Ich gebe es zu: Ich habe, als ich anfing, mehr und länger zu reisen, einige Fehler gemacht. Geld für Dinge bezahlt, die sich als verkorkste Touristenfallen entpuppten. Orte besucht, an denen Tiere schlecht behandelt wurden. Ich habe Touren gemacht, ohne zu wissen, ob die Guides auch ordentlich behandelt und entlohnt werden. Habe mir früher wenig Gedanken darüber gemacht, welchen Einfluß ich als Reisender auf Land und Leute haben kann.
Aber mittlerweile versuche ich auf eine Weise zu reisen, die respektvoller, bewusster und bedeutungsvoller ist. Ich habe den Anspruch an mich selbst, so gut ich kann zu reisen. Auf eine Art und Weise, das ich den Menschen, denen ich begegne und dem Land, das ich bereise, mit Respekt und Demut entgegentrete.
Und weißt du was? So zu reisen ist keine langweilige oder banale Option. Im Gegenteil. Vielmehr vermittelt es mir ein Gefühl echten Glücks, öffnet Türen zu schönen, authentischen Erlebnissen. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir, die aus Deutschland kommen, so viele Möglichkeiten und das Privileg haben, fremde Länder und Kulturen zu besuchen. Etwas, dass den meisten Menschen dieser Erde verwehrt bleibt, die tagtäglich mit Geldsorgen, Kriegen, Ängsten und Hungersnot konfrontiert sind.
Vielleicht helfen auch dir diese fünf einfachen Ansätze, um ein ethischer und glücklicherer Reisender zu werden:
1. Informiere dich über das Land, das du bereist
Wenn du die nächste große Reise planst, könntest du dich auf die "10 Orte, die du nicht verpassen solltest" Listen oder Guides zu den besten Sehenswürdigkeiten, Bars und Restaurants stürzen. Du kannst durch die relevanten Hashtags auf Instagram scrollen und entdecken,welche Orte gerade der "Hot shit" sind. Diese Einflüsse sind ein großer Teil davon, warum wir alle reisen und das aus gutem Grund; Die überwiegende Mehrheit von uns möchte, dass unsere schwer verdiente Kohle und unsere kostbare Zeit auf Reisen darauf ausgerichtet sind, uns die schönsten, aufregendsten oder unvergesslichsten Erlebnisse zu bescheren.
Es lohnt jedoch, sich die Zeit zu nehmen, mehr über den Ort, den du besuchst, zu lernen und Dir mehr Wissen anzueignen. Lies vor deinem Besuch etwas über die Geschichte eines Landes, die aktuelle gesellschaftspolitische Situation oder Artikel in der nationalen oder ausländischen Presse. Gibt es vielleicht einen Dichter oder Autor, den du lesen solltest? Gibt es Dokumentationen auf Youtube oder von Kritikern gefeierte Filme?
Je mehr du über den Ort, den du besuchst, liest und erfährst, desto einfacher ist es, in das Leben und die Kultur einzutauchen, wenn du tatsächlich da bist. Ich habe zum Beispiel vor meiner Reise nach Chile ein Buch über die Geschichte des Landes gelesen. Umso eher habe ich auf meiner Reise verstanden, dass viele ältere Chilenen aufgrund der lang anhaltenden Diktatur sehr zurückhaltend sind.
Du wirst die Unterschiede zwischen bestimmten Städten oder Regionen besser verstehen und verstehen, warum jeder diesen bestimmten Politiker liebt bzw. hasst oder warum es Proteste auf der Straße gibt. Einheimische mögen es, wenn du ein wenig über die Vergangenheit ihres Landes oder die Namen einiger bekannter Schlüsselfiguren weißt - und Wissen auszutauschen hilft, sprachliche oder kulturelle Barrieren zwischen dir und ihnen zu beseitigen und dir eine bessere Erfahrung zu bieten, wenn du durch das Land deiner Begierde reist. Dieser Ansatz schiebt unsere Ignoranz beiseite und zollt der Nation, die dich für ein paar Tage, Wochen oder Monate aufnimmt, den nötigen Respekt.
2. Dein ökologischer Fußabdruck
Es war ein unvergessliches Reiseerlebnis, als ich durch die staubige, trockene Wüstenhitze im Norden Chiles fuhr. Kein schönes Erlebnis war es jedoch, an den Kakteenfeldern nahe der Straßen vorbeizugehen, an denen nahezu jeder Dorn kleine farbige Plastiktüten ergriffen hatte. Es gab Hunderte von ihnen.
Große Teile Lateinamerikas (aber natürlich auch die meisten anderen Teile der Welt) haben ein großes Müllproblem. Bei einer Busfahrt werden Plastikflaschen, schmutzige Windeln oder Verpackungen zur Entsorgung einfach schnell aus dem Fenster befördert. Bei Einkäufen wirst du mit Plastiktüten bombardiert. Recycling ist nirgendwo auf der Entwicklungsagenda zu sehen. Und obwohl es mittlerweile (hauptsächlich bei der jüngeren Bevölkerung) einige Anzeichen gibt, die zum Trennen von Müll und weniger Plastik im Allgemeinen ermutigen, wird es eine oder zwei Generationen dauern, bis hier eine signifikante Verhaltensänderung stattfindet.
Besonders schockiert bin ich nach wie vor über die Verschmutzung der Meere mit Plastikabfällen. An vielen Stränden wurde ich selbst Zeuge dieser Abfallepedemie. Im Mai war ich auf der Insel Cozumel in Mexiko und habe dort eine Meeresschildkröten-Station besucht. Viele dieser großartigen Tiere und andere Meeresbewohner verenden aufgrund des Mülls, den wir Menschen gedankenlos wegschmeißen. Deswegen sorge immer dafür, dass ich keinen Müll hinterlasse und einiges von dem mitnehme, was andere Leute verantwortungslos hinterlassen. Zusätzlich habe ich immer ein oder zwei Stofftaschen im Rucksack, damit ich keine Plastiktüten benötige. Keine große Sache, aber ein großer Input für die Umwelt.
