Verantwortung übernehmen und die Tragödie des Allgemeingutes

Warum sind öffentliche Toiletten immer versifft? Warum liegt im Park Müll rum? Wer bringt die Unordnung in den Supermarkt? Wieso verhalten wir uns im Straßenverkehr so egoistisch? Warum werden Aufgaben in der Arbeit nicht erledigt? Wenn Menschen sich gewisse Güter teilen, schwindet nicht selten das Verantwortungsgefühl eines Einzelnen. Warum Du dennoch Verantwortung übernehmen solltest und dem Dilemma entgehen kannst, erfährst Du hier.

In diesem Beitrag findest Du:

Ursache/Problem - verantwortungsloses Niemandsland

Viele Menschen nutzen gemeinsam eine Ressource - und schon ist der Grundstein für Verwahrlosung geschaffen. Dabei meint "nutzen" eine Vielzahl an Möglichkeiten:

  • Öffentliche Toiletten
  • Bürgersteige
  • Gruppenschulprojekte
  • Verkehr und Straßen
  • Supermarkt
  • Ämter

Das Problem ergibt sich dadurch, dass ein egoistisches (Fehl-)Verhalten kurzfristige persönliche Vorteile mit sich zieht. Auf unsere Beispiele angewandt ist Dir sicherlich die eine oder andere Situation bekannt:

Solch Situationen und noch viele andere führen zur Problematik der "Tragödie des Allgemeingutes" (Tragedy of the commons). Würdest Du Deinen Müll einfach in Deinen Garten werfen? Niemals! Wie sieht es in der Stadt oder auf allgemeinen Plätzen aus? Die Tragödie des Allgemeingutes erklärt uns, warum Allgemeingut versifft und warum es schlecht ist, wenn niemand verantwortlich ist.

„Freedom in a commons brings ruin to all"

Garret Hardin, US-amerikanischer Mikrobiologe und Ökologe

Dabei fußt das Problem immer auf der selben Grundlage: Der persönliche Gewinn überwiegt kurzfristig den langfristigen spürbaren Kosten. 1

Eine Erscheinung der Neuzeit?

Was sind nun konkret die Probleme?

1. Anonymität

Würdest Du das WC eines Freundes derart versifft hinterlassen? Natürlich nicht! Du würdest dich schämen, da der Vorfall auf Dich zurück zu führen ist.

Immer dann, wenn die Identität des Täters anonym bleibt, machst Du Dir keine Sorgen, ertappt zu werden. Die Motivation Dein Verhalten zu ändern bleibt dadurch sehr gering. Dein Verantwortungsbewusstsein wird dadurch ein Stück ausgehebelt

TIPP: Hast Du Dich schon mal gefragt, wer für die Kratzer und Dellen an Deinem Auto verantwortlich ist, die beim Parken auf öffentlichen Stellplätzen entstehen? Wir auch - denn der Täter wird leider nie identifiziert.

2. Das Gefühl der Bedeutungslosigkeit

Du solltest der Umwelt zu liebe auf etwas verzichten? Aber was bringt es schon, wenn nur Du Dein Verhalten änderst?

Viele Menschen fühlen sich Machtlos und glauben alleine nichts wirken zu können. Dabei sollten wir bereits kleine Erfolge feiern. Wenn Du weniger Emissionen erzeugst, wird sich das Weltklima nicht ändern. Allerdings könnte Dein Beitrag zum Funke werden, der das Feuer entfacht.

Social Loathing: Hast Du Dich schon mal gewundert, warum ein Gruppenmitglied einfach nichts zum Projekt beiträgt? Eine Theorie besagt, desto mehr Personen in eine Aufgabe involviert sind, desto weniger Bedeutung hat die Leistung des Einzelnen. Das Teammitglied könnte sich Bedeutungslos fühlen und übernimmt daher keine Verantwortung.

