Bina und Francis haben in ihrem Reiseblog my-road.de ein kniffliges Thema in den Raum gestellt, das ich von meinem Gesichtspunkt angehen will. Ich kann einigen Ansichtspunkten von Francis, der den Artikel verfasst hat, nicht ganz nachvollziehen. Er gibt zu, dass seine Ansicht von Urlaub besonders durch den Pauschalurlaub geprägt wird. Damit geht schon gleich ein negativer Beigeschmack in seinem Werturteil daher. Ich stehe auf dem Standpunkt, dass der typische Pauschalurlaub nicht mein Ding ist, aber durchaus auch nicht zu verurteilen. Millionen Pauschis können sich nicht irren. Ihnen liegt einfach daran die “schönsten Tage” des Jahres auf relaxte Art zu verbringen. Das heißt nicht, dass einige nichts währenddessen tun, und es heißt auch nicht, dass alle Pauschalurlauber ignorant sind.
Klischees vom deutschen Urlauber
Was wir sehen, das sind die typischen Floskeln und BILD-Klischees vom Vollgefressenen oder besoffenen Pauschi, der in Malle mit kurzer Hose, heraushängender Flauze und Badelatschen in die Kirchen geht und dort pöbelt. Ein Pauschalurlauber, kann, muss aber nicht ein besoffener Ballermann Besucher sein. Nur wer diese Reiseart wählt, ist kein Trunkenbold und oberflächlicher Geselle. Er legt nur andere Maßstäbe an.
Die Backpacker Gemeinde hält sich in meinen Augen für die Travel-Propheten schlechthin. Im Grunde sind sie zum größten Teil ein dreckiges, versoffenes Pack, das die Pfade einer abgelutschten Reisebibel aus den USA und anderen Reiseführern abtrampelt. In Südamerika ist nicht umsonst von dem Gringo-Pfad die Rede.
Und selbst unter den Globetrottern bilden sich Hierarchien, die schon an ein absurdes Panoptikum grenzen. Da saufen sie sich in den Hostels oder den einschlägigen Backpacker Kneipen die Hucke voll, feiern Party und klappern die “off the beaten path” Insider Tipps ab. Die kennt natürlich jeder, weil sie ja schon im WWW stehen. Die “einzigartigen Abenteuer” werden gleich noch mitgeschildert.
Das ist in meinen Augen durchaus akzeptabel, denn auf diesem Globus gibt es nichts Einzigartiges mehr zu erleben. Wo du hinwillst, kommen andere immer schon her. Das einzige was den Unterschied beim Reisen oder Urlaub machen wirklich ausmacht, ist das Bewusstsein.
Jeder, egal, welche Reiseart er auch bevorzugt, kann unvergessliche Erlebnisse und Eindrücke für sich mitnehmen. Egal, ob kultureller oder geografischer Art. Ich habe schon Leute gesehen, die waren hin und weg stundenlang Fischern beim Ausnehmen des Fangs zuzuschauen. Andere sind selbst dann nicht zufrieden, wenn sie den Mount Everest bestiegen haben.
Die Reisejagd nach den Superlativen
Weiß eh nicht, was daran so toll sein soll? Doch halt, ich weiß es. Es ist die Jagd nach dem Bessersein, dem Andersleben, dem Ausgefallenen, dem Einsamsten, dem Höchsten, dem Besten, dem Sparsamsten – schlechtweg, die Jagd nach den Superlativen in jeglicher Hinsicht. Ob Reisen oder Urlaub, ob in der Ferne oder vor der Haustür, es kommt ganz auf das persönliche Feeling an. Rekorde bedarf es da keiner und Moralaposteleien ebenfalls nicht. Backpacker, Globetrotter, Weltreisende und was auch immer, in jeder Gruppe gibt es solche und solche.
Die Reise-Gurus
Was mir furchtbar auf den Geist geht, sind die Besserwisser und die Typen, die mit einer Masche die Dummköpfe umgarnen. Die selbsternannten Reise-Gurus, die in der großen Presse wegen ihrer angeblich so tollen Blogs gelobt werden, in denen immer die gleiche Leier steht. Wie packe ich meinen Rucksack optimal? Was gehört dazu? Wie spare ich hier und wie komme ich da billig hin? Und dann noch die Reise und Urlaubs-Philosophen, die was von der perfekten Travel-Harmonie beim Yoga Reisen erzählen. Alles eine faule Masche, um damit Kohle zu machen. Jemand, der das wirklich auslebt, wird seine Erfahrungen nicht im Netz breitschlagen und gleichzeitig noch eine Verkaufsseite integriert haben.
Reisen oder Urlaub, nenn es wie du willst. Jeder kann auf seine Art von jeder Reiseart profitieren. Nur wenn einer Business damit macht, dann wird alle Kritik sofort unglaubwürdig. Meine auch. Aber ich gebs wenigstens zu.
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