
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*20 Personen
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