Habt ihr auch noch Berge von alten Musikkassetten im Keller und könnt euch irgendwie nicht davon trennen? Dann ist vielleicht ein Upcycling-Workshop bei Jessica Chuan Yi Xin das Richtige für euch. Die Designerin und Aktivistin aus Singapur zeigt euch, wie ihr euren alten Schätzen ein zweites Leben schenken könnt. Sie webt einen glänzenden „Musikstoff“ aus den Bändern, der überraschend haltbar und vielseitig einsetzbar ist. MusicCloth® ist mittlerweile offiziell als Material anerkannt.
Mit Upcycling gegen Elektroschrott
Alles fing damit an, dass Jessica, auch JJ genannt, bei sich zuhause auf einen Stapel alter Musikkassetten stieß. Die Modedesignerin und Absolventin der renommierten Parsons School of Design in New York überlegte, was sie aus den Tapes machen könnte, statt sie einfach wegzuwerfen und damit zum weltweit wachsenden Berg von Elektroschrott beizutragen. Allein 2016 fielen fast 45 Millionen Tonnen davon an! Von der Idee, Stoff aus den Bändern zu weben, bis zum endgültigen Produkt vergingen neun Monate, in denen JJ und ihre Mutter mit einem Webstuhl herumexperimentierten.
Ein außergewöhnliches Material für Taschen, Kleider und Kunst
Ende 2016 war es dann soweit: JJ startete eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne für das erste Produkt aus MusicCloth®, eine Tragetasche. Inzwischen hat sie das Studio Rehyphen gegründet und will Menschen für Upcycling Design begeistern und für das wachsende Problem mit dem Elektroschrott sensibilisieren. Weil der Stoff in Handarbeit gewebt wird, dauert seine Herstellung sehr lange. Trotzdem werden inzwischen nicht nur Taschen, sondern auch Geldbörsen, Notizbücher und Textilien aus dem geschmeidigen Material hergestellt. Auch für Kunstprojekte wird MusicCloth® genutzt, und über die Experience-Plattform von Airbnb können Singapur-Besucher jetzt im zweistündigen Workshop “Ready, Cassette, GO!” lernen, wie sie Kunstwerke aus ihren alten Kassetten herstellen können. Die Teilnehmer weben ein Motiv für ein Poster aus dem Material – den Umriss von Singapur oder ein Seitenporträt zum Beispiel.
Upcycling-Kunst: Die andere Seite der Dinge zeigen
Ihre Motivation erklärt JJ so: „Wir möchten Menschen dazu anregen, Müll mit anderen Augen zu sehen, und neugierig zu werden, wie Dinge hergestellt werden. Wir werfen Sachen weg, weil sie kaputt sind, nicht mehr verwendbar oder weil sie ihren Reiz verloren haben. Wir hingegen werten Alltagsgegenstände zu Kunstobjekten auf, und zeigen, dass Upcycling-Kunst keine Umweltbewegung ist. Vielmehr erinnert sie uns daran, dass es das Wesen der Kunst ist, die andere Seite des Daseins wahrzunehmen.“
MusicCloth® wurde inzwischen in die Sammlung von Material ConneXion in New York aufgenommen, einer Datenbank mit über 8000 innovativen und nachhaltigen Materialien für Produktdesigner. Das Material ist außerdem für den Golden Pin Design Award nominiert, ein Designpreis für chinesischsprachige Länder.
Mehr Infos: https://www.rehyphen.org