USA: Wirtschaftswachstum durch Statistiktricks

Wahrscheinlich kennt Jeder den Satz "Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe". Dieses (fälschlicherweise Winston Churchill zugeschriebene) Zitat wird angesichts der Pläne der US-Regierung, die BIP-Berechnung auf eine neue Grundlage zu stellen, wieder aktuell. Statistisches Wachstum statt Realwachstum, so sieht die amerikanische Wirklichkeit aus.

Washington war in Sachen Berechnung des Wirtschaftswachstums schon immer etwas originell. Neben den quanititativen Produktionszuwächsen werden schon seit dem Jahr 1986 auch qualitative Zuwächse in die Kalkulation miteinbezogen. Dies nennt man auch "hedonische Preisberechnung".

Beispiel für die hedonische Preisberechnung

Wenn beispielsweise Apple ein neues iPhone auf den Markt bringt, welches nach Einschätzung der Statistiker um 20% besser ist als das Vorgängermodell, jedoch zum gleichen Preis verkauft wird, fließt diese Qualitätssteigerung mit ein. Das heißt: Verkauft Apple eine Million iPhones z.B. um 500 Dollar pro Stück, trägt dieses Produkt 500 Millionen Dollar zur Wirtschaftsleistung bei. Wenn jedoch eine Million des neuen iPhones ebenfalls zum Preis von 500 Dollar pro Stück verkauft werden, berechnen die Ökonomen 600 Millionen Dollar für das BIP ein. Die US-Wirtschaft wächst in diesem Beispiel um 100 Millionen Dollar, obwohl nicht mehr Geld umgesetzt wurde. Das Selbe gilt für die neuen MS-Windows-Versionen, Chips von Intel, Autos von General Motors, und allen anderen Produkten.

In den Vereinigten Staaten werden für die Berechnung des Preisindex allerdings noch weitere Anpassungen eingesetzt. So werden Teuerungen von Produkten untergewichtet wenn eine vergleichbare Ware im Preis günstiger bleibt: Steigt der Preis von Nudeln während der von Reis gleich bleibt so wird unterstellt dass der US-Verbraucher häufiger Reis kauft um Geld zu sparen. Der Anteil an Nudeln im Warenkorb zur Berechnung des Preisindex wird dann automatisch verringert. So kann man die Inflation natürlich auch herunterrechnen. Ein Beispiel für die errechneten Unterschiede findet man auch bei Shadowstats, welche auch die unten stehende Grafik erstellt haben.

Der Unterschied zwischen der tatsächlichen und der statistischen Inflation in den USA. Grafik: www.shadowstats.com

Neue Berechnungsmethode

Da die US-amerikanische Regierung unter Präsident Obama mit den aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen nicht zufrieden ist, müssen sich diese dem Willen der US-Administration unterordnen. Ergo haben die Ökonomen neue Wege gefunden, das BIP künstlich aufzublasen, ohne hierbei tatsächlich einen in Geld messbaren Mehrwert zu schaffen. Hierbei werden "immaterielle Werte" aus künstlerischem Schaffen monetär bewertet. Hollywoodfilme, Bücher oder die musikalischen Erfolge von US-Künstlern werden nun nicht mehr alleine durch den Umsatz aus Verkäufen bewertet, sondern auch durch den "künstlerischen Wert".

Hinzu kommen die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, welche bislang als Vorleistungen von Produkten galten. Nach der neuen Berechnungsmethode gelten sie als Investitionen. So kann man natürlich auch die Investitionsquote deutlich nach oben treiben, ohne dass sich tatsächlich etwas an den Investitionsausgaben der US-Wirtschaft geändert hätte.

Die Folgen dieser Umstellungen

Für die amerikanische Regierung bringen diese Änderungen positive Effekte mit sich. Immerhin wächst dadurch die US-Wirtschaft (statistisch) um etwa 2-3%, ohne dass sich etwas an den ökonomischen Tatsachen geändert hätte. Auch die Verschuldungsquote im Vergleich zum BIP sinkt dadurch schlagartig von 73 auf 71%. Die jüngst überarbeitete Defizitprognosen des Haushaltsbüros des US-Kongresses (CBO) gehen zudem davon aus, dass sich das US-Haushaltsdefizit nach 7% des BIP im Jahr 2012 auf etwa 4% in diesem Jahr reduzieren werde. Dies ist natürlich auch auf die automatischen Ausgabenkürzungen zurückzuführen. Die neue BIP-Berechnung wird hierbei jedoch auch ihren Beitrag leisten.

Das US-Wirtschaftswachstum. Der Unterschied zwischen Realität (rot) und der öffentlichen Darstellung (blau). Grafik: www.shadowstats.com

Wie die Grafik oben zeigt, sinkt die tatsächliche Wirtschaftsleistung seit 2001 (mit Ausnahme von 2004) ständig weiter. Die kreative BIP-Berechnung der Regierungsstatistiker hingegen hält das Bild von einer robusten US-Wirtschaft für die Öffentlichkeit aufrecht. Mit der neuen Berechnungsmethode wird der Abstand zwischen Realität und Fiktion jedoch noch weiter vergrößert.

Während die amerikanische Infrastruktur auf das Niveau eines Schwellenlands zurückfällt, und immer mehr Städte und Bundesstaaten kollabieren (siehe auch hier), feiert die US-Administration ihr neu aufpoliertes Potemkin'sches Dorf. Hinter den glänzenden Statistikfassaden für die Öffentlichkeit verbirgt sich ein ökonomisches Trümmerfeld. Man darf sich die Frage stellen, wie lange dieses Trugbild noch aufrecht erhalten werden kann, bevor das System implodiert.


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