Vater und Sohn hatschen zum Zahnarzt

Blümchen und Pralinen sind für das Personal.

“Das ist für den besonderen Aufwand heute”

So die Einleitung zur Instruktion.

“Meinem Vater schmerzt der Zahn. Aber reden kann er selbst nicht mehr so gut. Die Hände zittern, wie sie sehen, er kann also nicht mehr genau zeigen, wo es weh tut.

Es ist der Dreier, unten links.

Sagen sie bitte dem Arzt, dass es überhaupt keinen Sinn macht, eine Frage zu stellen, die eine Alternative zulässt. Er kann sich inzwischen nicht mehr entscheiden und da er – wahrscheinlich unterbewusst – den eigenen Zustand dennoch wahrnimmt, wird er mit jeder Frage, die er nicht beantworten kann, unglücklich.

Also, wie gesagt, der Dreier unten links braucht eine neue Füllung. Keramik ginge, ich würde zuzahlen…”

Der Blick der Zahnarzthelferin stellt Fragen.

Denn dass wir bei ihr richtig sind, weiß sie wohl. Aber offenbar gibt es Krankheiten – entdeckt sie vielleicht erstmals in ihrem kurzen Berufsleben – die ebenso schlimm sind, wie die bösen  Zahnschmerzen. Oder schlimmer. Oder anders schlimm.

Ich sehe sie ruhig an, sage schließlich “Pflegestufe 2” – einfach nur, um endlich einen Punkt zu setzen. Um nicht mehr so angestarrt zu werden.

Sie will nett sein. Will mir Mut machen. Will sagen, dass auch sie sich auskennt.

“Ich weiß, ich weiß, dafür kann er nichts – So etwas vererbt sich immer nur.”


Filed under: Ältere, Семья Tagged: Demenz, Zahnweh

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