Vater, Mutter und der heilige Benedikt

 

von Inge M. Thürkauf

Die geistig-geistlichen Werte, die uns durch den Vater des abendländischen Mönchtums in seiner Regula aufgezeichnet wurden, haben von Anfang an weit über die Reihen der Mönche hinaus Beachtung und Wertschätzung erfahren. Obwohl die Regula Benedicti für das Gemeinschaftsleben eines italienischen Klosters des 6. Jahrhunderts geschrieben wurden, hat sie bis heute ihre Bedeutung erhalten und ist auch für Laien zum Leitfaden auf der Suche nach Lebenssinn und Lebenserfüllung geworden. Ihre Weisungen verbinden die Forderung nach Gehorsam und Disziplin mit Duldsamkeit, Mitgefühl und Freude an Gott. Schon ihre ersten Worte: „Höre, mein Sohn, … neige das Ohr deines Herzens; nimm die Mahnung des gütigen Vaters willig an …, um dem wahren König, Christus, dem Herrn, zu dienen“, spiegeln die innere Dynamik in der Beziehung des Vaters zu seinen Kindern wider.

Daher sind die Prinzipien des Zusammenlebens, welche die Regeln vermitteln, auch gültig für das Zusammenleben in der durch den Liberalismus so bedrohten Familie. Es ist eine Regel für die Praxis, die jeder nachvollziehen kann, der sich um ein harmonisches Familienleben bemühen will.

Kinder brauchen Mütter und Väter. In unserer Zeit erleben wir aber einen im Christentum noch nie gekannten Verlust der elterlichen Autorität, vor allem der Autorität des Vaters. Im Gefolge der Geisteshaltung des Neuen Zeitalters (New Age) haben die Kräfte des Feminismus und der Homosexualität die Macht über die schöpfungsgemäße Vaterschaft erlangt, und zwar in einer Weise, die radikal im Widerspruch steht, nicht nur zum Christentum, sondern auch zur religiösen und moralischen Tradition der Menschheit. Diese Umordnung der Schöpfungsordnung hat den Mann in eine Situation geworfen, die ihn substanziell verunsichert. Er ist aus seiner Aufgabe als Vater und Haupt der Familie herausgefallen.

Die Frau ist dem Mann als Hilfe beigegeben: „Ich will ihm eine Hilfe machen, ihm zur Seite“, lesen wir in der Genesis. Diese Hilfe hat ihm die Frau durch ihre Emanzipationsbestrebungen aufgekündigt. Damit wurde ihm die Stütze genommen, ohne die er in Gefahr gerät, ohne Hilfe hilf-los zu werden.

Die Ordensregel des hl. Benedikt kann hier zur Richtschnur werden und heilen, was in der Vergangenheit zwischen Frau und Mann zerbrochen wurde. Der Nährboden für die verschiedenen feministischen Bewegungen, deren Vertreterinnen den Männern den Krieg erklärt haben, war nicht zuletzt die Entwürdigung und Entrechtung, die sie durch die Männer erfahren haben. Gott verlangt vom Mann nicht weniger Tugenden als von der Frau. Es braucht die gegenseitige innere Formung der Eheleute, das beharrliche Bemühen, miteinander heilig zu werden. Dies ist letztlich der Hauptgrund und eigentliche Sinn der Ehe. Es ist ein Geben und Nehmen in Vertrauen und Liebe.

Die benediktinische Regel bietet gerade für den Mann am Verhältnis des Abtes zu seinen Mönchen ein Vorbild für den natürlichen Vater zu seinen Kindern.

Zu Beginn der Ordensregel beschreibt ein langes Kapitel das Wesen des Abtes. Er soll ein liebender, reifer und starker Mann sein, der die Würde Christi in sich trägt. Seine Verantwortung und seine Autorität betrachtet er als von Gott geschenkt. Um sein Kloster würdig leiten zu können, muss er den Titel bedenken, mit dem er angeredet wird: Vater.

Gleichermaßen steht der Vater der christlichen Familie vor, der eines Tages, wie der Abt, für seine „Herde“, zur Verantwortung gezogen werden wird. Er weiß, daß ihm Seelen anvertraut sind, die er zu Gott, zur Kirche, zur Heiligkeit führen soll. Und daß gerade dem Mann diese hohe Aufgabe gegeben ist, zeigt folgender Bericht:

Vor ca. 15 Jahren führten die schweizerischen Behörden eine Umfrage durch, die untersuchen sollte, wie Religion von einer zur nächsten Generation weitergegeben wird. Die Umfrage ergab, daß in Familien, in denen der Vater regelmäßig zur Kirche ging und die Mutter ihren Glauben nicht praktizierte, 44 Prozent der Kinder später regelmäßig Kirchgänger wurden. War jedoch der Vater nicht praktizierend, selbst wenn die Mutter regelmäßig die Kirche besuchte, so wurden nur zwei Prozent dieser Kinder regelmäßige Kirchgänger, während mehr als sechzig Prozent niemals zur Kirche gingen. Ein anglikanischer Vikar kommentierte dies wie folgt:

„Die Ergebnisse sind schockierend, sollten aber nicht überraschen. Sie sind so politisch unkorrekt wie nur denkbar, bestätigen jedoch einfach nur das, was Psychologen, Kriminologen, Erziehungswissenschaftlern und traditionellen Christen bereits bekannt ist. Gegen die Biologie der schöpferischen Ordnung kommt man nicht an. Der väterliche Einfluss steht in keinem Verhältnis zu der ihm in der liberalen westlichen Gesellschaft zugewiesenen – und stark reduzierten Rolle.“

Eines bringt diese Mitteilung recht klar zum Ausdruck: Die Beziehung zwischen Vater und Kind ist sehr entscheidend für die Beziehung des Kindes zu Gott. Wir übertragen nicht selten die Erfahrung unseres Vaterbildes auf unser Gottesbild. Der Abt der Regula wie auch der christliche Familienvater wissen, dass sie in ihrer Aufgabe als Vater auf die Gnade und Hilfe Gottes angewiesen sind. Für beide gilt: dem Stande eines jeden einzelnen entsprechend ein Leben mit den Sakramenten zu führen, im Gebet vor den Herrn zu treten und um seine Hilfe zu bitten.

Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen, sind wir für die Anforderung, die der Herr an uns stellt, nämlich heilig zu werden, völlig ungeeignet. Doch die Barmherzigkeit Gottes hat uns alle Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, um das höchste und größte Ziel, die Vereinigung mit Gott in der Ewigkeit, erreichen zu können. Die Liebe, mit der wir zu Gott gehen sollen, besteht im Willensakt, die Gnaden, die er für uns bereit hält, auch empfangen zu wollen.


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