Verantwortung übernehmen und die Tragödie des AllgemeingutesSeilziehen in der Gruppe bedeutet weniger Verantwortung für die Einzelperson

3. Das macht ein Anderer - oder Technik löst das Problem

Warum solltest gerade Du Acht geben? Andere Leute werden doch dafür bezahlt Deinen Unrat zu beseitigen?

oder

Warum solltest Du den Müll trennen? Moderne Trenn- und Recyclinganlagen erledigen das ohnehin mühelos?

4. Soziales Dilemma

Niemand gibt Acht oder kümmert sich darum? Du bist doch nicht der Blöde! Warum solltest Du Verantwortung zeigen? Warum solltest gerade Du auf etwas verzichten?

Das soziale Dilemma ist Grundlage für zahlreiche Ausreden und kann sogar gesteigert werden, wenn Fehlverhalten in Rachsucht mündet.

Beispiel: Der Nachbar verdreckt den Hausgang und gerade diese Woche hast Du Putzdienst. Als Rache nimmst Du in seiner Woche auch keine Rücksicht.

Beispiel: Deine Schwester verschwendet beim Duschen viel zu viel Wasser. Für Dich bleibt kein Tropfen warmes Wasser übrig. Daraufhin beginnst Du exzessiver zu Duschen, damit auch sie in den Genuss des kalten Wassers kommt.

5. Fehlender Besitz wird als wertlos empfunden

Bestimmt hast Du einem Kollegen mal etwas geborgt? Hast Du diesen Gegenstand in demselben Zustand zurückbekommen?

Tatsächlich achten wir meistens mehr auf jene Sachen, die uns selbst gehören. Deshalb werden Mietautos oder auch Mietwohnungen tendenziell schlechter behandelt.

"Don't be gentle, it's a rental"

6. Gier - Bereicherung endloser Güter

Falls eine endlose Ressource eingeschränkt zur Verfügung steht oder sogar knapp wird, besteht die Gefahr von Raubbau. Um den eigenen Ertrag zu erhöhen schlachten Unternehmen oder Ländern ihre Umwelt aus. Die Kosten dieser Tragödie trägt die Gesellschaft.

Beispiel: Die Vernichtung von Regelwaldflächen ist dabei eines der verheerendsten Beispiele.

Beispiel: Ein Bauer entzieht einem Fluss zu viel Wasser und verknappt die Ressource Fluss abwärts.

7. Moral Hazard

Egoistisches Verhalten wird gestärkt wenn die Folgen eigennützigen Verhaltens, durch ein Kollektiv abgedeckt werden.

Beispiel: Manche Menschen nutzen Steuerlücken, strapazieren das Gesundheitssystem oder verschaffen sich sonstige legale Vorteile, welche Kosten die Allgemeinheit trägt.

8. Rationalitätenfalle - Konkurrenz

Ein kurzfristiger persönlicher Vorteil zieht einen direkten kurzfristigen Nachteil für andere mit sich. Darunter leider wiederrum die Allgemeinheit und/oder deren Güter. Der Kontrahent zieht nach und ein Teufelskreis droht zu entstehen.

Beispiel: Jedes Land strebt eine Wirtschafts- oder Militärüberlegenheit an. Wettrüsten und Ausbeutung der eigenen Ressourcen könnte die Folge sein.

Beispiel: Viele Menschen drängen durch einen schmalen Durchgang. Durch Drängeln will der Einzelne seine Geschwindigkeit erhöhen, während andere schleppender voran kommen. Gerade in Gefahrensituationen eine problematische Verhaltensweise.

Andere Erklärungsversuche für die Tragedy of the commons fußen zwar ebenfalls auf egoistischem Verhalten, jedoch zeigt sich jeweils eine Erklärung in ihrem Handeln.

