Im Spätsommer fliege ich nach New York und natürlich läuft mein Reisepass ganz pünktlich kurz vorher ab. Derartige Sachverhalte erschließen sich mir vorzugsweise am allerletzten Tag, an dem es überhaupt noch möglich ist, einen neuen Pass zu beantragen. Hat ja 4 Wochen Bearbeitungszeit der ganze Spaß. Erstaunlicherweise bekam ich noch sehr kurzfristig einen der rar gesäten Termine im Bürgeramt und musste auch tatsächlich nur eine knappe Stunde länger warten, als auf dem Terminschein angegeben.
Dafür habe ich nun das hässlichste Passfoto aller Zeiten, weil mir auch das erst kurz vorher noch siedendheiß einfiel. In der Information saß zum Glück ein ganz liebenswürdiger uralter Mann, der mir, als ich nach einem Passfotoautomaten fragte, lächelnd den Weg wies: "Da auf dem Parkplatz um die Ecke steht ein Container, da sitzt ein Fotograf drin". Was ich für altersbedingtes Technikunverständnis gehalten hatte, stellte sich tatsächlich als genau das heraus: Ein Container mit einem Fotograf drin. Ein wirklich hässlicher Container um genau zu sein, mit einem sehr netten Fotografen, der mich nichtsdestotrotz etwas skeptisch ansah. Es waren heute 30 Grad in Berlin, ich kam von der Arbeit, war klatschnass geschwitzt und völlig ungeschminkt. "Na hier isn Tuch, wischen 'se sich ma dit jesicht ab, wa?". Bombenfoto, könnt ihr euch ja denken, WA?
Das Kreuzberger Bürgerbüro an sich ist circa ganz genau so, wie jedes andere Bürgerbüro in Deutschland: grau, verstaubt und trübe. Umso überraschter war ich, im zweiten Stock in eine wirklich gute Ausstellung zu laufen.
Mit sehr gefühlvollen, dabei aber einprägsamen und klaren, oft scharfen Worten stellt Autor Volker Weidermann in dieser Ausstellung einige der Autoren vor, deren Bücher bei der Bücherverbrennung 1933 von Studenten verbrannt wurden.
Die Nazis waren nicht einmal 4 Monate an der Macht, als in Deutschland im Mai 1933 die Bücher "wider den undeutschen Geist" brannten. Was ich bis heute nicht wusste und als ein Schock für mich kam war, dass die Nacht der Bücherverbrennung nicht einmal eine von den Machthabern der Diktatur angeordnete Geschichte war. Das sehr professionell aufgezogene Ereignis wurde von der Deutschen Studentenschaft inszeniert und durchgeführt, in 22 deutschen Universitätsstätten und ohne erkennbaren Widerstand nur Monate nach der Machtergreifung der Nazis! Deutschland schmiss seine besten Autoren ins Feuer und mit ihnen einige Talente, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere standen. Was für eine Tragödie und was für ein dunkles Zeichen. Ich habe es schon mal gesagt, ich sage es wieder: Wenn Studenten anfangen Bücher zu verbrennen, ist ein Land verloren.
Werke einiger meiner liebsten Autoren wanderten ins Feuer: Brecht, Tucholsky, Ringelnatz, alle gingen in Flammen auf. Und doch verfehlten die Nazis ihr Ziel: Die drei Autoren verließen Deutschland, verlißen auch die Welt, Tucholsky und Ringelnatz schon kurze Zeit später, doch ihre Werke starben nie. Sie sind unvergessen und werden heute in Deutschland wieder so sehr geliebt, wie sie es verdient haben.
Und ein Absatz dieser Ausstellung hat mich heute auf eine Idee gebracht. Es war Oskar Maria Graf, der feststellte, dass nur einige seiner Werke auf dem "Scheiterhaufen der Anständigen" gelandet waren und nun forderte: "Verbrennt mich!" Er hatte erkannt, dass die Werke, die von den Nazis verbrannt wurden, zum Besten gehörten, was Deutschland zu bieten hatte.
Und da wird es doch mal wieder Zeit für eine Challenge, meine Lieben. 2015 würde ich gerne eine "Burned Books"- Challenge starten, mit Werken, die von den Nazis verbrannt wurden. Wieviele davon in dem Jahr gelesen werden sollen, das weiss ich noch nicht ganz genau. Ich freue mich auf Vorschläge. Bei Interesse wisst ihr ja, wie ihr mich erreicht. Ich poste zum Jahresende natürlich auch noch eine Erinnerung, ein bisschen Zeit ist ja noch. (Wobei die Zeit in diesem Jahr dermaßen rennt, dass ich es kaum glauben kann. 10 Blogposts in 7 Monaten. Meine Güte, das muss aber wieder besser werden.)