3. Kaufe und esse lokal
Es ist nichts verwerfliches daran, einen Teil deiner Einkäufe in einem Supermarkt zu tätigen - sie schaffen und unterstützen viele Arbeitsplätze in der lokalen Wirtschaft. Aber in ärmeren Ländern wie z.B. Bolivien ist der Kauf von Obst, Gemüse und anderen Waren auf den lokalen Märkten nur ein oder zwei Schritte vom direkten Einkauf bei den Erzeugern entfernt (manchmal ist es sogar eine direkte Transaktion mit ihnen). Wenn du also den größten Teil deines Geldes an diesen kleinen Straßen- oder Marktständen ausgibst, kannst du sicher sein, dass der Großteil des Geldes direkt in die Tasche derer fließt, die hart dafür gearbeitet haben und nicht für Hungerlöhne große Ketten beliefern müssen.
Der gleiche Ansatz gilt für Essen gehen. Versuche möglichst, Ketten oder Franchises wie Subway und Starbucks zu meiden. Trete aus der Globalisierungsblase heraus. Investiere lieber in eine neue Erfahrung, indem du in einem lokal geführten Restaurant oder an Staßenständen isst. Es ist in der Regel günstiger, es gibt oftmals viel besseres und authentischeres Essen und führt dich vielleicht zu einem einzigartigen Erlebnis auf deiner Reise.
Ich stelle leider immer häufiger fest, wie globalisiert und homogenisiert die Welt in vielen Bereichen geworden ist. Reisen sollte immer noch versuchen, sich mit neuen Aromen, Gerüchen, Orten und Arten des Seins auseinanderzusetzen - anstatt einfach nur das zu suchen, was man von Zuhause kennt.
4. Wähle die richtige Tour / den richtigen Veranstalter
Es ist gerade bei den großen Touristenattraktionen nicht immer einfach, herauszufinden, welcher Veranstalter seiner Verantwortung gegenüber dem Kulturgut, den Guides oder der Umwelt gerecht wird. Nutze das Internet vorab zur Recherche oder sprich vor Ort mit anderen Reisenden über ihre Erfahrungen.
Erwäge, Touren zu buchen, die die lokale Gemeinschaft direkt unterstützen, fördern und nachhaltig sind, nicht jene, die ausbeuterische Praktiken fördern. Ein positives Beispiel ist die Non-Profit Organisation visit.org, die Reisende verbindet, die auf der Suche nach authentischen, nachhaltigen Touren oder Aktivitäten in einer Reihe von Ländern sind. Hier wird mit gemeinnützigen Organisationen vor Ort zusammengearbeitet, die sich an die oben genannten Prinzipien halten. Ich hatte das Glück, diese Erfahrung im Dschungel von Mexiko zu machen, wo ich drei Tage bei einer indigenen Gemeinschaft gewohnt habe, mit ihnen gearbeitet und gekocht habe und viel über ihre Kultur lernen durfte.
5. Vermeide, dass Tiere ausgebeutet werden
Ich werde wütend und traurig, wenn ich mal wieder ein Foto von jemanden auf Instagram entdecke, der neben einem Tiger posiert oder lächelnd auf dem Rücken eines Elefanten sitzt.
Aber das ist leider nur die Spitze des Eisbergs. In der Tourismusindustrie zählt oftmals nur das schnelle Geld. Diese Profitgier wird nicht selten auf dem Rücken der Tiere ausgetragen. Sie werden eingefangen, in zu kleine Käfige gepfercht. Sie werden geschlagen und mit Medikamenten ruhig gestellt, so dass sie traumatisiert für Bilder mit Touristen posieren, dämliche Kunststücke vorführen oder anderweitig zur Schau gestellt werden.
Es gibt einfache Regeln, die man auf Reisen beachten sollte, wenn es um das Wohl der Tiere geht:
- Wenn ein Tier an Shows, Ausstellungen oder Vorführungen beteiligt ist, bedeutet dies normalerweise, dass die "Attraktion" gemieden werden sollte. Zeige Zivilcourage, weise auf Missstände hin und warne andere Reisenden, wenn dir eine Tierquälerei auffällt.
- Zahle niemals, um ein Foto mit einem Tier machen zu lassen. Viele dieser Tiere stammen aus der Wildnis oder werden früh der Mutter entrissen. Sie werden unter Drogen gesetzt, hart trainiert und ihre Zähne und Krallen werden gestutzt oder ganz entfernt.
- Akzeptiere Kulturgut nicht als Ausrede für Grausamkeit. Hahnenkämpfe, Stierkämpfe und der Einsatz von Tieren auf religiösen oder anderen Festen sollten von Reisenden auf keinen Fall moralisch und finanziell unterstützt werden.
- Wenn du Tiere in freier Wildbahn siehst, beobachte sie aus sicherer Entfernung und berühre oder störe sie nicht (besonders Jungtiere). Versuche nicht, sie zu füttern und verwende keinen Blitz zum fotografieren.
- In jedem Land gibt es Menschen, die sich dem Wohl der Tiere verschrieben haben und auch interessierte Reisende in ihre Arbeit mit einbinden. Schaue nach ethischen Alternativen und Tier -Rettungszentren. Diese Orte leisten hervorragende Arbeit, um Tieren zu helfen, die eine zweite Chance auf ein friedliches und sicheres Leben und Unterstützung verdienen.