Allerdings im Falle, in welchem ein Mensch seinen Unrat einfach neben den offenen Müll wirft, ist kein kurzfristiger Vorteil auszumachen. Es hätte ihm keine Energie gekostet, etwas in die offene Tonne zu werfen. Hier ist purer Verantwortungslosigkeit am Werk. Ganz nach dem Motto "Hinter mir die Sintflut"

Lösung: Verantwortungsbewusstsein für unsere Umwelt

Damit meinen wir nicht nur den ökologischen Gedanken, sondern auch die Welt um Dich herum. Die kleinen Probleme des Alltags lassen sich vermeiden, wenn wir alle zusammenarbeiten. Langfristig profitiert Jeder, auch Du! Dabei muss Dein Einsatz für die Umwelt keinesfalls nur auf Geld bezogen sein, Geld und ein gesundes Mindset sind die Lösung.

Generell gilt: Sieh Dich nicht als einzeln handelnde Person, sondern als Teil der Gesellschaft. Versuch Dich an der Logik des Gruppengedanken.

"Du bist vielleicht nicht die Ursache des Problems, kannst aber dennoch ein Teil der Lösung sein!"

1. Anonymität aufheben - solange keine Methode gegen die DSGVO verstößt, ist der Kreativität freien Lauf zu lassen. Denn eine Andeutung von Personalisierung könnte bereits Verbesserung herbeiführen.
Ein Mitarbeiten Kartenleser am WC-Eingang wird zwar für Aufregung sorgen, aber selbst als Blindgänger (Attrappe) könnte er zu saubereren Toiletten führen.

2. Reputation - Der eigene Ruf ist den meisten Menschen sehr wichtig. Bewertungssysteme mit Belohnungsstufen oder Reziprozität können zu einem deutlich besseren Verhalten von Einzelpersonen führen, da eine gemeinnützige Handlung zu sofortiger Belohnung oder späterer Gegenhilfe führt. 3
Beispiel: Punktesysteme auf Hilfsportalen führen zu höherer Hilfsbereitschaft. Versicherungen belohnen vorsichtige und unfallfreie Fahrer mit niedrigeren Beiträgen.

ACHTUNG: Das Sozialpunktesystem in China ist ein abschreckendes Beispiel für die Missachtung von Persönlichkeitsrechten. In der Theorie führt das Ängste schurrenden System zu oberflächlichen besseren Verhalten der Bürger.

3. Kooperationen - Staaten oder Länder könnten die Spielregeln ändern, um kurzfristige Entscheidungen mit persönlichen Vorteil zu bestraffen.
Beispiel: Eine unbeliebte CO 2 Steuer bestraft Bürger, welche die Umwelt schwerwiegender belasten.
Oder gemeinnütziges Verhalten kann belohnt werden.
Beispiel: Den öffentlichen Verkehr nutzende Pendler werden Steuervorteile geboten.

Lösung: Verantwortung übertragen im Beruf

Auch im Berufsleben existieren diese unliebsamen Aufgaben, die niemand erledigen will. Wer kümmert sich um den Praktikanten? Wer ist der Druckerbeauftragte? Wer kümmert sich um den Chef, wenn keine Assistentin in der Nähe ist?

Auch Gruppenarbeiten können als "Allgemeingut" betrachtet werden. Warum solltest gerade Du Dich anstrengen? Vor allem, da die anderen offensichtlich nichts machen? Als Folge lässt die Motivation im Team nach und die Produktivität sinkt in den Keller.

1. Kommunizieren - Delegiere Aufgaben indem Du klar die Verantwortung überträgst. Mit einer eindeutigen Zuweisung schaffst du eine Bindung zum Aufgabenbereich. Für Gemeinschaftsaufgaben muss immer ein Gruppenbeauftragter definiert werden. Statte diese Personen ebenfalls mit den nötigen Rechten aus, damit sie ihre Verantwortung wahrnehmen können.

