Väterglück ist wie das Stockholm-Syndrom

Als meine Frau mir gerade den Link zum Aufruf “Väterglück” rüberschickte, musste ich müde lächeln.

“Ich fühle mich gerade nicht dazu prädestiniert, über Väterglück zu bloggen,” meinte ich.

Das hat jetzt nicht mal was damit zu tun, dass ich mich in einer großen Vaterkrise oder gar der Midlife-Crisis befinde (dazu haben Menschen wie ich überhaupt keine Zeit). Es lag mehr daran, wie ich die letzten zwei Stunden verbracht habe. Erst sind Ms. Essential und ich – direkt nachdem ich die letzte Präsentation des Tages fertiggestellt hatte – aus dem Haus gestürmt und einkaufen gefahren. Nummer 1 und 2 hatten den Auftrag, die Bude wieder halbwegs in Schuss zu bringen, während wir die zwei Zentner Lebensmittel ranschaffen, die die Meute hier so in der Woche vertilgt. Als wir zurück kamen, war Nummer 3 über und über mit Matsch und Grasflecken verschmiert, es war natürlich nichts aufgeräumt, aber dafür hatte eine Freundin noch den Fahrradgriff eines unserer Fahrräder abgerissen und vor Wut weggeworfen. Außerdem hatte sie eine ausgeliehene Hose bis zur Unkenntlichkeit verdreckt.

Als ich die Einkäufe einräumte, fiel mir aus zwei Metern Höhe eine Lampe auf den Fuß, während Nummer 4 weinte, weil er lieber Schokolade als Möhrengemüse essen wollte. Unterdessen stellte sich eine Etage höher heraus, dass der Matsch auf Nummer 3s heller Bluse in Wirklichkeit Kirschsaft war.

“Väterglück”, dachte der Zyniker in mir, “ist doch oft nur eine Art Stockholm-Syndrom.”

Ich meine, man ist dauernd müde, hat nie Zeit für sich, gibt sein ganzes Geld nur für irgendeinen Kram aus, den man eigentlich gar nicht haben will. Und von dem, was sich “Familienurlaub” nennt, fange ich mal gar nicht erst an.

Mittlerweile war es Zeit, Nummer 4 ins Bett zu bringen. Mein Fuß tat weh und Nummer 3 stellte sich absichtlich ungeschickt an beim Müll rausbringen (da haben sie Talent, ne?), also drohte ich hier noch kurz hinterher und schnappte mir dann den kleinen Rabauken, um ihn in den Schlafsack zu stecken. Er warf seinen Kopf nach hinten und ich biss ihn in den Nacken.

“Nangnangnangnang,” machte ich. Er quietschte. “Nan-nan-nan,” antwortete er.

Ich drückte meine Nase in seine verschwitzten Haare und hielt ihn dann fest.

“Ist jetzt langsam Zeit ins Bett zu gehen, mein Kleiner”, sagte ich.

Er legte sich in meinen Arm und wurde ruhig. Dann kam Nummer 2 und nahm ihn mir ab.

“Ich bringe ihn ins Bett!” meinte sie begeistert.

Mein schmerzender Fuß dankte es ihr. Ich humpelte zum Sofa und fand eine Nachricht von meiner Frau. Ich sollte über “Väterglück” schreiben, las ich. Vielleicht versuche ich es ja doch einmal.



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