Frau Ritter, eine ältliche , neugierige Dame wohnte mit ihrer Mutter, unter uns, im Plattenbau. Den ganzen Tag entströmten köstliche Düfte ihrer Wohnung . Süß- sauer eingelegter Kürbis, Kuchen und Kekse von denen Aussehen und Geruch mir noch abrufbar sind. Die geschmackliche Erinnerung wurde aus meinem Gedächtnis getilgt.
Oma Ritter fand, ich sei zu dünn, viel zu dünn mit meinen 7 Jahren , so konnte sie es nicht lassen, mir hin und wieder ein Einweckglas voller Plätzchen durch die geöffnete Tür unter die Nase zu halten.
Noch heute sehe ich sie vor mir, mit diesem skurrilen Lächeln, dass von einem Ohr zum anderen reichte, ihrer schon gebeugten Haltung, der dauergelockten Frisur. Sie trug eine blaugemusterte Dederonschürze die immer porentief rein war.
Ich durfte keine Plätzchen essen. Oma Ritter wusste das . Ungeachtet dessen übertrat sie die Gebote meiner, streng dreinblickenden, disziplinierten Mutti von Zeit zu Zeit.
“Ist doch Advent Kind. Eines wird nicht schaden.” Sie freute sich warmherzig ja diebisch, wenn ich zugriff. Sie wusste besser was mir gut tat, da war sie sich sicher, 3 Jahre war Oma Ritter meine Tagesoma gewesen, als ich mich schwächlich und krippenuntauglich der staatlichen Fürsorge entzogen hatte.
Ein Keks nur… Mutti war arbeiten. Stunden später kam sie nach Hause. Ihre unbestechliche Nase witterte sofort Verrat im Sinne von Acetongeruch.
“Hast du Plätzchen gegessen? Du weißt das du das nicht darfst…Eine Standpauke der auch Oma Ritter nicht entging , die meine Glutenallergie für hysterische Spinnerei hielt. Advent, Advent.