2. Reziprozität - Kollaboration muss zu eigenen Vorteilen führen. Hilfsbereiten Kollegen wird eher unter die Arme gegriffen. Wertschätze diese Mitarbeiter öffentlich für positives soziales Verhalten.
Beispiel: Wenn Studenten guter Unterlagen aus den Vorjahresgang erhalten, sind sie eher bereit, guten Arbeiten selbst weiterzureichen.

IDEE: Als eher unüblicher Lösungsweg existiert die Möglichkeit ein gemeinsames Feindbild zu formen. Menschen vergessen bei einem gemeinsamen Opponenten gerne ihre zwischenmenschlichen Fehden und kooperieren. Vergleiche zum Beispiel Mitarbeiter nicht untereinander, sondern ziehe Benchmarks zu anderen Abteilungen/Firmen heran.

Verantwortung übernehmen und die Tragödie des AllgemeingutesGemeinsamer Teamspirit erhöht die Verbundenheit mit dem Produkt (bzw. des Unternehmens)

Lösung: Verantwortung übernehmen in der Beziehung

Eine Beziehung leidet in der Regel nicht unter der Tragödie des Allgemeingutes aber deren Lösungsansätze helfen Dir der Partnerschaft.

1. Vertrauen - Der interne Ruf, das Ansehen untereinander. Schaffst Du eine Vertrauensbasis, kannst Du ebenfalls Vertrauen erwarten.

2 Investieren - Eine der wichtigsten Grundregeln in der Beziehung besagt, niemals nur von ihr Abzuschöpfen. Stephen zeichnet in seinem Buch "7 Wege zur Effektivität" eine anschauliche Geschichte:

Deine Beziehung kann als Gans, welche goldene Eier legt, gesehen werden. Nimmst Du nur die Eier an Dich und pflegst die Gans nicht, gibst ihr kein Futter, bietest keine Schutz in schlechten Zeiten - dann ist irgendwann keine Gans mehr da, welche goldene Eier legen kann. Eine Wiederbelebung ist nahezu ausgeschlossen. (Das Beispiel ist übrigens auch auf viele Investments und Business Cases anwendbar.)

Verantwortung übernehmen und die Tragödie des Allgemeingutes

Fazit - Verantwortung managen

WICHTIG: Langfristig allgemeiner Vorteil führt immer auch zu langfristigen persönlichen Vorteil. (Klar, denn Du bist Teil der Allgemeinheit!)

Daher stellt es sich als essentiell heraus, im Bedarfsfall Verantwortung zu übernehmen. Alternativ kannst Du Verantwortung delegieren (abgeben). Dafür solltest Du die handelnde Person/Organisationen mit allen nötigen Mitteln ausstatten!

Mit diesem Artikel wollen wir die Moral steigern - Die Moral, dass auch Du ein bedeutender Teil eines sensiblen Systems bist! Jeder Schritt in die richtige Richtung ist als wertvoller Erfolg für eine bessere Zukunft zu werten. Egal ob Umwelt, Beruf oder Beziehung, deine Taten sind entscheidend!

Wir hoffen, dieser etwas andere Artikel hat Dir gefallen. Wenn ja, lass uns ein Kommentar da und verrate uns, wie Du mit Verantwortung deine Umwelt ein Stück besser machst.

Quellen - Tragedy of the commons & Verantwortung

123Milinski, M., Semmann, D., & Krambeck, H. J. (2002). Reputation helps solve the 'tragedy of the commons'. Nature, 415(6870), 424. Rankin, D. J., LÓPEZ‐SEPULCRE, A., Foster, K. R., & Kokko, H. (2007). Species‐level selection reduces selfishness through competitive exclusion. Journal of evolutionary biology, 20(4), 1459-1468. Hardin, G. (1968). The tragedy of the commons. science, 162(3859), 1243-1248.

Das folgende Video von Mailab veranschaulicht Dir anhand einer Spieletheorie (öffentliche Güter Spiel) wie Misstrauen entsteht und kurzfristiges egoistisches Verhalten belohnt wird.

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