Dafür habe ich nun das hässlichste Passfoto aller Zeiten, weil mir auch das erst kurz vorher noch siedendheiß einfiel. In der Information saß zum Glück ein ganz liebenswürdiger uralter Mann, der mir, als ich nach einem Passfotoautomaten fragte, lächelnd den Weg wies: "Da auf dem Parkplatz um die Ecke steht ein Container, da sitzt ein Fotograf drin". Was ich für altersbedingtes Technikunverständnis gehalten hatte, stellte sich tatsächlich als genau das heraus: Ein Container mit einem Fotograf drin. Ein wirklich hässlicher Container um genau zu sein, mit einem sehr netten Fotografen, der mich nichtsdestotrotz etwas skeptisch ansah. Es waren heute 30 Grad in Berlin, ich kam von der Arbeit, war klatschnass geschwitzt und völlig ungeschminkt. "Na hier isn Tuch, wischen 'se sich ma dit jesicht ab, wa?". Bombenfoto, könnt ihr euch ja denken, WA?
Das Kreuzberger Bürgerbüro an sich ist circa ganz genau so, wie jedes andere Bürgerbüro in Deutschland: grau, verstaubt und trübe. Umso überraschter war ich, im zweiten Stock in eine wirklich gute Ausstellung zu laufen.
Mit sehr gefühlvollen, dabei aber einprägsamen und klaren, oft scharfen Worten stellt Autor Volker Weidermann in dieser Ausstellung einige der Autoren vor, deren Bücher bei der Bücherverbrennung 1933 von Studenten verbrannt wurden.
Die Nazis waren nicht einmal 4 Monate an der Macht, als in Deutschland im Mai 1933 die Bücher "wider den undeutschen Geist" brannten. Was ich bis heute nicht wusste und als ein Schock für mich kam war, dass die Nacht der Bücherverbrennung nicht einmal eine von den Machthabern der Diktatur angeordnete Geschichte war. Das sehr professionell aufgezogene Ereignis wurde von der Deutschen Studentenschaft inszeniert und durchgeführt, in 22 deutschen Universitätsstätten und ohne erkennbaren Widerstand nur Monate nach der Machtergreifung der Nazis! Deutschland schmiss seine besten Autoren ins Feuer und mit ihnen einige Talente, die gerade erst am Anfang ihrer Karriere standen. Was für eine Tragödie und was für ein dunkles Zeichen. Ich habe es schon mal gesagt, ich sage es wieder: Wenn Studenten anfangen Bücher zu verbrennen, ist ein Land verloren.
Werke einiger meiner liebsten Autoren wanderten ins Feuer: Brecht, Tucholsky, Ringelnatz, alle gingen in Flammen auf. Und doch verfehlten die Nazis ihr Ziel: Die drei Autoren verließen Deutschland, verlißen auch die Welt, Tucholsky und Ringelnatz schon kurze Zeit später, doch ihre Werke starben nie. Sie sind unvergessen und werden heute in Deutschland wieder so sehr geliebt, wie sie es verdient haben.
Joachim Ringelnatz
Und ein Absatz dieser Ausstellung hat mich heute auf eine Idee gebracht. Es war Oskar Maria Graf, der feststellte, dass nur einige seiner Werke auf dem "Scheiterhaufen der Anständigen" gelandet waren und nun forderte: "Verbrennt mich!" Er hatte erkannt, dass die Werke, die von den Nazis verbrannt wurden, zum Besten gehörten, was Deutschland zu bieten hatte.
Und da wird es doch mal wieder Zeit für eine Challenge, meine Lieben. 2015 würde ich gerne eine "Burned Books"- Challenge starten, mit Werken, die von den Nazis verbrannt wurden. Wieviele davon in dem Jahr gelesen werden sollen, das weiss ich noch nicht ganz genau. Ich freue mich auf Vorschläge. Bei Interesse wisst ihr ja, wie ihr mich erreicht. Ich poste zum Jahresende natürlich auch noch eine Erinnerung, ein bisschen Zeit ist ja noch. (Wobei die Zeit in diesem Jahr dermaßen rennt, dass ich es kaum glauben kann. 10 Blogposts in 7 Monaten. Meine Güte, das muss aber wieder besser werden.)